Erstmals wird der neue Trainer des FC Zürich, Mitchell van der Gaag, am heutigen Montag mit seinem Team trainieren. Zuvor trat er noch vor die Medien und sprach von seinen Plänen mit dem Klub – und wie ihn der Super-League-Verein überzeugen konnte.
So sei FCZ-Sportchef Milos Malenovic nach Lissabon gekommen, wo van der Gaag wohnte, und habe lange mit ihm über Fussball gesprochen und darüber, was es bedeutet, Zürich zu trainieren. Der FCZ sei ein grosser Klub in der Schweiz, «sonst wären nicht so viele von Ihnen hier», sagte der niederländische Trainer zu den anwesenden Journalistinnen und Journalisten.
In den Gesprächen mit Malenovic und Präsident Ancillo Canepa sei schnell klar geworden, dass der Klub und der Trainer eine ähnliche Sichtweise haben und dieselbe Spielphilosophie verfolgen wollen. «Wir wollen das Spiel bestimmen, ballbesitzorientiert und mit hohem Pressing spielen», so der 53-jährige van der Gaag, der zuletzt von 2021 bis 2024 Assistenztrainer von Erik ten Hag bei Ajax Amsterdam und Manchester United war.
Dass er nun statt Superstars wie Cristiano Ronaldo oder Bruno Fernandes Super-League-Spieler trainiert, sieht er nicht als Problem. «Wer nur mit Topstars arbeiten kann, hat ein grosses Problem», findet van der Gaag, sagt aber: «Ich muss mich an den Schweizer Fussball anpassen und die Spieler sich an mich. Aber das mag ich am Trainersein. Ich kann lehren und trainieren.»
Sein Ziel sei es, den Klub wieder nach Europa zu führen. Das gaben auch Malenovic und Präsident Ancillo Canepa immer wieder als Ziel aus. Aus finanzieller Sicht «gibt es keinen Weg daran vorbei», berichtete Canepa gar. Das Potenzial im Team sei gross, lobte van der Gaag, der viel Erfahrung in der Arbeit mit jungen Spielern hat. Auch das war ein Pluspunkt für die Führung des FCZ, der die letzte Saison auf dem achten Platz abschloss. Van der Gaag erklärte: «Viele der Spieler sind noch nicht bereit, aber ich hoffe, dass wir sie zu guten Spielern entwickeln können.»
Ein grosses Thema war bei der Trainervorstellung auch das Kader. Malenovic verkündete gleich drei Abgänge: Die Kaufoptionen von Mounir Chouiar und Juan Perea werden nicht gezogen. Ausserdem wurde der Vertrag mit Rodrigo Conceição im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst. Bei Nikola Katic, Nemanja Tosic und Daniel Afriyie stehen die Zeichen ebenfalls auf Abgang. Anders sieht dies bei Samuel Ballet aus. «Er will gerne bleiben und wir wollen ihn behalten», so Malenovic, «wir befinden uns gerade in Gesprächen mit Como.»
Vielmehr wollte er zu den Kaderplanungen aber nicht sagen. Lediglich: «Noch ist gar nichts fertig, es gibt sehr viel Arbeit. Wir haben Chancen, sehen Möglichkeiten. Es gibt Platz für neue Spieler und ich bin guten Mutes, dass wir wieder angreifen können.» Als der 40-Jährige nach den grössten Baustellen im Kader gefragt wurde, fuhr Präsident Canepa dazwischen: «Wir haben keine Baustellen.» Nach weiteren Fragen zu Transferplänen haute Canepa auf den Tisch: «Es ist der erste Trainingstag, lasst uns ‹gopfertelli› etwas Zeit.»
Besser gelaunt war Canepa, als er über den neuen Coach sprach: «Mitchell van der Gaag war unser absoluter Wunschkandidat. Es ist eine grosse Ehre, einen Trainer dieses Formats zum FCZ zu holen. Wir mussten keine anderen Gespräche führen und sind sehr beeindruckt.» Schon bei vergangenen Trainern sprach der 72-Jährige von einem Wunschkandidaten. Nun sagte er: «Wir waren immer davon überzeugt. Wenn ich es in der Vergangenheit aber vielleicht zu 99 Prozent war, bin ich heute 100 Prozent überzeugt, dass wir einen Top-Top-Trainer geholt haben.»
Van der Gaag habe schon mit seiner Vorbereitung überzeugt. «Als wir uns getroffen haben, hat er keine 0815-Präsentation gemacht. Es war beeindruckend, wie er aufgezeigt hat, was seine Prinzipien sind und wie er das Team weiterentwickeln will», lobte Canepa, «so etwas habe ich noch nie erlebt.» Auch Malenovic schwärmte: «Er weiss schon über jeden Spieler Bescheid, hat uns einen Bericht über jeden einzelnen gemacht. Er ist sehr fleissig.»
Ob der Sportchef in der nächsten Saison weiterhin auf der Ersatzbank sitzen werde, liess er offen. Van der Gaag erklärte, sich nicht dagegen zu sträuben, wenn es dem Team helfe. «Ich habe viel gesehen, besonders in Portugal. Hätte ich nur in den Niederlanden gearbeitet, würde ich es komisch finden, wenn jemand, der nicht zum Team oder dem Staff gehört, auf der Ersatzbank sitzt.» Aber er sei offen und wolle dies erst einmal mit Malenovic besprechen.
Zeit dafür ist bis zum Saisonstart am 25. Juli genug. Ebenso lange hat Mitchell van der Gaag Zeit, um sein Team kennenzulernen. Und gemeinsam mit Sportchef Malenovic und Präsident Canepa womöglich noch einige Änderungen vorzunehmen.