Sechs Runden sind noch zu absolvieren. 540 Minuten plus Nachspielzeit, bis der Absteiger aus der Super League feststeht. Nochmals zwei Barrage-Spiele später ist dann endgültig klar, welche zehn Teams in der kommenden Saison in der Super League spielen werden.
Theoretisch sind Basel, Lugano, Servette und Lausanne auf den Rängen 2 bis 5 noch nicht aus dem Schneider. In der Praxis dürften sie mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben. Der direkte Absteiger und der Teilnehmer an der Barrage (der Vorletzte der Super League trifft auf den Zweiten der Challenge League) wird aus dem Quintett Luzern, Zürich, St.Gallen, Vaduz und Sion ermittelt.
An der Offensive liegt es nicht, dass Luzern gegen den Abstieg spielt. Lediglich YB hat mehr Tore geschossen. Doch nur gerade Schlusslicht Sion hat noch mehr Treffer kassiert als der FCL. Da ist es ein Lichtblick, erhielten die Innerschweizer in den letzten zwei Spielen kein Gegentor (0:0 in St.Gallen, 1:0 gegen Lausanne).
Vielleicht gerade noch rechtzeitig hat Trainer Fabio Celestini die Spielweise angepasst, indem das Hauptaugenmerk nun auf der Defensive liegt. Nach einer Schwächephase mit nur einem Punkt aus vier Spielen hat sich Luzern so wieder gefangen. Es kann sich in den nächsten beiden Spielen womöglich bereits retten. Wenn es die direkten Gegner Zürich und Vaduz schlägt, ist das eine Vorentscheidung. Andernfalls steckt der FCL aber wieder mitten im Abstiegskampf.
Die Frage wird sein, wie sehr der Cup eine Ablenkung ist. Gerade wenn man den Halbfinal gegen Aarau gewinnt, dürfte es nicht einfach sein, den Fokus auf die Liga zu legen und nicht nur noch den ersten Cupfinal Luzerns seit neun Jahren im Kopf zu haben.
Restprogramm: Zürich (H), Vaduz (A), Servette (H), Sion (A), YB (A), Lugano (H).
Nur ein Sieg in den letzten zehn Spielen, seit sechs Partien ohne Erfolg – der FCZ steckt in der Krise. Noch betont zwar Mittelfeldspieler Benjamin Kololli nach der nicht zwingenden 1:2-Niederlage gegen YB gestern im «Blick»: «Wenn wir so weiterspielen, brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.» Aber wenn sich Kololli da nur nicht täuscht … Schon 2015/16 glaubte man beim FCZ zu lange, man sei zu gut für den Abstieg. Damals endete es mit dem Fall in die Challenge League.
Fakt ist, dass die Formkurve gegen Zürich spricht. Als Massimo Rizzo im Spätherbst zunächst Interimstrainer war, holte sein Team in elf Partien im Schnitt 1,64 Punkte pro Spiel. Seit er an Heiligabend eine Festanstellung erhielt, sank dieser Wert in 16 Auftritten auf exakt einen Punkt pro Spiel. «Meine Aufgabe ist es, endlich mehr Konstanz und Kontinuität hinzubekommen», sagte Rizzo schon vor drei Wochen in der NZZ. Bis jetzt ist ihm das nicht gelungen.
Schlechtes Omen? In der letzten Runde empfängt der FCZ zuhause Vaduz – wie damals beim Abstieg vor fünf Jahren. Damals nützte ein 3:1-Sieg nichts mehr, weil die Zürcher auf gegnerische Schützenhilfe angewiesen waren.
Restprogramm: Luzern (A), Lugano (H), Lausanne (A), St.Gallen (H), Basel (A), Vaduz (H).
So trist die jüngste Bilanz des FC Zürich ist, so ernüchternd fällt sie auch beim FC St.Gallen aus. Seit mittlerweile acht Meisterschaftsspielen warten die Ostschweizer auf einen Sieg. Dass sie das Gewinnen nicht verlernt haben, bewiesen sie im Cup: Dank überzeugenden Erfolgen gegen YB und GC zogen sie in den Halbfinal ein.
Die St.Galler, die sich in der Vorsaison lange ein Titelrennen mit YB lieferten und am Ende Zweite wurden, gehen auf dem Zahnfleisch. Der offensive Fussball, den Peter Zeidler spielen lässt, erfordert viel Kraft und Ausdauer. Weil der Spielplan wegen Corona aus vielen englischen Wochen besteht, gibt es kaum Pausen, um sich zu erholen. So gesehen ist es Gift, dass die Grün-Weissen im Cup-Halbfinal gegen Servette versuchen, erstmals nach 1998 wieder in den Final zu kommen. «Der Rhythmus derzeit ist natürlich höllisch, aber das ist keine Entschuldigung», sagte Zeidler nach dem 0:2 in Lugano am Mittwoch. Wenn es gelinge, diese Enttäuschung rasch abzuhaken, «werden wir am Samstag gewinnen.» Dann steht ein Sechs-Punkte-Spiel gegen Vaduz an.
Klar ist längst, dass die Abgänge nach der fabelhaften Vorsaison nicht adäquat ersetzt werden konnten. Captain Silvan Hefti fehlt ebenso wie die insgesamt 33 Tore des Sturmduos Cedric Itten und Ermedin Demirovic. Schoss der FCSG in der Vorsaison 79 Tore, so sind es jetzt nach 30 Runden gerade mal 35. Nur Vaduz durfte noch seltener jubeln. St.Gallen muss so rasch wie möglich effizienter werden: Nur YB schiesst noch öfter aufs gegnerische Tor, doch kein Team hat eine schlechtere Abschlussquote (Tore pro Schuss) als die Ostschweizer.
Restprogramm: Vaduz (H), Basel (A), Sion (H), Zürich (A), Lausanne (H), Servette (A).
Die Auferstehung des FC Vaduz ist etwas, das wohl fast niemand dem Team zugetraut hätte. Als es nach 13 Runden in die Weihnachtspause ging, hatten die Liechtensteiner magere sechs Pünktchen auf dem Konto. Doch im Jahr 2021 holte nur Meister YB mehr Zähler als Vaduz.
Trainer Mario Frick erkannte, dass die Zahl der Punkte die einzige ist, auf die es ankommt. Der Rekordtorschütze des Fürstentum Liechtensteins änderte die Taktik, setzt auf ein 5-4-1-System und sagt: «Im Abstiegskampf geht's nicht ums Schönspielen, sondern einfach ums Gewinnen.» Mit der Igel-Taktik des Aussenseiters holte Vaduz selbst bei YB ein 1:1 und siegte in Basel 2:1.
Der grosse Vorteil der Vaduzer ist: Sie wussten schon von der ersten Minute der Vorbereitung an genau, dass sie bis zur letzten Runde um den Ligaerhalt kämpfen müssen. Sie gaben sich nie der Illusion hin, wie die Gegner von mehr zu träumen und nun plötzlich von der Realität überrascht zu sein.
Restprogramm: St.Gallen (A), Luzern (H), Lugano (A), YB (H), Servette (H), Zürich (A).
Auf dem Papier hatten die Walliser zuletzt oft ein gutes Team – das dann aber stets enttäuscht hat. Die Endplatzierungen der letzten fünf Jahre lauten: Rang 5, Rang 4, Rang 6, Rang 8, Rang 8. Auch in diese Saison ging Sion mit grösseren Zielen, Präsident Christian Constantin holte mit Fabio Grosso einen Trainer, der als Spieler Weltmeister war und er leistete sich den alternden YB-Goalgetter Guillaume Hoarau.
Während Grosso – man darf bei Sion in diesem Zusammenhang das Wort «traditionsgemäss» verwenden – das Saisonende nicht auf seinem Posten erlebt, war Hoarau lange ein Schatten seiner selbst. Auch weil ihn Verletzungen stoppten, blieb er lange torlos – ehe es im 15. Einsatz klappte. Im 16. Spiel legte Hoarau gleich nach, er schoss beim 5:3-Spektakelsieg Sions gestern bei Servette nicht nur ein Tor, sondern bereitete zwei weitere vor.
Nach fünf Spielen mit nur zwei Punkten haben die Walliser die Kurve mit diesem Sieg zwar noch nicht gekratzt. Aber sie haben vielleicht gerade noch rechtzeitig den richtigen Kurs einschlagen können. Ihre Hypothek bleibt es, dass momentan drei Punkte auf den Barrageplatz fehlen – und dass Sion gemeinsam mit Vaduz die klar schlechteste Tordifferenz aufweist.
Präsident Constantin versprach im «Blick» bereits, auch bei einem Abstieg zu bleiben. «Ohne mich geht der FC Sion als Profiverein unter. Potenzielle Käufer hat's weit und breit keine. Also bleibe ich, unabhängig von der Liga. Ich bin ohnehin nicht der Typ, der von Bord geht, wenn das Schiff Seitenlage hat.»
Restprogramm: YB (A), Lausanne (H), St.Gallen (A), Luzern (H), Lugano (A), Basel (H).
Bernoulli2
cheko
slash_
Neben der aktuellen Form spricht vor allem die Ineffizienz vor dem Tor, der intensive Spielstil sowie die vielen individuellen Fehler für einen Abstieg.
Am Samstag kommte es ja schon zum ersten Mal zu einem 6-Punkte-Spiel, da sehe ich für die Ostschweizer schwarz.