Die Königsklasse startet mit einem Knaller: Triple-Sieger Barcelona empfängt heute den englischen Tabellenführer Arsenal. Mittendrin sind zwei der prägendsten Schweizer Nationalspielerinnen dieser Generation: Die Rekordtorschützin Ana-Maria Crnogorcevic bei Barcelona trifft auf Arsenals Lia Wälti, Captain des Nationalteams. Für die Londoner spielen auch Noëlle Maritz und die derzeit verletzte Malin Gut.
Einige Tage vor dem Duell auf dem grünen Rasen treffen sich Crnogorcevic und Wälti zum virtuellen Austausch. Die Stimmung im Gespräch ist gelöst, die Vorfreude einander bald live wiederzusehen gross. Die Fussballerinnen erzählen davon, wie sie gemeinsam im Kreis des Nationalteams die Auslosung der Königsklasse verfolgt haben und hofften, dass auch noch Servette in diese Gruppe C gelost wird. Stattdessen komplettieren Hoffenheim mit Luana Bühler und die Däninnen von Koge das Feld.
Dass es zum Start sogleich gegen eine gute Freundin geht, mache das Duell spezieller, findet die Langnauerin Wälti vor dem Berner Duell mit der Steffisburgerin: «Es ist kein Spiel wie jedes andere, wenn auf der Gegenseite Ana spielt.» Crnogorcevic ergänzt: «Wir kennen uns schon so lange und gut. Seit dem U19-Nationalteam spielen wir zusammen, haben schon sehr viel miteinander erlebt. Ich freue mich.»
Die Freude, in diesem ersten Champions-League-Spiel der Saison gegeneinander zu spielen, ist dank eines neuen Modus noch ein wenig grösser, erzählt Wälti. Erstmals gibt es in der Königsklasse der Frauen Gruppenspiele, wie man es sich schon von den Männern gewohnt ist. «Das macht das Duell schöner, weil es keinen Sieger geben muss», so Wälti, die sich über die Änderung freut. «Dadurch kommen nur die besten Teams weiter.» Crnogorcevic nickt zustimmend. «Diese Gruppenspiele erinnern mich an früher. Als Kind durfte ich immer die erste Hälfte der Champions League schauen, danach musste ich ins Bett. Jetzt spielen wir selber um 21 Uhr in der Champions League. Das passt.»
Barcelona und Arsenal sind zwar noch immer klingende Namen von Spitzenklubs, bei den Männern aber längst nicht mehr ganz oben anzusiedeln. Das ist im Frauenfussball anders. Beide Teams sind ausgezeichnet in die Saison gestartet, haben in ihren Ligen keine Punkte abgegeben. Arsenal liegt mit vier Siegen aus vier Spielen an der Tabellenspitze, bezwang dabei überzeugend die Mit-Titelkandidaten Chelsea und Manchester City. «Bisher läuft es gut. Das Duell mit Barcelona zeigt uns sicher noch besser auf, wo wir genau stehen», sagt Wälti.
Barcelona ist der grösstmögliche Gradmesser für die Londonerinnen. Der Triple-Sieger hat in dieser Spielzeit noch keine Ligapartie weniger hoch als mit 5:0 gewonnen. «Das Gefälle in der spanischen Liga ist wohl ein wenig grösser als in England», sagt Crnogorcevic, die nicht ganz zufrieden ist mit den Auftritten ihres Teams. «Wir sind noch nicht bei 100 Prozent.» Für die Konkurrenz dürfte es wie eine Drohung klingen.
Crnogorcevic war in der abgelaufenen Saison mittendrin, als Barcelona zum ersten Mal den Henkelpott in die Luft stemmte. Die Allrounderin wurde beim 4:0-Sieg gegen Chelsea im Final nur eingewechselt, hat aber inzwischen ihren Stammplatz auf der Position der Aussenverteidigerin wieder. Wälti meint lachend: «Bei Ana weiss man nie, wo sie aufläuft.» Als Gegnerin, das kennt Wälti noch von Zeiten als sie in Potsdam und Crnogorcevic in Frankfurt spielte, sei sie unangenehm. «Als Stürmerin ist sie immer für ein Tor gut, auf den Aussenpositionen aggressiv und eklig. Sie hat eine sehr gute Mentalität.»
Der gegenseitige Respekt ist hoch, das ist spätestens spürbar, als Crnogorcevic ihre Nationalmannschaftskollegin adelt. «Für mich gehört Lia zu den besten zentralen Mittelfeldspielerinnen überhaupt. Sie ist Dreh- und Angelpunkt im Nationalteam und bei Arsenal. Aber worüber ich froh bin als Gegenspielerin: Sie schiesst nicht ganz so viele Tore», sagt Ana-Maria Crnogorcevic – und fügt an Lia Wälti gewandt schmunzelnd an: «Dabei soll es auch gegen uns bleiben, gell Lia.»