Aufsteiger GC startete ansprechend in die Saison, doch gerade in der Offensive haperte es. Das änderte sich in den letzten zwei Spielen – dank Kaly Sène. Die Aushilfe kam Ende August als Leihspieler aus Basel und schlug bei den Grasshoppers voll ein. Zwei Tore beim 3:1-Sieg gegen Sion, zwei Tore und zwei Assists beim 5:2-Erfolg gegen St.Gallen. Dabei, verriet GC-Trainer Giorgio Contini im «Blick», habe sich der Senegalese ihm so vorgestellt: «Er sagte mir, er werde immer ‹secklä›, aber er sei kein Goalgetter.» Das sieht im Moment etwas anders aus.
Zum Saisonstart wackelte die YB-Abwehr noch, die Berner kamen in Luzern zu einem späten 4:3-Sieg nach 1:3-Rückstand. Seither kassierten sie nie mehr als einen Gegentreffer, drei Mal gar keinen. Mit sieben Gegentoren in acht Spielen stellt YB die statistisch beste Abwehr, gemeinsam mit Basel (acht Gegentore in neun Spielen).
Wow, einfach nur wow! Basel-Stürmer Arthur Cabral legt eine Saison wie aus einem Märchen hin. 11 Tore in 8 Super-League-Spielen und insgesamt 20 Treffer in 16 Einsätzen sorgten dafür, dass der 23-jährige Stürmer am Freitag ein Aufgebot für die brasilianische Nationalmannschaft erhielt. «Das Trikot der Seleção tragen zu dürfen, wird die grösste Ehre meines Lebens sein», freut sich «König Arthur».
Wie lange Cabral wohl noch beim FCB bleiben wird? Nach der Beförderung zum Nationalspieler darf sich Rot-Blau über noch fettere Offerten freuen.
Noch sieben Spieler haben nach einem Viertel der Saison die Möglichkeit, von der ersten bis zur letzten Runde in jeder Sekunde auf dem Platz gestanden zu haben. Zum einen sind es mit Lawrence Ati Zigi (FCSG), Heinz Lindner (Basel), Yanick Brecher (FCZ) und André Moreira (GC) vier Goalies. Von den Feldspielern stand Luganos Numa Lavanchy bisher stets von A bis Z auf dem Feld, die Tessiner haben erst acht Spiele bestritten. Auch die zwei jungen Verteidiger Becir Omeragic (FCZ) und Marco Burch (Luzern) erhielten von ihren Trainern so viel Vertrauen, dass sie bisher immer spielten.
Der stimmte aus Sicht des FC St.Gallen nicht mit dem grossen Aufwand überein. Die Grün-Weissen sind gewissermassen der Sisyphus der Liga: Sie greifen an, versuchen es Mal für Mal – und treffen einfach das Tor nicht. Seit dem Sieg in der Startrunde gegen Lausanne warten die St.Galler auf den nächsten Dreier. Dass sie mit dieser Bilanz nicht Letzte sind, liegt daran, dass Luzern und Lausanne-Sport sogar noch gar nie in jeweils neun Spielen gewonnen haben.
GC gehört den gleichen Chinesen, die auch die Wolverhampton Wanderers kontrollieren. Lausanne ist Teil des Ineos-Konzerns, der auch OGC Nice besitzt. Die jüngste Übernahme ereignete sich im Tessin, wo der FC Lugano den Eigentümer mit Chicago Fire teilt.
Das führt zu Teams mit vielen Leihspielern, die, kaum da, schon wieder weg sind. Identitätsstiftend ist das Geschäftsmodell nicht wirklich, dafür überleben die Klubs. Und zumindest bis jetzt machen alle drei Investoren einen seriösen Eindruck, anders als vermeintliche Retter in der Vergangenheit.
Mit der Verpflichtung zweier früherer Bundesliga-Stars erweiterte der FC Luzern sein Kader um viel Erfahrung. Die positiven Auswirkungen, die man sich davon erhofft hatte, sucht man noch. Der 36-jährige Christian Gentner (Meister mit Wolfsburg und Stuttgart, 5 Länderspiele) und der 32-jährige Holger Badstuber (Champions-League-Sieger und sechsfacher Meister mit Bayern München, 31 Länderspiele) sind zwar Stammspieler, aber Luzerns Sieglosigkeit wurde ja bereits angesprochen.
Läuft der Motor von Meister YB mittlerweile. Der Saisonstart war noch harzig verlaufen – fünf Punkte nach vier Runden war wenig für ein Team mit den Ansprüchen der Berner. Doch seither läuft es: 4:0 gegen den damaligen Leader FCZ, 6:1 in Lausanne, 6:0 in Genf und dazwischen ein 2:1-Sieg gegen St.Gallen und der historische 2:1-Heimsieg in der Champions League gegen Manchester United. Die Young Boys machten damit den Herausforderern FC Basel und FC Zürich klar, dass der Meistertitel nur über sie führt.
Der frühere Chelsea-Stürmer Demba Ba (43 Tore in der Premier League, 25 in der Bundesliga) flirtete im Sommer mit dem FC St.Gallen und unterschrieb dann in Lugano. Die Verpflichtung des 36-jährigen Stürmers stellte sich als Transferflop heraus. In drei Kurzeinsätzen schoss Demba Ba kein Tor, danach trat er vom Profifussball zurück.
Für 90 Minuten reicht die Luft nicht mehr beim 37-jährigen Guillaume Hoarau. Doch als Einwechselspieler ist auf den Franzosen Verlass: In drei Partien kam er von der Bank, in zweien davon traf er. So holte Sion jeweils nach Rückstand noch zwei Mal ein 1:1.
Der Raum Luzern ist derzeit kein Fussballpflaster. Auch der SC Kriens ist noch sieglos, und damit am Tabellenende der Challenge League. Auch in der zweithöchsten Liga ist das erste Saisonviertel vorbei. Die Spitze liegt noch nahe beisammen:
Von Spanien über die Elfenbeinküste bis nach Japan, von Österreich über die Niederlande bis nach Angola – fast die ganze Welt ist in der höchsten Schweizer Liga vertreten. Die meisten Legionäre stellt mit 27 Frankreich, es folgen mit Portugal (14) und Deutschland (13) zwei weitere grosse Fussballnationen.
Was war das für ein Chaos rund um den FC Basel im Frühling! Präsident Bernhard Burgener sollte entmachtet werden, und tatsächlich gelang dies dem Ex-Nationalspieler David Degen und seinen Vertrauten. Seit er den Klub im Mai übernommen hatte, führte er ihn zurück an die Spitze. Der FCB verstärkte sich mit zahlreichen jungen Spielern. Das Ziel ist eine Win-Win-Situation: Die Talente sollen den Klub auf dem Rasen zu Siegen schiessen, sich selber damit interessant machen, womit Basel eine schöne Ablösesumme kassieren kann. Die Lokalzeitung «BZ Basel» warnte indes bereits davor, nicht bloss zur Durchlaufstation zu verkommen.
Dass die Super League eine Ausbildungsliga sei, wird zwischen Bodensee und Genfersee längst von jedem Funktionär vorgebetet. Den jüngsten Altersschnitt weisen die Teams von Lausanne (22,7 Jahre) und St.Gallen (23,4 Jahre) auf.
Alessio Besio, der in einem halben Jahr seinen 18. Geburtstag feiert, ist der jüngste Spieler, der in dieser Saison bislang eingesetzt wurde. Der Stürmer erhielt in fünf Partien das Vertrauen für die Startelf und wurde in den anderen vier eingewechselt.
Dass «Nachwuchsförderung» nicht bloss ein Schlagwort ist, beweisen fast alle Klubs. Bei Servette und Sion stehen je 13 Eigengewächse im Kader, bei St.Gallen, YB und Zürich sind es je 11 und bei Luzern 10.
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Der FC Lugano hat nur zwei Eigengewächse im Team, mit einem Durchschnitt von 27,1 Jahren stellen die Tessiner auch die älteste Startelf der Super League. Das könnte sich bald ändern, siehe F.
In der Deutschschweiz fliegt Servettes Miroslav Stevanovic oft unter dem Radar, in der Romandie schwärmen sie hingegen schon lange vom Offensivspieler. Der Nationalspieler von Bosnien-Herzegowina ist mit sechs Assists in sieben Einsätzen der beste Vorlagengeber der Liga. Stevanovic, zudem zweifacher Torschütze, ist damit auch in seiner fünften Saison in Genf unterwegs zu einer zweistelligen Skorerbilanz. Bislang steht er bei 34 Toren und 47 Assists in 134 Einsätzen in Challenge und Super League.
Über die Qualität des Schweizer Klubfussballs lässt sich diskutieren: War sie schon besser? Oder zeigt der Sieg von YB über Manchester United, dass sie so gut ist wie nie? Nichts zu diskutieren gibt es über die Anzahl Tore, die ist nämlich Fakt. Die aktuell 3,61 Treffer, die in einer Super-League-Partie im Schnitt fallen, suchen ihresgleichen. In keiner anderen nennenswerten Liga bekommen die Zuschauer so viele Tore zu sehen. Wem die Qualität fehlen sollte, der wird wenigstens mit Quantität darüber hinweggetröstet.
Dimitri Oberlin war früh ganz oben, doch seit geraumer Zeit ist sein Stern im Sinkflug. Der Westschweizer wechselte als Teenager zu Salzburg und wurde als 20-Jähriger vom FC Basel verpflichtet. Dort verblüffte er mit einem Supertor in der Champions League, er absolvierte sein erstes Länderspiel. Bis heute blieb es auch Oberlins einziges. Nach Ausleihen zu Empoli und Zulte Waregem (Belgien) sowie einer halben Saison bei der zweiten Mannschaft von Bayern München kehrte der Stürmer in die Schweiz zurück. Bei Servette hatte er bislang zwei Teileinsätze: Beim zweiten Ende August verletzte sich Oberlin und musste nach neun Minuten wieder raus. Seither fehlt er.
Der FC Sion ist das einzige Team, das sowohl in der ersten wie in der zweiten Halbzeit kein Tor in der Startviertelstunde erzielte. Dafür erhielten sie in der Zeit sieben Gegentore – so viele wie kein anderes Team nach dem Start beziehungsweise dem Wiederanpfiff.
Zum Zeitpunkt, da ich diese Zeilen schreibe, verlor erst ein Trainer seinen Arbeitsplatz. Luganos Abel Braga wurde nach vier Spielen durch Mattia Croci-Torti ersetzt.
Der zweite Trainerwechsel könnte noch heute oder in den nächsten Tagen in Sion erfolgen. Im Wallis überlegt sich Klubpräsident Christian Constantin, wie lange er Marco Walker noch Zeit geben will. Der Trainer, der Sion in der vergangenen Saison vor dem Abstieg gerettet hatte, verlor zuletzt 2:6 bei Zürich, 1:3 bei GC und im Cup sang- und klanglos 0:4 beim unterklassigen Stade Lausanne-Ouchy.
Der Luzerner Mittelfeldspieler Filip Ugrinic sammelt Karten wie Kinder Panini-Bilder. Er sah bis zur sechsten Runde schon vier Mal Gelb, musste deshalb eine Partie aussetzen – und wurde bei der Rückkehr gleich ein fünftes Mal verwarnt.
Mit dieser Bilanz ist Ugrinic aber nicht alleine: Lausannes Olivier Custadio kommt ebenfalls auf fünf Gelbe nach neun Runden.
Keine neue Erkenntnis: Oft sehen jene Teams, die in der Tabelle ganz unten stehen, die meisten Karten. In der Super League ist das bislang der Fall: Die sieglosen Luzern und Lausanne liegen auch in der Fairplay-Tabelle am Ende. Die Waadtländer sahen bisher 27 Mal Gelb, Luzerns Spieler sahen 23 Mal Gelb, dazu kassierten die Innerschweizer je eine Gelb-Rote und eine Rote Karte. Gar schon drei Platzverweise in neun Runden gab es für den FC St.Gallen (und 14 Mal Gelb).
Der FC Zürich schaffte es schon vier Mal, nach einem Rückstand noch zu punkten. Zwei Mal gewannen die Zürcher das Spiel noch, zwei Mal gab es ein Unentschieden.
Einen Sieg nach einem Rückstand schaffte sonst nur YB, für alle anderen Teams gilt bislang: Liegst du erst einmal zurück, gibt es maximal noch einen Punkt. Für St.Gallen gilt nicht einmal das: Die Ostschweizer gerieten in fünf Partien in Rückstand und verloren alle.
Mit dem statistischen Wert xG werden die «Expected Goals» erfasst. Der Wert zählt die Chancen zusammen, die ein Team hatte, wobei etwa ein Penalty die höhere Chance hat, ein Tor zu werden, als ein Distanzschuss aus 25 Metern. Kaum zu glauben: Den besten xG-Wert hat mit 2,0 der FC Luzern. YB (1,86) und Basel (1,71) folgen auf den weiteren Plätzen. Schlusslicht ist Sion (0,88).
Seit Jahrzehnten legendär, wurde sie ihrem Mythos nicht immer gerecht. In dieser Saison schon: In der Schlussviertelstunde (plus Nachspielzeit) lautet die aktuelle Torbilanz 4:1.
Nach der Nationalmannschafts-Pause stehen die nächsten Liga-Spiele in knapp zwei Wochen an. Luzerns Prüfung, um endlich ein Spiel zu gewinnen, könnte nicht schwieriger sein: Es geht auswärts zum Titelverteidiger YB.
(Quellen: sfl.ch, transfermarkt.ch, footystats.org)