Nicht nur der FC Basel beendete am Wochenende eine lange Durststrecke. Auch der Hamburger SV schaffte etwas, an dem der Klub zuvor lange gescheitert war. Mit dem 6:1-Heimsieg gegen Ulm wurde die Rückkehr in die Bundesliga nach sieben Jahren Abwesenheit klargemacht. Dies wurde dementsprechend ausgelassen gefeiert, für einige Fans endete der Abend leider mit schweren Verletzungen im Spital.
Dennoch dürfte die Euphorie beim einstigen Bundesliga-Dino noch ein Weilchen anhalten. Zu lange hat er auf diesen Moment gewartet. Mit dabei sind bei den Aufsteigern in Miro Muheim und Silvan Hefti auch zwei Schweizer. Muheim jubelte danach: «Die Erleichterung ist riesig. Ich freue mich für jeden einzelnen Fan. Die Unterstützung, die wir stets erhalten haben, ist wirklich unfassbar. Auch ich zog sehr viel Energie daraus.»
Der 27-Jährige hat sich in Hamburg seit seinem Wechsel vom FC St.Gallen in die Hansestadt im Sommer 2021 zu einem Leistungsträger und Fanliebling entwickelt. In der laufenden Saison erzielte der Linksverteidiger ein Tor und 13 Assists. Trainer Merlin Polzin geriet gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA regelrecht ins Schwärmen: «Er hat als Spieler eine unglaubliche Entwicklung durchgemacht, einerseits was die Offensive angeht, mit seiner Standardqualität und seinen Bewegungen, die er immer wieder zeigt. Andererseits hat er sich in der Defensive extrem verbessert und dazu beigetragen, dass wir auch sehr, sehr gut verteidigt haben. Als Persönlichkeit machte er ebenfalls nochmals einen Schritt.»
Für Muheim dürfte mit dem Aufstieg in die Bundesliga ein Traum in Erfüllung gehen, der bei seiner Unterschrift in Hamburg wohl schon im Hinterkopf war. Dennoch musste er danach noch vier Jahre warten, bis zu seiner womöglich baldigen Premiere in einer Top-5-Liga. Die Rückkehr des sechsfachen Meisters, der auch in der 2. Bundesliga regelmässig vor einem ausverkauften Stadion mit über 56'000 Zuschauerinnen und Zuschauern spielte, ist auch fürs deutsche Oberhaus ein Gewinn.
Einerseits tummelten sich in der Bundesliga mit Hoffenheim, Heidenheim oder Kiel immer mehr «Zwergvereine», die nicht ansatzweise so viele Fans anziehen wie die Hamburger. Andererseits gibt es nun wieder echte Derbys. In der laufenden Saison vermisste die deutsche Liga diese Spiele, die wie das Salz in der Suppe für Fans und Profis sind und bei denen die Atmosphäre in der ohnehin stimmungsvollen Bundesliga noch einmal toller ist, nämlich schmerzlich.
Kein Revierderby zwischen Borussia Dortmund oder Schalke 04. Kein rheinisches Derby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln. Und auch keine Städtederbys in München oder Berlin. Stattdessen gab es in der Samstagnachmittagskonferenz regelmässig Spiele wie Wolfsburg gegen Hoffenheim oder Augsburg gegen Kiel. Am ehesten konnte noch das Duell zwischen der Eintracht aus Frankfurt und dem FSV Mainz als Derby taxiert werden. Jedoch sehen das vor allem die Mainzer so, für die Frankfurter steht der Gegner auf der Liste der Rivalen hinter Offenbach und Darmstadt höchstens auf Platz 3.
Doch mit der Rückkehr des Hamburger SV gibt es nun gleich zwei dieser Duelle, die ganze Regionen in den Bann ziehen. Zum einen das Stadtderby gegen den FC St. Pauli, der am gestrigen Sonntag den Verbleib in der Bundesliga gesichert hat. Und zum anderen den Knaller im Norden gegen Werder Bremen. Wie gross die Lust darauf ist, sich nach drei Jahren endlich wieder mit dem ewigen Rivalen zu messen, hat man im DFB-Pokal der Frauen gesehen. 57'000 Fans kamen im Halbfinal ins Volksparkstadion, um das Duell HSV gegen SVW zu sehen, und sorgten so für eine Rekordkulisse im deutschen Klubfussball der Frauen.
In der nächsten Saison wird es dieses Spiel auch in der Bundesliga wieder geben. Und sollte Köln am letzten Spieltag nicht noch einen Drei-Punkte-Vorsprung auf Elversberg verspielen, kommt mit dem Duell gegen Gladbach gar noch ein drittes Derby hinzu. Die Bundesliga und ihre Fans würde es freuen.
Trotzdem müssen sich Traditionsvereine wie Nürnberg, Düsseldorf, Hertha, Schalke, Lautern, Hannover selbst an der Nase nehmen, dass sie nicht fähig sind, eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammenzustellen. Die kleinen sind nicht unverdient aufgestiegen.