Um die Bedeutung dieses Erfolgs zu verstehen, reicht ein kurzes Video von den Brüdern Iñaki und Nico Williams. Weinend liegen sich die beiden Fussballer darauf in den Armen, soeben haben sie nicht nur den grössten Erfolg ihrer Karriere geschafft, sondern mit Athletic Bilbao eine ganz besondere Geschichte geschrieben. Die Williams-Brüder sind nämlich zwei der prägenden Figuren beim ersten Cupsieg der Basken seit dem Double vor 40 Jahren.
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Wie schon 1984 holte sich Bilbao in der letzten Nacht den Copa del Rey. Auf dramatischste Art und Weise gewann Bilbao den um 22 Uhr angepfiffenen Final gegen Mallorca im Penaltyschiessen weit nach Mitternacht. Und dann brachen alle Dämme – nicht nur bei Iñaki und Nico Williams.
Über 80'000 Bilbao-Fans sollen die Reise aus dem Baskenland nach Sevilla, wo der Final stattfand, angetreten haben, die Hälfte davon ohne Eintrittskarten. Als Alejandro Berenguer den entscheidenden Penalty versenkte, gab es für einen Grossteil der Fans im knapp 60'000 Zuschauerinnen und Zuschaer fassenden Estadio La Cartuja, in dem weder Betis noch der FC Sevilla ihre Heimspiele austragen, kein Halten mehr.
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Schon am Nachmittag hatten die Fans beider Klubs für eine aussergewöhnliche Stimmung in Sevilla gesorgt. Rund 25'000 Personen sind von der Insel Mallorca gekommen, um ihr Team zu unterstützen. Obwohl der Trip ohne Krönung geblieben ist, dürften die mitgereisten Fans diesen Tag nicht so schnell vergessen. Ebenso wie die Baskinnen sorgten auch die Insulaner für eine tolle Kulisse.
🎶 Una sola voz.
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25.000 mallorquinistas con un sueño: ganar la Copa.
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😱 Qué pasada.
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Así marcha el Athletic hacia La Cartuja desde la fan zone.
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Doch auch in der Heimat des Athletic Club, der neben Real Madrid und dem FC Barcelona als einziger Klub seit Gründung der Primera Division im Jahr 1929 immer zum spanischen Oberhaus gehörte, war der Jubel nach dem Spiel gross. Denn wer nicht nach Sevilla gereist war, befand sich im San Mamés, der Heimstätte von Bilbao. Über 53'000 Baskinnen und Basken verfolgten hier, wie ihre Helden der langen Leidenszeit ohne Titelgewinn in Liga oder Cup ein Ende setzten – seit 1984 gewann Bilbao lediglich den spanischen Supercup zweimal (2015 und 2021).
«Es ist ein Traum», schwärmte Nico Williams nach dem Spiel. Trainer Ernesto Valverde, der als Trainer von Barça zwei Meisterschaften und einen Cupsieg errang, sagte: «Dieser Titel ist mit keinem anderen vergleichbar. Vor allem aufgrund der grossen Bedeutung, die er für den Klub hat.» Damit meint er einerseits, dass Bilbao nach den beiden verlorenen Cupfinals der Saisons 2019/20 und 2020/21, die aufgrund des Coronavirus beide im April 2021 stattfanden, endlich seinen insgesamt 25. Cupsieg feiern konnte. Andererseits hat der Klub im fussballverrückten Bilbao einen immensen Stellenwert – was auch mit einer im modernen Fussball fast schon einzigartigen Regel zusammenhängt.
📍 San Mamés, Bilbao
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Así se celebró la Copa de Rey en el hogar del Athletic.
𝐃𝐚𝐥𝐞 𝐚𝐥 ▶️ 𝐲 𝐝𝐢𝐬𝐟𝐫𝐮𝐭𝐚.
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Denn nur Spieler, die im Baskenland geboren wurden oder aufgewachsen sind, dürfen für den Klub spielen. Dass Athletic Bilbao dennoch so erfolgreich ist, ist erstaunlich. Der Grund dafür ist unter anderem die erfolgreiche Nachwuchsarbeit, die unter anderem Spieler wie Andoni Zubizarreta, Fernando Llorente oder Aymeric Laporte hervorbrachte. Auch die beiden Williams-Brüder profitierten davon. Für sie kulminierte mit dem Cupsieg eine filmreife Geschichte in einem neuen Höhepunkt.
Als sie einander nach der Partie in den Armen lagen, dürften sie wohl auch an ihre Eltern gedacht haben. Diese haben ein grosses Risiko auf sich genommen hatten, um ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Die Familie stammt ursprünglich nämlich aus Ghana, von dort durchquerten Maria und Felix Williams die Sahara – zeitweise barfuss, worunter der Vater noch heute leidet – und gelangten nach Spanien. Zu dem Zeitpunkt befand sich Iñaki Williams bereits im Bauch seiner Mutter.
❤️🏆 pic.twitter.com/x1zufaiWaK
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Rund 30 Jahre später ist er zwar ghanaischer Nationalspieler, aber ebenso wie sein acht Jahre jüngerer Bruder Nico, der zum besten Spieler des Finals gekürt wurde, ein gefeierter Held im Baskenland.