Der FC Luzern hat am Samstag seine erste Niederlage in der laufenden Saison hinnehmen müssen. Das Team von Mario Frick unterlag dem FC St.Gallen deutlich mit 1:4. Zu denken dürfte den Zentralschweizern allerdings nicht nur das Resultat geben, sondern auch die Art und Weise, wie die Niederlage zustande kam.
Der FC Luzern war über weite Strecken chancenlos. Dies setzte dem Team schon während des Spiels merklich zu. Seinen Höhepunkt fand der Ärger der Luzerner bei der Auswechslung von Samuele Campo. Der Offensivspieler wurde in der 10. Minute für den verletzten Nicky Beloko eingewechselt, wurde von Trainer Frick aber eine Stunde später bereits wieder vom Platz genommen.
Als eingewechselter Spieler wieder ausgewechselt werden – eine Höchststrafe für einen Profifussballer. Auch Campo zeigte sich davon frustriert: Der Basler klatschte zwar zunächst mit einem Betreuer ab, liess dann aber seinem Frust freien Lauf. Campo kickte einen Behälter und eine Getränkeflasche weg, was Goalie-Trainer Lorenzo Bucchi offensichtlich missfiel. Bucchi wies Campo danach zurecht – doch dies liess sich der frisch ausgewechselte Spieler nicht gefallen. Die beiden lieferten sich in der Folge ein derart hitziges Wortgefecht, dass Teamkollegen eingreifen mussten, um die beiden Streithähne voneinander zu trennen.
Während Campo und Bucchi nach der Partie kein Statement zum Zwischenfall abgaben, äusserte sich Trainer Mario Frick dazu. «Für Samuele Campo war die Auswechslung nach der Einwechslung die Höchststrafe», zeigte der Coach gegenüber SRF ein gewisses Verständnis, «das verstehe ich. Aber so etwas muss natürlich in einem gewissen Rahmen laufen.» Frick sagte, er wolle den Vorfall am Montag klären. Er zeigte sich aber auch überzeugt: «Sie werden sich die Hand geben und dann ist alles wieder gut.»
Klare Worte zum Spiel zeigte derweil Goalie Marius Müller. Der FCL-Keeper machte gegenüber SRF keinen Hehl daraus, wie frustriert er nach der bescheidenen Leistung seines Teams in St.Gallen war. «Wir müssen uns schämen», begann der Deutsche seine Wutrede. «Wir müssen heute Nacht darüber nachdenken, was wir heute hier gezeigt haben.» Müller sagte, man müsse sich eigentlich bei den Fans dafür entschuldigen, dass sie dieses Spiel geschaut haben. «So was habe ich noch nie erlebt.»
Konkret warf Müller seinem Team vor, die Sache zu wenig seriös angegangen zu sein. Vor allem der Treffer zum 0:1 ärgerte ihn. «Ich wünsche mir einfach, dass wir uns in die Bälle reinwerfen, als gäbe es kein Morgen mehr», forderte er. Stattdessen habe man sich jeweils abgedreht – «aus Angst, den Ball in die Eier oder ins Gesicht zu bekommen».
In der Folge seien die St.Galler Fans noch stärker aufgekommen – dies hätte unbedingt verhindert werden müssen, so Müller. Dagegen hätten sich seine Teamkollegen nicht mehr richtig gewehrt, was den Keeper zusätzlich verärgerte. Dabei habe er das Team vor dem Spiel explizit darauf hingewiesen. «Wir wollen immer in die Bundesliga oder die Ligue 1, und dort hast du auch solche Stadien.» Und in solchen Fällen müsse man halt mal «die Eier in die Hand nehmen» und sich dagegen wehren. Dass dies nicht gelungen sei, sei «ganz, ganz schlimm». Man hätte gerade so gut mit der U16 anreisen können, wetterte Müller.
Gegen Ende des Interviews beruhigte sich Müller dann wieder etwas. Man solle die Niederlage auch nicht überbewerten, sagte er. Schliesslich sei es erst der vierte Spieltag. Man solle nun die Sachen besonders entschlossen ansprechen und dann nach vorne schauen. Denn die Chance, es besser zu machen, winkt schon in weniger als einer Woche. Dann muss Luzern wieder auswärts antreten – dann sollte die Aufgabe aber um einiges einfacher sein. In der ersten Cup-Runde müssen die Zentralschweizer beim FC Schötz ran. (dab)