Die Startaufstellung las sich vielversprechend, Cristiano Ronaldo kehrte zurück. Beim 1:2 gegen Brighton & Hove Albion hatte der portugiesische Superstar zunächst noch auf der Ersatzbank Platz nehmen müssen.
Um sich zu vergegenwärtigen, welch starke Fussballer dem neuen Trainer Erik ten Hag grundsätzlich zur Verfügung stehen, blicken wir auf die Startelf von Manchester United:
David de Gea; Luke Shaw, Lisandro Martinez, Harry Maguire, Diogo Dalot; Fred, Christian Eriksen; Marcus Rashford, Bruno Fernandes, Jadon Sancho; Cristiano Ronaldo.
Aber elf gute Namen reichen noch nicht, um als Team auch gut zu spielen. Denn diese Weltauswahl der «Red Devils» hatte im Gtech Community Stadium nichts zu melden. Die Nobodys des FC Brentford nutzten die Einladungen, welche die United-Abwehr ihnen bot, resolut aus. Schon zur Pause führten die «Bees» völlig überraschend mit 4:0.
Der erste Treffer war ein Geschenk von de Gea. Der Goalie liess einen Schuss aus rund 20 Metern unter dem Bauch durchrutschen.
Auch beim zweiten Gegentreffer machte de Gea im Spielaufbau alles andere als eine gute Figur. Ein kurzer Pass geriet zu kurz. Der starke Däne Mathias Jensen eroberte sich den Ball und schob zur 2:0-Führung ein.
Gegentreffer Nummer drei war der im Kollektiv nachlässigen Abwehrarbeit zu verdanken, Ben Mee traf im Anschluss an einen Corner. Und als Manchester United einige Minuten später selber einmal im Angriff war, verlor Sancho im Strafraum den Ball und Bryan Mbeumo schloss zwölf Sekunden später einen blitzsauberen Konter zum 4:0 ab.
«Sie rennen nicht, sie sprinten nicht – das heisst für mich, dass sie nicht 100 Prozent geben», meinte Roy Keane, der einstige United-Captain, schon nach der Niederlage gegen Brighton. Er sehe in diesem Team «keine Persönlichkeiten, keinen Charakter». Der Gesprächsstoff wird den TV-Experten und Millionen Fans in aller Welt nicht ausgehen. Saisonübergreifend war es die siebte Auswärtsniederlage in Folge. Man muss bis ins Jahr 1936 zurückblättern, um eine solch schlechte Serie zu finden.
Eines der Diskussionsthemen wird Cristiano Ronaldo sein. Seit geraumer Zeit wird über seinen angeblichen Wechselwillen berichtet. Diese Debatte wird nach der desolaten Vorstellung in Brentford zweifelsohne weiter an Schwung gewinnen. Ronaldo verlor in seiner so glanzvollen Karriere nur zwei Mal noch höher: 2010 mit Real Madrid mit 0:5 im Clasico gegen den FC Barcelona, im vergangenen Jahr ebenfalls 0:5 mit ManUtd gegen den Erzrivalen FC Liverpool.
Ob mit oder ohne den fünffachen Weltfussballer des Jahres: Manchester United blickt einer erneut schwierigen Saison entgegen. Im kommenden Sommer wird es zehn Jahre her sein, seit Sir Alex Ferguson als Trainer zurücktrat. Der Schotte ging mit dem Meistertitel 2013, seither wartet Manchester United auf die nächste Meisterschaft.
Unter Louis van Gaal gewannen die «Red Devils» 2016 noch den FA Cup, ein Jahr später unter José Mourinho die Europa League. Das sind die einzigen wertvollen Trophäen in dieser Zeit.
Der Schatten des knurrigen Schotten ist im Old Trafford offenbar immer noch zu lang. Nach Ferguson versuchten David Moyes, Ryan Giggs (ad interim), van Gaal, Mourinho, Ole Gunnar Solskjaer, Michael Carrick (ad interim) und zuletzt Ralf Rangnick vergeblich, mit dem Rekordmeister den 21. Meistertitel zu erringen. Ob es ten Hag gelingen wird, scheint fraglich. Er verlor als erster United-Trainer seit dem 2. Weltkrieg seine ersten beiden Partien.
Schon nach zwei Runden hat Manchester United sechs Punkte Rückstand auf den makellos gestarteten Lokalrivalen und Titelverteidiger Manchester City. Die einst europaweit gefürchteten «Roten Teufel» tragen die rote Laterne der Premier League.
1992 - Manchester United are set to finish a day bottom of the Premier League table for the first time since August 21st 1992. Anniversary. #PL30 pic.twitter.com/Z2GBJOLbnV
— OptaJoe (@OptaJoe) August 13, 2022
Der Fisch stinkt bekanntlich am Kopf und solange die Glazer‘s das Sagen haben wird das wohl nichts mehr.