Die Spannung ist gross. Rund 30 Journalisten warten im Medienzentrum des St. Jakobs-Parks auf Marcel Koller. Der Trainer des FC Basel dominierte in dieser Woche die Schlagzeilen. Nach der 1:3-Pleite gegen YB haben sich seine Spieler gegen ihn ausgesprochen. Geschlossen beklagten sie sich erst bei Sportchef Marco Streller und dann bei Präsident Bernhard Burgener.
Was die drei Parteien dazu denken, war bislang ungewiss. Der FCB liess sich nichtssagend zitieren. Koller gab sich am Tag der geplatzten Bombe betont locker. Doch wie wird das, wenn er von einer Medienschar auf die Geschehnisse angesprochen wird? Was hat er zu sagen?
Kurz nach dem Start der Pressekonferenz am Freitag ist klar: nicht viel. Der Klub hat entschieden, dass sich Koller mit Ausnahme eines Statements nicht zu den Vorkommnissen äussern wird. Also liest der Trainer seine vorbereiteten Sätze halb ab, halb erzählt er frei.
Wirklich glaubwürdig ist das aber nicht. Er bestätigt die Gespräche, die stattgefunden haben, und sagt: «Der Inhalt bleibt intern, da bitte ich um Verständnis. Wir sind alle nicht zufrieden mit der Situation. Ich sehe es aber positiv, dass die Spieler Emotionen zeigen und dass sie etwas verändern wollen. Der Austausch war konstruktiv.»
Danach soll der Fokus auf das Sportliche, die richtungsweisende Partie gegen den FC Zürich, gelegt werden. Doch das gelingt nicht wirklich. Immer wieder ist die Revolte Thema. Koller solle doch bitte erklären, wie er diese Woche erlebt hat: «Sehr intensiv». Er wird gefragt, ob er das Vertrauen der Mannschaft spürt: «Absolut». Schliesslich, so sein Eindruck, «geben nach so einem Vorfall alle im Training mehr Gas».
Und das Vertrauen der Führung? «Absolut, das Vertrauen ist da». Auf die Frage, ob der Klassiker gegen den FCZ sein letztes Heimspiel als FCB-Trainer ist, kontert er mit einer Gegenfrage: «Wieso meinen Sie?» und fügt an: «Ich gehe nicht davon aus.»
Wie ernst gemeint, wie wahr und zukunftsträchtig seine Antworten sind, ist schwer einzuschätzen. Genauso wie Koller seit seinem Amtsantritt immer war. Zu unnahbar gibt er sich seit Tag eins, zu undurchsichtig ist, ob seine Aussagen nur dazu dienen, die Schuld von sich zu schieben.
Es wäre ein cleverer Schachzug Kollers, der zwar viel falsch gemacht hat, seit er Cheftrainer der Basler ist. Er ist aber nicht der Einzige, der Fehler begangen hat. Denn auch seine beiden Vorgesetzten Marco Streller und Bernhard Burgener sind nicht frei von Fehleinschätzungen. Im Gegenteil. Mit ihren Irrtümern haben alle Probleme begonnen.
Einer der ersten grossen Fehler war Strellers Haltung, dass der FCB Welten von YB entfernt ist. Zum Ausdruck brachte er das mit dieser Aussage im April 2017: «Vier bis acht Junge im Kader zu haben, ist realistisch. Im Moment ist der Abstand zu den Young Boys so gross, dass man dieses Risiko eingehen kann.» Ein Trugschluss, wie sich wenige Monate später zeigen sollte.
Ohnehin bringt Streller seine offensive Kommunikationsstrategie immer wieder in die Bredouille. War die Deutlichkeit als Spieler eine seiner Stärken, ist sie als Sportchef eine seiner Schwächen. Schwächen weist auch seine Kaderplanung auf. Wer im Sommer erneut die besten Spieler verkauft und glaubt, auch ohne ebenbürtigen Ersatz YB Paroli bieten zu können, der ist mutig. Oder naiv.
Dass ihn seine Irrtümer – Valentin Stocker als 1:1-Ersatz für Renato Steffen zu verpflichten ist nur einer davon – noch nicht den Job gekostet haben, liegt nur daran, dass Burgener ihn braucht. Vereinsikone Streller ist das Aushängeschild, weil Burgener keines sein will.
Das wiederum ist ein zentrales Problem des Präsidenten. Niemand erwartet von ihm, dass er so oft anwesend ist wie sein Vorgänger. Aber: In Zeiten der immer schlimmer werdenden Krise sollte der Verein wichtiger sein als irgendwelche Verhandlungen für Box- oder Fussballrechte.
Aber Burgener stellt die Finanzen an erste Stelle. Auch beim FCB. Er will sparen, wo es geht. Zehn Millionen jährlich. Transfers werden punktuell abgesegnet, Streller bekommt kein Budget, mit dem er kaufen kann, wen er für gut befindet.
Ein Führungsstil, der in einem Fussballverein nicht funktioniert. Genauso wenig wie es hilft, wichtige Stellen während einer laufenden Saison neu zu besetzen. So geschehen mit jener des operativen Leiters. Mit einem Mann, der im Fussball weitestgehend ein Unbekannter ist.
Koller, Streller und Burgener haben mit ihren Fehlern alle ihren Anteil an der aktuellen Krise. Doch der grösste Irrtum ist die Zusammensetzung dieses Trios. Wird es nicht bald aufgelöst, blickt der FCB in eine noch düsterere Zukunft.