Durch den endgültigen Lizenzerhalt von Yverdon Sport steht der Abstieg des FC Sion aus der Super League in die Challenge League definitiv fest. Während Christian Constantin aktuell im Urlaub weilt, muss sich nun der Sohnemann um den Umbruch des Klubs kümmern. Im Interview mit dem Blick gab er erste Einblicke, wie es mit dem Klub jetzt weitergeht.
Barthélémy Constantin hat im Moment «viel zu tun». Der Sportchef des FC Sion muss nach einer sportlich misslungenen Saison nun den Scherbenhaufen aufwischen und die Planungen für die neue Saison vorantreiben. Dabei muss er das Budget von bislang zwischen 20 und 25 Millionen Franken «um zwei Drittel» kürzen. Dennoch wird dem zweifachen Schweizer Meister ein deutlich höheres Budget zur Verfügung stehen als den restlichen Klubs der Challenge League.
Gespart werden soll vor allen Dingen «bei der ersten Mannschaft, weil die am meisten Geld verschlingt». Bei sieben Spielern läuft der Vertrag derweil Ende Juni aus, lediglich Musa Araz steht bislang offiziell als Abgang fest. «Wie ich gehört habe, geht er in die Türkei.» Bei den anderen sechs stehen noch Gespräche an. Constantin Junior hat Hoffnung, denn: «Vielleicht will der eine oder andere auch unter Challenge-League-Bedingungen bleiben.»
Wichtig für den Sportchef ist bei der Planung des Kaders für die neue Saison, «ein Team zusammenzustellen, in welchem sich die Fans wiedererkennen». Man werde in Zukunft auch vermehrt auf Spieler aus dem «sehr guten Nachwuchs» setzen.
In die Spielerverträge wurden bei der Vertragsunterschrift keine Klauseln für den Fall eines Abstiegs mit aufgenommen. Daher dürfte sich der Klub die hohen Löhne einiger Spieler nicht weiterhin leisten können. Dennoch «werden sicher nicht alle gehen. Zuerst müssen einmal Offerten ins Haus flattern. Aber klar ist: Es wird mit jedem Einzelnen Gespräche brauchen, deren Inhalt auch zum Ziel hat, den Lohn massiv zu kürzen.»
Dabei dürfte das Gespräch mit Topverdiener Mario Balotelli mit Sicherheit am interessantesten werden. Der Italiener bekommt mit 2,8 Millionen Franken brutto das mit Abstand höchste Gehalt in der gesamten Super League. Warum der einstige Golden Boy die Sittener nicht zum gewünschten Erfolg führen konnte, kann sich der Sportchef auch nicht so recht erklären. «Ich kann Ihnen versichern, dass wir alles unternommen haben, damit er vor allem an Fussball denkt. Das ist uns nicht gelungen.»
Dennoch sieht er den Transfer des Italieners nicht als ausschlaggebenden Grund für den verpassten Ligaerhalt an: «Wenn man absteigt, hat man mehr als einen Fehler gemacht.» Vor allem in den Duellen mit dem FC Winterthur habe es die Mannschaft auf dem Platz verpasst, «ein einziges Törchen» mehr zu erzielen, um den Abstieg zu verhindern. «Das hätte ich von unseren Spielern für das viele Geld, das wir ihnen bezahlt haben, erwarten dürfen. Nur war die Mentalität nicht immer so, wie wir sie uns gewünscht hatten. Nicht nur bei Balotelli.»
Der an Krebs erkrankte Goalie Heinz Lindner sei allerdings ein Spieler, auf den Constantin auch in Zukunft setzen möchte. Nach dem Abstieg hat Constantin bereits mit ihm gesprochen und Linder soll gesagt haben: «Er will bleiben. Er will den Klub wieder dorthin führen, wo er hingehört – Krebserkrankung hin oder her.» Lindner zähle zu den Spielern, die die richtige Mentalität mitbrächten, um in der Challenge League neu anfangen zu können.
Dass der Abstieg seinem Vater Christian Constantin im Hinblick auf seinen langsamen Abgang aus dem Klub gerade recht kommen würde, verneinte Constantin Junior: «Sollte mein Vater doch weitermachen, würde er das mit Bestimmtheit gerne in der Super League machen. Und wenn er das Team verkaufen will, dann ist es einfacher, wenn man den Klub in der höchsten Spielklasse hat.»
Nur eines scheint aktuell rund um den FC Sion gewiss zu sein: Auch in Zukunft wird es um den Klub aus dem Wallis nicht ruhiger werden als zu Super-League-Zeiten. Denn Barthélémy Constantin hat noch eine Menge Arbeit vor sich, bis der Ball wieder rollt.
(mom)