Er gehörte weltweit zu den Allergrössten im Fussball. Franz Beckenbauer wurde Weltmeister als Spieler und Trainer und er holte die WM 2006 nach Deutschland. Er war die viel gerühmte «Lichtgestalt».
«In tiefer Trauer teilen wir mit, dass mein Mann und unser Vater Franz Beckenbauer am gestrigen Sonntag im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen ist», teilte die Familie mit. «Wir bitten, in Stille trauern zu können und von allen Fragen abzusehen.»
Beckenbauer gewann als eleganter Libero mit Bayern München vier Meistertitel und dreimal den Meistercup, den Vorgänger der Champions League. Dabei wäre vielleicht alles anders gekommen, hätte ihm ein gewisser Gerhard König keine «Watschn» gegeben. Der spielte bei 1860 München, der Nummer 1 der Stadt, bei der als Jugendlicher auch Beckenbauer gerne gespielt hätte.
Doch weil er in einem Spiel gegen die «Löwen» von ebendiesem Gerhard König eine Ohrfeige kassierte, wechselte er vom SC München von 1906 eben nicht dahin, sondern zu den Bayern, die damals noch längst nicht den Ruf eines Weltklubs hatten.
Die Krönung seiner Karriere folgte 1974 mit dem WM-Titel. Zwei Jahre zuvor führte er bereits die deutsche EM-Siegermannschaft an. Nach einigen Jahren in den USA bei Cosmos New York, wo er mit Pelé in einem legendären Team spielte, kehrte Beckenbauer nach Deutschland zurück und gewann mit dem Hamburger SV 1982 noch einen Meistertitel.
1984 wurde Beckenbauer auch ohne Trainerlizenz Teamchef der deutschen Nationalmannschaft und führte das Team gleich in den WM-Final 1986 gegen Argentinien (2:3). Vier Jahre später gelang mit dem WM-Triumph die Revanche gegen Diego Maradona und Co. Als Trainer kehrte Beckenbauer noch zum FC Bayern zurück, als seine Münchner Mitte der 1990er-Jahre in der Krise stecken.
Sein Charisma und seinen polyglotten Glanz nutzte der DFB bei der WM-Bewerbung für 2006. Das Sommermärchen wurde Beckenbauers Glanzstück als Funktionär – und zugleich für ihn persönlich schwierig. Es gab Vorwürfe, als dubiose Zahlungen publik wurden.
Bei Beckenbauers imposantem Lebenswerk sorgen die Anschuldigungen um die WM-Vergabe mit dubiosen Millionenzahlungen für einen späten Beigeschmack. Sein Ansehen sank bei Teilen der Bevölkerung und der Anhängerschaft. Das musste für Beckenbauer, der zeit seines Lebens auf der Sonnenseite gestanden hatte, eine harte Erkenntnis gewesen sein.
Es war die zweite Watschn, die einen Wendepunkt in seinem Leben darstellte. In den letzten Jahren war es um Franz Beckenbauer zunehmend ruhiger geworden, immer wieder hatten ihn gesundheitliche Probleme heimgesucht. (ram/kat/sda/dpa)
PS: Könnte man nicht wenigstens bei einer Todesnachricht, aus Gründer der Pietät, auf den ganz normalen Hass und die ätzende Häme verzichten?