Sport
Fussball

Ludovic Magnin will Lausanne-Sport in die Finalrunde Super League führen

Ludovic Magnin, coach of FC Lausanne-Sport, smiles, during the Swiss Cup first Round between FC Champel and FC Lausanne-sport, at the stade des Trois-Chenes, in Chene-Bourg, Switzerland, Sunday, Augus ...
Kann Ludovic Magnin auch heute Abend noch lachen?Bild: keystone

Zürich oder St.Gallen in der Finalrunde? Da haben Magnin und Lausanne etwas dagegen

Lausanne-Sport kämpft heute am letzten Spieltag vor der Tabellentrennung in der Super League um einen Platz in den Top-6. Trainer Ludovic Magnin unternimmt viel dafür, dass der Sprung gelingt – und verzichtet sogar auf eine grosse Leidenschaft.
21.04.2025, 08:5621.04.2025, 08:56
Simon Scheidegger / Keystone-SDA
Mehr «Sport»

Als am Dienstag die Playoff-Serie zwischen dem Lausanne HC und den ZSC Lions eröffnet wird, sitzt Ludovic Magnin zuhause auf dem Sofa und leidet. Nicht nur, weil der Trainer von Lausanne-Sport mitansehen muss, wie der LHC im ersten Akt des Finals um den Schweizer Meistertitel chancenlos bleibt, sondern auch, weil er nur zu gern selber im Stadion mitgefiebert hätte.

Prägende Niederlage in Winterthur

Doch Magnin will das Schicksal seiner Fussballer nicht negativ beeinflussen. Nicht schon wieder. Nicht vor dem alles entscheidenden Spiel seines Teams um die Teilnahme an der Meisterrunde in der Super League heute (16.30 Uhr) gegen Lugano. Schliesslich habe seine Mannschaft eines der schwächsten Spiele der Saison abgeliefert, nachdem er wenige Tage zuvor in die Vaudoise Arena zum Eishockey gepilgert sei.

Trainer Ludovic Magnin (LS), links, im Fussball Meisterschaftsspiel der Swiss Super League zwischen Winterthur, FCW, und dem FC Lausanne-Sport im Stadion Schuetzenwiese, am Samstag, 12. April 2025 in  ...
In Winterthur erlebte Magnin eine herbe Schlappe.Bild: keystone

Magnin spricht von Spiel 5 der Halbfinalserie des LHC gegen Fribourg-Gottéron, als die Lausanner einen ersten Schritt zum eindrücklichen Comeback nahmen. Und vom Auftritt Lausanne-Sports vier Tage später, als die Waadtländer gegen das Schlusslicht Winterthur 0:1 verloren, ohne einen einzigen Abschluss des Gegners zugelassen zu haben.

«Aber als Coach, uff»

«Das will ich nicht noch einmal riskieren», sagt Magnin. In seinem Blick wird trotz Lachen offensichtlich: Das meint er ernst. Er habe sich jahrelang darauf gefreut, dass der Lausanne HC um den Titel mitspielen würde. Doch im Leben gebe es Prioritäten. «Und die Priorität ist, dass wir es noch in die Top-6 schaffen.»

Es ist Donnerstagmittag, als Ludovic Magnin im Bauch des Stade de la Tuilière über seinen Aberglauben spricht. Als Spieler, sagt er, sei er überhaupt nicht abergläubisch gewesen. «Aber als Coach, uff.»

Die Episode lässt erahnen, dass Magnin und Lausanne-Sport keine normale Super-League-Partie vor sich haben. Dass dieses dritte Saisonduell mit dem FC Lugano dasjenige ist, das darüber entscheidet, ob die Waadtländer auf den letzten Drücker doch noch den Sprung in die Top-6 schaffen und damit die Chance auf eine Teilnahme am Europacup wahren – oder ob sie die Saison abgesehen vom Halbfinal im Schweizer Cup gegen den FC Basel mit Partien von sportlich überschaubarer Relevanz in der Relegationsgruppe ausklingen lassen müssen.

«Hätte uns vor der Saison jemand gesagt, dass wir am 33. Spieltag einen Final um den Einzug in die Meisterrunde haben, hätte ich das unterschrieben», sagt Magnin. Er weiss, dass sein Team in diesem Kalenderjahr noch nicht richtig auf Touren gekommen ist. Nur Sion (10) hat 2025 weniger Punkte geholt als die Lausanner (14), die die Vorrunde nur einen Zähler hinter Leader Lugano auf Rang 3 abgeschlossen und die Liga mit sieben Siegen aus neun Partien vor Weihnachten als formstärkste Mannschaft hatten aufhorchen lassen.

Baisse ohne Sanches

Damals begann sich am nördlichen Ufer des Lac Léman doch der eine oder die andere zu fragen, ob es Lausanne-Sport in dieser Spielzeit gar für ganz nach oben reichen könnte, ob in den Trophäenschrank des siebenfachen Schweizer Meisters und neunfachen Cupsiegers erstmals seit 1965 wieder der goldene Meisterpokal gestellt werden könnte. Doch die Träume verzogen sich so schnell wieder, wie sie gekommen waren. Nach Abgängen wie demjenigen von Antoine Bernede zu Hellas Verona habe die Mannschaft im Winter an Qualität eingebüsst, konstatiert Magnin. Und: «Die Gegner haben sich besser auf unser Spiel eingestellt.»

Trainer Ludovic Magnin (LS) reagiert im Fussball Meisterschaftsspiel der Swiss Super League zwischen Grasshopper Club Zuerich, GC, und FC Lausanne-Sport, LS, im Letzigrund, am Dienstag, 4. Februar 202 ...
Wenn ihm etwas nicht passt, kann Magnin immer noch ganz schnell ganz laut sein.Bild: keystone

Natürlich hat auch die Verletzung von Alvyn Sanches, der sich bei seinem ersten Zusammenzug mit dem Schweizer Nationalteam im März einen Kreuzbandriss zuzog, den Lausannois einen herben Dämpfer versetzt im Bestreben danach, weiter vorne mitzumischen. Aber Magnin nennt es trotzdem eine «überragende» Saison, die seine Mannschaft bis hierhin absolviert habe. Weil er weiss, woher der Klub kommt.

Gestiegene Erwartungshaltung

Er selber hat Lausanne-Sport zurück aus der Challenge League in die höchste Spielklasse geführt. In den letzten Jahren, sagt Magnin, sei es in Lausanne meist nur darum gegangen, nicht abzusteigen oder die Barrage zu vermeiden. «Dass wir jetzt in der letzten Runde noch die Möglichkeit haben, in die Top-6 zu kommen, zeigt, welche Fortschritte wir in den letzten drei Jahren gemacht haben.»

Auch die 44 Punkte und 50 erzielten Tore sind für den Coach Kennzahlen einer gelungenen Spielzeit. «Das passiert nicht oft in Lausanne», sagt er. Entsprechend versucht Magnin der Ausgangslage vor dem Showdown gegen Lugano etwas die Brisanz zu nehmen, indem er sagt: «Entweder wird es eine unglaubliche oder eine normale Saison für uns. Über die ganze Spielzeit gesehen, hätten wir die Top-6 sicher verdient.»

Aber Magnin ist auch nicht entgangen, dass die Erwartungshaltung im Umfeld des Vereins gestiegen ist, dass die Fans teils fest damit rechnen, dass Lausanne-Sport in der oberen Tabellenhälfte angesiedelt ist. Der Ligaerhalt reicht nicht mehr dafür, die Lausanner Fanseele zu beruhigen. Sie hätten es in den letzten Wochen mehrmals in den eigenen Füssen gehabt, sich den Platz in der Meisterrunde früher zu sichern, sagt Magnin. Er denkt etwa an das 2:2 in Zürich, als Lausanne tief in der Nachspielzeit noch den Ausgleich hinnehmen musste und es so verpasste, den Konkurrenten, der ihm jetzt vor der Sonne steht, vielleicht entscheidend zu distanzieren. «Aber jetzt bringt es nichts, herumzuheulen und zu schauen, was links und rechts passiert. Das Wichtigste ist, dass wir unseren Job erledigen.»

Inspiration vom Hockeyklub

Nach der Enttäuschung in Winterthur verordnete Magnin in dieser Woche dreimal ein hartes Training. Die Spieler sollten fühlen, wie es ist, auf dem Feld zu leiden, zu rennen, wenn die Beine eh schon schwer sind. Von dieser Massnahme erhofft sich der Coach, der gestern seinen 46. Geburtstag feierte, dass seine Spieler diese Leidensfähigkeit auch im Ernstkampf an den Tag legen können.

Ob er, der für seine teils unkonventionellen Motivationsmethoden bekannt ist, auch in dieser Hinsicht noch in die Trickkiste greifen wird, verrät Magnin nicht. «Man kann nicht jede Woche erzählen, das sei jetzt das Spiel des Jahres», sagt er. «Sonst hat es dann, wenn es wirklich darauf ankommt, keinen Effekt mehr auf die Spieler.»

Wer holt den letzten Finalrunden-Platz?
An dieser Umfrage haben insgesamt 2700 Personen teilgenommen

Allerdings erzählt Hockey-Fan Magnin, wie ihn Lausannes Finaleinzug gegen Gottéron nach 1:3-Rückstand beeindruckt habe. «Solche Dinge inspirieren mich», sagt er. Gut möglich, dass in der Garderobe der Fussballer also bald einmal die Hockeyaner des LHC über den Bildschirm flimmern werden. Aberglaube hin oder her. (ram/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
So feiert Lausanne-Sport den Aufstieg
1 / 10
So feiert Lausanne-Sport den Aufstieg
Gross der Jubel bei Lausanne-Sport: Die Waadtländer steigen wieder in die Super League auf.
quelle: keystone / laurent gillieron
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Unsere Romands sollen Schweizerdeutsch sprechen – na dann, bonne chance!
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
    Weiter, immer weiter!
    Gross ist die Lust bei Spielern und Trainern auf die in der Nacht auf den morgigen Sonntag beginnende Klub-WM scheinbar nicht. Dies zeigen unter anderem Aussagen von Manuel Akanji. Aufhalten können – oder wollen – sie die aktuelle Entwicklung aber trotzdem nicht.

    Als Mitte Mai die Saison in den nationalen Ligen endete, wirkten die Spieler und Trainer bereit für Ferien. Auch viele Fans dürften sich nach dieser langen Saison auf eine Pause gefreut haben. Mancherorts wurde gejubelt und gefeiert, andernorts geweint und getrauert. Man muss Erfolge Revue passieren lassen, Misserfolge müssen verarbeitet werden – das braucht Zeit. Doch die gibt es im modernen Fussball nicht mehr. Es geht Schlag auf Schlag. Oder wie Oliver Kahn einst sagte: «Weiter, immer weiter!»

    Zur Story