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Champions-League-Final in St.Petersburg – nun hat die UEFA ein Problem

Martialisches Banner beim CL-Gruppenspiel Zenit gegen Juventus im Oktober 2021.
Martialisches Banner beim CL-Gruppenspiel Zenit gegen Juventus im Oktober 2021.bild: imago-images.de

Champions-League-Final in St.Petersburg – die UEFA steckt in der Bredouille

Das Endspiel der Königsklasse 2022 soll eigentlich in St. Petersburg stattfinden. Nun aber steht die Uefa unter Druck – zuletzt hatte sich der europäische Dachverband noch deutlich geäussert. Dazu kommt ein Problem mit einem Sponsor.
22.02.2022, 08:4222.02.2022, 11:14
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Nur noch etwas mehr als drei Monate sind es bis zum Champions-League-Final. Nur noch etwas mehr als drei Monate bis zu einem der grössten Sportereignisse des Jahres. Ein Highlight mit Milliarden Zuschauern weltweit. Das bedeutet aktuell aber auch: Nur noch ganz wenig Zeit für die UEFA, zu handeln.

Denn das Endspiel der Königsklasse 2022 soll am 28. Mai in der Gazprom Arena von St. Petersburg stattfinden. Nach der jüngsten Eskalation durch Russland im Ukraine-Konflikt steht der europäische Kontinentalverband damit vor einem Dilemma: Kann das Finale des grössten Klubwettbewerbs der Welt wirklich in einem Land stattfinden, das als Aggressor einen souveränen europäischen Staat nicht nur bedroht, sondern ihm auch noch das Existenzrecht abspricht?

Sollen Mannschaften wie Titelverteidiger Chelsea, Bayern München oder Paris Saint-Germain wirklich in St.Petersburg Fussball spielen, während der Gastgeber an anderer Stelle Krieg führt? Es wäre ein bizarres Szenario.

UEFA rüttelt nicht an ihren Plänen

Bisher hielt sich der Verband bedeckt: «Die UEFA beobachtet die Situation fortlaufend und genau. Derzeit gibt es keine Pläne, den Veranstaltungsort zu wechseln», erfuhr die ARD-Sportschau noch Mitte Februar in einer Stellungnahme aus der Zentrale im schweizerischen Nyon.

epaselect epa09481225 General view of the Gazprom Arena during UEFA Champions League officials inspection in St. Petersburg, Russia, 22 September 2021. Gazprom Arena Stadium was chosen as the venue to ...
Die Gazprom Arena – hier soll am 28. Mai der Champions-League-Final 2022 steigen.Bild: keystone

Schon damals standen russische Soldaten rund um die Ukraine, hatten das Land förmlich eingekesselt. Nach der Anerkennung von Luhansk und Donezk als unabhängige Staaten und der Entsendung von Truppen durch Russlands Präsident Wladimir Putin aber hat sich die Situation noch einmal grundlegend verändert, ja dramatisch verschärft.

Heute teilte die UEFA mit, es gebe «derzeit keine Pläne, den Austragungsort zu ändern». Die Situation werde genau beobachtet. Der britische Aussenpolitiker Tom Tugendhat kritisierte die UEFA scharf. «Das ist ein beschämender Entscheid. Die UEFA sollte einer gewalttätigen Diktatur nicht Deckung bieten», twitterte der konservative Politiker.

Mit Blick auf internationale Spiele des russischen Meisters Zenit St. Petersburg teilte die UEFA mit, sie sei in engem Kontakt mit den betroffenen nationalen Verbänden und Vereinen. «Derzeit ist vorgesehen, dass alle Spiele wie geplant stattfinden», hiess es. Zenit trifft an diesem Donnerstag im Europa-League-Rückspiel in Spanien auf Betis Sevilla.

Sponsor Gazprom wird zum Problem

Dazu kommt ein weiteres Problem: Wie umgehen mit Sponsor Gazprom? Der russische Staatskonzern hat seine Zentrale in St.Petersburg, hält die Namensrechte am Finalstadion, in dem sonst der örtliche Klub Zenit spielt – und ist dazu seit 2012 einer der grössten Sponsoren der Champions League, engagiert sich mit Millionen Euro.

Gazprom ist im Fussball allgegenwärtig. Während der Fernsehübertragungen läuft die Werbung des Gasunternehmens rauf und runter, unterlegt mit Musik des legendären Komponisten Peter Tschaikowsky. Auf dem Rasen prangt das Logo gross auf den Werbebanden. Russische UEFA-Funktionäre haben meist beste Beziehungen zum Unternehmen. Exekutiv-Kommitee-Mitglied Alexander Dyukov ist Vorstandschef des Gazprom-Tochterunternehmens Gazprom Neft.

Schnelles Handeln ist auch bei der UEFA möglich

Dass die UEFA allerdings zu schnellem Handeln fähig ist, zeigen die letzten Jahre: 2020 sollte das Finale der Königsklasse eigentlich in Istanbul stattfinden, wurde aufgrund der Corona-Pandemie dann aber nach Lissabon verlegt. Ebenso 2021, als erst St.Petersburg, dann Istanbul als Gastgeber vorgesehen war, dann aber doch in letzter Sekunde nach Porto ausgewichen wurde.

epa04223167 General view of the opening ceremony prior to the UEFA Champions League final Real Madrid vs Atletico Madrid at Luz Stadium in Lisbon, Portugal, 24 May 2014. EPA/ANDRE KOSTERS
2020 wurde der Final kurzerhand nach Lissabon verlegt.Bild: EPA/LUSA

Und dieses Jahr? Da sollte eigentlich München Finalort sein, ehe durch die Verschiebungen der vorangegangenen Jahre doch St.Petersburg an die Reihe kam – und die UEFA nun vor ein Dilemma stellt. Es sind nur noch drei Monate Zeit. (dd/pre)

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58 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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cheko
22.02.2022 09:11registriert Dezember 2015
Es sollte überhaupt keine Diskussion geben.. Den Final Standort gilt es zu verlegen! Solange Russland einen Angriffskrieg führt, sollte zumindest ein temporärer Ausschluss aus der UFEA diskutiert werden.
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bokl
22.02.2022 09:06registriert Februar 2014
Schlage vor den CL-Final nach Kiev zu verlegen.
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Wackelarmiger Windhosenkamerad
22.02.2022 09:42registriert Mai 2016
Verstehe das Problem nicht? Ein korruptes Land, dass andere Gebiete anektiert, Krieg führt und Völkerrechte egal sind passt doch. Der Perfekte Ort und Zeitpunkt für ein Grossanlass der UEFA. So können sie auch zeigen wie nett der Putin ist und was er alles für die Welt macht. Ach herrlich diese UEFA...
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