Den spektakulärsten Sieg als Barcelona-Coach hat Luis Enrique vor dem Wiedersehen mit dem Ex-Klub als unwichtig abgetan. «La Remontada» – das legendäre 6:1 der Katalanen gegen Paris Saint-Germain – «hat uns nicht geholfen, die Champions League zu gewinnen», betonte der nun bei den Franzosen engagierte Spanier.
Sieben Jahre danach trifft PSG im Viertelfinal der Königsklasse wieder auf Barça. Das Hinspiel findet am Mittwoch (21.00 Uhr) in Paris statt.
Borussia Dortmund will derweil in Madrid den Grundstein zum erstmaligen Aufstieg in die Halbfinals seit 2013 legen. Bei Atlético erwartet die Deutschen aber eine unangenehme Aufgabe. «Denen ist es egal, wie sie spielen. Hauptsache, sie gewinnen», sagte BVB-Stürmer Karim Adeyemi über die Mannschaft von Langzeitcoach Diego Simeone. Nicht nur die gut 70'000 Zuschauerinnen und Zuschauer im Estadio Metropolitano könnten für die Spanier von Vorteil sein. Wegen des spanischen Cupfinals hatte Atlético ein spielfreies Wochenende.
Auch das Duell PSG gegen Barcelona sorgte schon im Vorfeld für Emotionen. Von «Hass» schrieb die französische Sportzeitung «L'Équipe» gar über den Beziehungsstatus der beiden Grossklubs. Die organisierte Fanszene der Pariser rief dazu auf, den Parc des Princes zu einem «mehr als feindseligen Terrain» für die Gäste zu machen.
Wie Luis Enrique den Aufruf mit den martialischen Worten findet, bleibt dahingestellt. Der 53-Jährige spielte acht Jahre als Profi beim FC Barcelona und war ab 2014 drei Saisons lang Chefcoach der Blaugrana. «Gegen Barcelona zu spielen, ist für mich aus emotionaler Sicht schwer, aber es ist zugleich stimulierend», sagte Enrique.
Er schuf 2017 einen Grund für die grosse Rivalität. 4:0 siegte Paris im Achtelfinal-Hinspiel gegen Barcelona, der Aufstieg schien nur Formsache. Lionel Messi und Co. schlugen im Rückspiel aber zurück, tief in der Nachspielzeit gelang das sechste Tor zum Weiterkommen. Im Viertelfinal scheiterte Barcelona dann sang- und klanglos an Juventus Turin. Die Revanche für die Schmach von damals gelang PSG schon 2021. Kylian Mbappé schoss beim vorentscheidenden 4:1 im Achtelfinal-Hinspiel im Camp Nou drei Tore. Die Erinnerungen an 2017 blieben aber bestehen.
Auf dem Platz dürfte es bei der Neuauflage wieder hoch hergehen. Barcelona wartet seit dem Triumph 2015 auf den sechsten Titel im höchsten europäischen Klubwettbewerb. In der Liga liegt der Titelverteidiger acht Punkte hinter Real Madrid, in der Copa del Rey kam das Aus schon im Viertelfinal. Trainer Xavi wird nach der Saison seinen Posten räumen. Er kenne Luis Enrique sehr gut, merkte er an. «Es ist Zeit, zu träumen und zu zeigen, dass wir mit einem der besten Teams in Europa mithalten können», sagte Xavi.
Aktuell darf Xavi zufrieden sein. Barcelona ist seit elf Spielen ungeschlagen, in der Meisterschaft kassierte man in fünf Partien kein Gegentor. Nun kommt mit Mbappé ein ganz anderes Kaliber. Für den 25-Jährigen wird es auch eine Einstimmung auf das sein, was ihn bei einem Wechsel zu Real Madrid erwarten würde. Vorher will er PSG aber zum lang ersehnten, erstmaligen Triumph in der Champions League führen.
Mauern will auch Dortmund nicht. Den Fünften der deutschen Bundesliga hätte es bei der Auslosung härter treffen können. Ähnlich wie der BVB hat auch Atlético in der Liga als Vierter nichts mehr mit dem Titelrennen zu tun.
Dortmund-Trainer Edin Terzic erwartet ein Duell auf Augenhöhe und macht seinen Profis Mut: «Wir fahren dorthin, holen uns ein gutes Ergebnis, um dann sechs Tage später eine fantastische Nacht in Dortmund zu erleben.» (abu/sda/apa/dpa)