Es war die pure Dominanz von Manchester City, dem aktuell wohl besten Team der Welt. Mit 4:0 schickten die «Skyblues» den Titelverteidiger und Rekordsieger im Rückspiel des Champions-League-Halbfinals nach Hause. Neben Bernardo Silva, der doppelt traf, und Julian Alvarez trug sich auch Manuel Akanji in die Torschützenliste ein. Der Schweizer Treffer war aber nur eines von mehreren Dingen, die auffielen.
Manchester City gab vom Anpfiff weg den Ton an. Nach 15 Minuten hatte Real Madrid 21 Prozent Ballbesitz und gerade einmal 13 Pässe gespielt. Obwohl das Team von Carlo Ancelotti wie schon im Hinspiel auf ein schnelles Umschaltspiel und nicht auf Ballbesitzfussball setzte, entsprach dies bestimmt nicht dem Matchplan des italienischen Coachs.
Am Ende des Spiels hatte Real zwar immerhin 39 Prozent Ballbesitz und mit 414 nur noch etwas mehr als 200 Pässe weniger gespielt als der Gegner, doch lag dies vor allem an der zweiten Halbzeit, in der ManCity dem Gegner die Spielkontrolle zeitweise überlassen konnte. Was die Dominanz der «Citizens» zusätzlich untermalt, ist die Tatsache, dass Rodri alleine mehr Ballkontakte hatte als das gesamte Offensivtrio der Madrilenen. Ausserdem verzeichneten bis auf Goalie Ederson und Innenverteidiger Ruben Dias alle City-Akteure schon in der ersten Halbzeit einen Schuss. Dank Bernardo Silvas Doppelpack führten die Gastgeber bereits zur Pause 2:0.
Rodri had more touches (124) than Vinícius Júnior (39), Karim Benzema (37) and Rodrygo (33) combined. 😏#UCL pic.twitter.com/wzYqOA2xGw
— Squawka (@Squawka) May 17, 2023
Im Hinspiel hatte Real Madrid ein formidables Mittel gegen Erling Haaland gefunden. Antonio Rüdiger nahm den Norweger fast komplett aus dem Spiel und so konnten die «Königlichen» die ansonsten brillante Manchester-City-Offensive neutralisieren. Im Etihad Stadium gelang das dem Team von Carlo Ancelotti jedoch überhaupt nicht – obwohl Haaland wieder nicht traf.
Dieses Mal lag es aber nicht an der starken Defensivleistung der Spanier. Der 22-jährige Norweger hätte nämlich gut und gerne mindestens einen Treffer erzielen können. Doch der herausragend reagierende Real-Keeper Thibaut Courtois sowie einmal die Latte verhinderten den 13. Treffer Haalands in dieser Champions-League-Saison. Damit hat Haaland in der Königsklasse erstmals seit 2020/21, als er noch für den BVB auflief, gegen ein Team nicht getroffen, wenn er in beiden Spielen auf dem Feld stand. Der Viertelfinalgegner war damals sein jetziger Arbeitgeber.
Dass City für einmal auch ohne Haalands Tore auskam, lag auch an Manuel Akanji. Der Schweizer Verteidiger, der in der Dreierkette die linke Position besetzte, traf in der 76. Minute zum vorentscheidenden 3:0. Es war der erste Treffer des 27-Jährigen in seinem 39. Champions-League-Spiel. Zunächst wurde das Tor jedoch als Eigentor von Eder Militão gewertet, da der Brasilianer zuletzt am Ball war. Die UEFA korrigierte den Eintrag in der Torschützenliste jedoch noch und so ist der Kopfballtreffer nach einer Flanke von Kevin De Bruyne eine Premiere für Akanji.
Beim 1:1 in Madrid sorgte Kevin De Bruyne mit seinem Hammer aus rund 20 Metern dafür, dass sein Team nicht mit einem Nachteil ins Rückspiel im eigenen Stadion startet. In Manchester gelang ihm zwar kein erneuter Treffer, doch war der Belgier dennoch einer der auffälligsten Akteure des Spiels. Sowohl das 1:0 durch Silva als auch den Treffer Akanjis bereitete er vor. Und auch sonst glänzte er mit seiner gewohnt starken Übersicht und einigen guten Pässen. Bei seiner Auswechslung und schon während des Spiels skandierten die Fans immer wieder seinen Namen.
Obwohl Pep Guardiola seit der Saison 2010/11 und dem Triumph mit Barcelona in der Champions League auf den ganz grossen Wurf wartet, ist der Katalane einer der erfolgreichsten Trainer in dem Wettbewerb. Der 4:0-Erfolg im Halbfinal-Rückspiel ist sein 100. Erfolg als Coach in der «Königsklasse». Einzig Sir Alex Ferguson (102) und sein Gegenüber vom gestrigen Abend Carlo Ancelotti (107) sind gemäss «OptaJoe» in der Liste der siegreichsten Trainer noch vor Guardiola,
Ancelotti ist aber nicht nur der siegreichste Coach in der Champions-League-Geschichte. Mit seinem Auftritt an der Seitenlinie des Etihad Stadiums überholt er Manchester-United-Legende Sir Alex Ferguson für die meisten Spiele als Trainer in dem höchsten europäischen Wettbewerb. Das Rekordspiel wird er aber wohl so schnell wie möglich vergessen wollen. Dank seiner vier Titel in der Champions League wird das wohl nicht so schwer sein.
191 - This will be Carlo Ancelotti’s 191st game as a manager in the UEFA Champions League, the outright most of any coach in the competition’s history (overtaking Alex Ferguson, 190). Master. pic.twitter.com/Wqd3SgGnYp
— OptaJose (@OptaJose) May 17, 2023
Wenn am 10. Juni in Istanbul die beiden Finalisten das Feld betreten, werden diese erstmals in einem Ernstkampf gegenüber stehen. Zuvor trafen Manchester City und Inter Mailand erst zweimal in Freundschaftsspielen aufeinander. Dass sich zwei Klubs im Final der Champions League erstmals begegnen, gab es letztmals in der Saison 2004/05 – ebenfalls in Istanbul. Der FC Liverpool und AC Milan lieferten sich in ihrem ersten Aufeinandertreffen eine spektakuläre Partie mit dem besseren Ende für den Premier-League-Klub.
1 - The 2023 #UCL final will be the first ever competitive meeting between Man City and Internazionale. It's the first time a debut meeting between two sides has been in a Champions League final since Liverpool v Milan in Istanbul in 2005. Spooky. pic.twitter.com/tgNp9D1oe9
— OptaJoe (@OptaJoe) May 17, 2023