Die sportliche Ausgangslage ist vor dem Stadtderby am Samstagabend (18.00 Uhr) klar. Der FC Zürich tritt als Co-Leader der Super League gegen die Grasshoppers, die Rang 9 belegen, als Favorit an.
Mehr zu reden gibt im Umfeld der beiden Klubs ein Vorfall, der sich angeblich dieser Tage ereignet hat. GC-Fans hatten demnach für das Derby eine Choreografie vorbereitet, die von Anhängern des FCZ gestohlen wurde. «50 bis 60 kamen bewaffnet und haben unsere Jungs abgezogen», ist einem Forumseintrag zu entnehmen, der in beiden Fan-Szenen hohe Wellen schlug.
Sollte sich der Vorfall so abgespielt haben, reiht er sich ein in eine ganze Reihe von Gewalttaten zwischen Vertretern der beiden Lager. Zuletzt sorgte vor zwei Wochen ein Angriff fernab eines Fussballspiels für Aufsehen. An der Chilbi im Winterthur Vorort Wiesendangen hatten laut Augenzeugen rund zwei Dutzend Vermummte junge Männer gejagt. Es sollen FCZ-Fans auf der Jagd nach GC-Fans gewesen sein.
Der Redaktion sind GC-Fans bekannt, die sich lieber nicht mit Schal oder Trikot outen, wenn sie durch Zürich gehen. Selbst wenn GC ein Heimspiel habe und der FCZ anderntags engagiert sei, könne man sich rund um den Letzigrund nicht gefahrlos bewegen, wird berichtet. Jeder Besuch des Ausgangsviertels rund um die Langstrasse kann für Männer, die als GC-Fans erkannt werden, als Opfer einer Gewalttat enden. Es ist das Ziel eines Teils der FCZ-Bewegung, dass GC, welches sein Trainingszentrum auf dem Land in Niederhasli hat, in der Stadt nicht mehr sichtbar ist.
Die Fans des FC Zürich sind deutlich in der Überzahl. Die «Südkurve» des Klubs ist zu einer Art Jugendzentrum geworden. Mutmasslich gehen nicht alle Besucher nur wegen des Fussballs zum Fussball, sondern weil es in gewissen Kreisen angesagt ist, für den FCZ zu sein. Das Dazugehören dürfte für sie, wie bei jeder Jugendbewegung, so wichtig sein wie die Resultate auf dem Rasen.
Für den Klub werden seine Fans zunehmend zu einem Problem. Denn selbst wenn der FC Zürich unmöglich kontrollieren kann, was ausserhalb des Stadions geschieht, etwa in Wiesendangen, fällt das Verhalten seiner Anhänger auf ihn zurück. Es ist ein negativer Aspekt der Popularität. Und ein Grund dafür, weshalb die Politik auf personalisierte Tickets setzen will, gegen die sich die Klubs sträuben.
Vor dem Derby am Samstag richtete die Stadtpolizei Zürich gegenüber «Züri Today» aus, man nehme vor jeder Partie eine Lagebeurteilung vor. «Dort fliessen auch die Ereignisse rund um vergangene Begegnungen ein. Entsprechend werden Vorkehrungen getroffen und das personelle Aufgebot erlassen.» (watson)