Wenn es in der aktuellen Super-League-Saison um den grössten Meisterkandidaten geht, werden meistens Basel, Lugano, Servette oder eben doch die Young Boys genannt. Ein Team, welches bereits die gesamte Saison vorn mitspielt, aber über das nur selten gesprochen wird, ist der FC Luzern.
Nur zwei Punkte liegen die Zentralschweizer momentan hinter den beiden Leadern Basel und Servette und überraschen momentan die ganze Liga. Auch Trainer Mario Frick zeigt sich gegenüber der «Luzerner Zeitung» beeindruckt: «Es ist eine wahnsinnige Saison. Niemand hätte damit gerechnet, vor allem mit diesem Umbruch und den schwerwiegenden Abgängen, welche wir zu verzeichnen hatten.»
Viele Spieler verliessen im Sommer die Luzerner, unter anderem auch Captain und Schlüsselspieler Ardon Jashari. Der erst 21-Jährige wechselte für 6 Millionen Euro zu Club Brügge und zeigt beim belgischen Meister aktuell sehr starke Leistungen.
Natürlich profitiert Luzern in dieser Saison auch von der Inkonstanz der verschiedenen Mannschaften, aber dennoch ist es überraschend, die Leuchtenstädter vorn in der Tabelle zu treffen. Es zahlt sich langsam aus, auf die eigene Jugend zu setzen. Während viele Teams in der Schweiz junge Talente aus dem Ausland verpflichten, setzt Luzern auf Eigengewächse. Vom aktuellen Kader kamen bereits acht Spieler mit Jahrgang 2003 oder jünger zum Einsatz.
Eines der erfolgreichen Beispiele ist Torhüter Pascal Loretz. Seit er vor über zwei Jahren sein Debüt in der Super League gab, kam er bereits zu 71 Einsätzen in der Meisterschaft und ist eine der grössten Schweizer Zukunftshoffnungen im Tor. Einzig Borussia Dortmunds Gregor Kobel, die Nummer 1 des Nationalteams, hat von allen Schweizer Goalies noch einen höheren Marktwert als Loretz.
Die Luzerner, welche laut Transfermarkt einen Altersdurchschnitt von 24,4 Jahren aufweisen, haben im gesamten Kader nur einen Spieler, der über 30 Jahre alt ist. Ersatztorhüter Vaso Vasic ist mit 34 Jahren deutlich der älteste im Team, kam in dieser Saison allerdings nur zu einem Einsatz. Mit 28 Jahren ist Sommer-Neuzugang Adrian Grbic der älteste Feldspieler der Luzerner.
In der im vergangenen Jahr eingeführten Nachwuchs-Trophy zeigt sich deutlich, wie sehr Luzern im Vergleich mit der restlichen Liga auf den eigenen Nachwuchs setzt. Insgesamt wurden bisher während 9938 Minuten Spieler mit Jahrgang 2003 oder jünger eingesetzt. Lausanne auf dem zweiten Platz kommt nur auf 3943 eingesetzte Minuten. Der Klub, welcher Ende Saison am meisten auf die jungen Spieler gesetzt hat, wird mit 250'000 Franken belohnt.
Auch Trainer Mario Frick hat einen nicht zu unterschätzenden Anteil am Erfolg. Seit über drei Jahren steht der Liechtensteiner an der Seitenlinie des FCL. Immer wieder hat Frick mit wichtigen Abgängen zu kämpfen, aber er bringt Mal für Mal neue zukünftige Stars in das Rampenlicht der Super League. In einem Interview verglich er die Situation mit seinem Privatleben:
Die Ausbildungs-Philosophie funktioniert beim FC Luzern wie sonst bei keinem Verein in der Schweiz. Auch Sportchef Remo Meyer zeigt sich sehr stolz auf den Weg, welcher in der Zentralschweiz gegangen wird, wie er im Herbst in einem Interview mit Blue Sport gesteht: «Ich weiss, dass es nicht jeder bis ganz nach oben schafft. Aber ich glaube, in den letzten sieben Jahren haben rund 30 Nachwuchsspieler ihren ersten Schritt in der Swissporarena machen dürfen.» Das Ziel beim FCL ist, dass mindestens ein Drittel der Mannschaft aus dem eigenen Nachwuchs besteht.
Heute Nachmittag (16.30 Uhr) kommt es in Luzern zum Spitzenspiel gegen den FC Basel. Mit einem Sieg und einem gleichzeitigen Patzer von Servette gegen Zürich könnten sich die Luzerner sogar an die Spitze setzen, und die Träume vom ersten Meistertitel seit 1989 würden noch grösser werden. In der Stadt macht sich langsam ein Hype bemerkbar: Gegen Basel wird eine ausverkaufte Swissporarena erwartet.
Ich mag es dem FCL von Herzen gönnen, auch wenn mein Herz Grün/Weiss eingefärbt ist.