Nach dem Viertelfinal-Einzug an der EM wollte die Schweizer Nati auch in der Nations League nach den Sternen greifen und erstmals seit fünf Jahren in der Nations League die K.O Phase erreichen. Kein geringeres Ziel haben die Akteure Anfang September, zu Beginn des Wettbewerbs, herausgegeben.
Und nun steht die Schweiz nach den zwei Startniederlagen gegen Dänemark (0:2) und Spanien (1:4) punktlos am Tabellenende. Grund genug für Nati-Direktor Pierluigi Tami, die Ziele anzupassen: «Wir wollen in der Liga A bleiben.» Dafür ist mindestens Rang 3 erforderlich.
Aktuell liegt die Schweiz auf dem 4. und letzten Rang. Mit dem Auswärtsspiel in Serbien am Samstag und dem Heimspiel am Dienstag gegen Dänemark folgen nun zwei Partien, in denen die Nati punkten muss. Zwar wäre der Abstieg aus Liga A bei zwei weiteren Nullern rechnerisch noch nicht fix, in den verbleibenden Spielen im November aber kaum mehr abzuwenden.
Ein Abstieg, es wäre notabene der erste aus der Liga A seit Gründung der Nations League, hätte weitreichende Konsequenzen: Stimmungstechnisch würden sich schnell wieder dicke Wolken vor den (noch) blauen Himmel über der Nationalmannschaft schieben. In der nächsten Ausgabe der Nations League, in welcher die Schweiz folglich in der Liga B ihre Partien austragen müsste, wären die Gegner unattraktiver – und die Ticketeinnahmen für den finanziell auch schon mal besser aufgestellten Verband geringer. Und je nach Ergebnissen in den anderen Gruppen hätte ein Abstieg aus der Liga A zur Folge, dass die Schweiz für die Auslosung der WM-Qualifikationsgruppen im kommenden Dezember in Topf 2 landet. Was wiederum den Weg an die WM 2026 schwerer als eh schon machen würde.
Der Druck auf den Schultern von Xhaka und Co. ist also gross. Dass sie auch mit dem Rücken zur Wand abliefern können, haben die Spieler schon mehrmals bewiesen. Auch in der Nations League: 2022 verlor die Nati sogar die ersten drei Spiele, ehe sie in den verbleibenden drei das Punktemaximum holte und sich so den Ligaerhalt sicherte. Weil heuer erst zwei Spieltage absolviert sind, ist auch die einst angestrebte Viertelfinal-Qualifikation noch nicht komplett ausser Reichweite: Dafür aber wäre weniger als das Punktemaximum gegen Serbien und Dänemark wohl zu wenig.
Apropos zwei Siege: Mit dieser Bilanz aus den nächsten Tagen würde die U21 abseits der Scheinwerfer Historisches vollbringen. Sprich, sich zum dritten Mal in Folge für die Europameisterschaft qualifizieren. Auf den ersten Blick ist die Ausgangslage fürs Gruppenfinish ideal. Doch aufgepasst: Mit Finnland und Rumänien warten zum Abschluss zwei Gegner, die ebenfalls noch auf die EM-Teilnahme aspirieren. Erschwerend kommt hinzu, dass es fürs Direktticket ans Turnier 2025 in der Slowakei wohl Rang 1 braucht. Ansonsten droht der schwierige Gang in die Playoffs.
Eine neuerliche EM-Teilnahme auf U21-Stufe wäre Gold wert für das internationale Ansehen des Schweizer Nachwuchsfussballs. Innenpolitisch nämlich stehen diesem schwere Zeiten bevor: Weil in der Super und in der Challenge League die Einsatzzeit junger Schweizer seit Jahren sinkt, müssen Verband und Liga nun über die Bücher. Ansonsten dürften Erfolgsmeldungen aus dem Nachwuchs und später auch von der A-Nati immer schwieriger zu realisieren sein.
Schicksalstage? Das mag überspitzt formuliert sein – Fakt aber ist: Es gab schon unwichtigere Tage für den Schweizer Fussball als die nun bevorstehenden. (aargauerzeitung.ch)