In seinem fünften Auftritt für Manchester City platzte dann endlich der Knoten. Innert 14 Minuten erzielte Omar Marmoush einen lupenreinen Hattrick und brachte Manchester City gegen Fabian Schärs Newcastle auf Kurs für den 4:0-Erfolg. Dabei stellte er nicht nur seine Torgefahr, sondern auch gleich seine Vielseitigkeit unter Beweis. Erst traf er per Lupfer, dann mit einem leicht abgefälschten Schuss ins kurze Eck und zum Abschluss in der 33. Minute noch per Direktschuss aus knapp zehn Metern.
«Es ist ein sehr, sehr schöner Tag», sagte Marmoush, der sich am Samstag nicht nur über seine ersten Tore für die Skyblues freute, sondern auch über den ersten Hattrick seiner Karriere. Der 26-jährige Ägypter bedankte sich danach bei Mitspielern, Staff und Trainer, «die mir vom ersten Tag an das Gefühl gegeben haben, Teil der Familie zu sein. Ich bin sehr glücklich».
Wenig überrascht von Marmoushs Leistung zeigte sich Trainer Pep Guardiola. «Wir wussten, dass er früher oder später zeigen kann, was in ihm steckt. Er ist ein Spieler, der uns gefehlt hat», sagte der Katalane und erklärte: «Seine Bewegung nach hinten, sein Tempo.» Sein Team verfüge über viele Spieler, die den Ball gerne am Fuss haben, befand der Katalane und lobte: «Marmoush ist ein Typ, der gerne Räume attackiert und uns hilft, mehr Zeit zu schaffen.»
Der flexibel einsetzbare Offensivspieler scheint damit eine hervorragende Ergänzung zur Offensive um Phil Foden, Kevin De Bruyne und auch Savinho zu sein. Zumal Marmoush ebenfalls als Vorbereiter für Erling Haaland fungieren kann, wenn er auch noch auf seinen ersten Assist im City-Trikot wartet. Dennoch bewies er bereits, dass er mitspielen und sich auch im Passspiel besser einbringen kann als der norwegische Stürmer. Auch defensiv bringt er sich ein.
In der Hinrunde kam Marmoush noch im Trikot von Eintracht Frankfurt alleine in der Bundesliga auf 15 Tore und 10 Assists, wettbewerbsübergreifend erreichte er in 26 Spielen gar 20 Treffer und 14 Vorlagen. Bis zu 80 Millionen Euro liess sich sein neuer Klub den in Anlehnung an Mohamed Salah als «neuer ägyptischer König» gefeierten Shootingstar deshalb kosten.
Dabei sind die Zweifel in England an Neuzugängen aus der Bundesliga jeweils gross. Daran konnte auch Ausnahmetalent Haaland, der in der Premier League gar noch besser performte als bei Borussia Dortmund, nur bedingt etwas ändern. Zu viele Spieler konnten den Sprung aus Deutschland auf die Insel nicht bewältigen und ihre zum Teil immensen Ablösesummen nicht rechtfertigen. Spieler wie Jadon Sancho, Timo Werner oder Christopher Nkunku, um nur einige Beispiele der letzten Jahre zu nennen.
Die Bundesliga verkommt in den Augen vieler englischer Fussballfans immer stärker zu einer Ausbildungsliga, deren Qualität nicht einmal ansatzweise an jene der Premier League heranreicht. Abschätzig wird deshalb von einer «Farmer's League» gesprochen. Dass ein Omar Marmoush nun kaum Anlaufschwierigkeiten hat und mit seinem Spielwitz und seiner Vielseitigkeit schon in seinem dritten Einsatz in der Premier League einen Topklub auseinandernimmt, nimmt solchen Aussagen den Wind aus den Segeln. Der Sprung aus der «Bauernliga» in die «beste Liga der Welt» ist für den 35-fachen Nationalspieler scheinbar kein Problem.
Natürlich war es erst ein Spiel und darf Omar Marmoush nicht nachlassen. So fordert auch Pep Guardiola: «Hoffentlich kann er gut mit den Komplimenten umgehen, denn Fussball ist Nonstop.» Der Anfang stimmt aber schon mal. Und mit seiner Leistung gegen Newcastle half er dem amtierenden Meister auch gleich etwas aus der Patsche. Dank des Erfolgs gegen den direkten Konkurrenten im Kampf um die Champions-League-Plätze sprang Manchester City auf Platz 4.
Für Guardiola und sein Team war es gleichzeitig auch ein wichtiger Befreiungsschlag nach der 1:5-Klatsche gegen Arsenal, dem mühevollen Cupsieg bei Drittligist Leyton Orient und der 2:3-Niederlage im Hinspiel der Champions-League-Playoffs zu Hause gegen Real Madrid. Am Mittwoch (21 Uhr) geht es im Rückspiel im Santiago Bernabéu um den Einzug in den Achtelfinal der Königsklasse. Es würde niemanden überraschen, wenn Marmoush dann länger auf dem Platz stehen würde als noch in Manchester am letzten Dienstag, als er erst sieben Minuten vor Schluss eingewechselt wurde.