46 Jahre alt ist Hakan Sükür mittlerweile, seit dem Ende seiner Karriere als Fussballer ist ein Jahrzehnt vergangen. Eines, das äusserst turbulent verlief für den Rekordtorschützen der türkischen Nationalmannschaft. Sükür wurde Politiker, zog ins Parlament ein – und wurde nach seinem Austritt aus der Regierungspartei AKP zur Verhaftung ausgeschrieben.
Sükür setzte sich ab, heute lebt er in Kalifornien. Die «New York Times» stöberte ihn auf, in einem Café in Palo Alto im Silicon Valley. Der Türke ist Mitbesitzer des Geschäfts. Er steht selber hinter der Theke und verkauft den Kunden türkisches Frühstück, Gebäck und Kaffee. Im Gespräch mit der Zeitung vergleicht Sükür seine Situation mit jener nördlich des Polarkreises in Norwegen: «Es wird nicht immer dunkel sein. Ich glaube daran, dass eines Tages das Licht zurückkehrt. Die Dunkelheit wird nicht ewig währen.»
Hakan Sukur è scappato dalla Turchia e oggi ha una panetteria a Palo Alto: https://t.co/z1poF0OMn6 pic.twitter.com/79PtHz9SWS
— youngnomore (@young_nomore) 4. Mai 2018
Dass er sich dazu genötigt sah auszuwandern, liegt an Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Sükür war Mitglied dessen Partei AKP. Doch nach zwei Jahren im türkischen Parlament verliess er die Partei wegen deren seiner Ansicht nach «feindlichen Schritte» gegen die Gülen-Bewegung. Seither wurde aus dem berühmtesten türkischen Sportler überhaupt eine für die Regierung unerwünschte Person. Erdogan liess ihn wegen Präsidentenbeleidigung anklagen und nach dem gescheiterten Putschversuch zur Verhaftung ausschreiben. Aus einem Freund war längst ein Feind geworden.
Seit dem Herbst 2015 lebt Hakan Sükür nun in Kalifornien. «Gutes Wetter, schönes Leben», fasst er zusammen. Seine Ehefrau Beyda und ihre drei Kinder im Alter von 12 bis 18 Jahren traten die Flucht in ein neues Leben mit ihm an. Seine Eltern in der Türkei hingegen kann er nur noch mittels Facetime sehen. Der Vater, 77 Jahre alt und zwischenzeitlich im Gefängnis, ist an Krebs erkrankt.
Freunde würden ihm dazu raten, erzählt Sükür der «New York Times», sich einfach nicht mehr politisch zu äussern. Dann würde er wohl nach Hause zurückkehren können, ohne dass ihm etwas geschehe. Aber das werde er nicht tun, kündigt der frühere Star von Galatasaray an. «Es gibt abertausende Menschen, die in der gleichen Situation wie ich sind. Es wäre egoistisch, nur für mich selber zu denken. Ich könnte mich selber nicht mehr ernst nehmen.»
Stattdessen plant Hakan Sükür seine Zukunft in den Vereinigten Staaten. Sein jetziges Visum läuft 2020 ab, er hat für ein längeres Bleiberecht eine Green Card beantragt. (ram)