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Wie es dem türkischen Fussballkönig Hakan Sükür im Exil in Kalifornien geht

FILE - In this Saturday, June 2, 2007, file photo Turkey's Hakan Sukur reacts during the Group C Euro 2008 qualifying soccer match against Bosnia at the Olympic stadium in Sarajevo. Turkey's ...
In 112 Länderspielen schoss der «Bulle vom Bosporus» 51 Tore.Bild: AP

Warum der türkische Fussballkönig Hakan Sükür jetzt im Exil in einem Café arbeitet

Er gilt als bester türkischer Fussballer der Geschichte: Hakan Sükür. Der «Bulle vom Bosporus» holte Titel und knackte Rekorde, als Politiker wurde er Erdogans Regime unangenehm. Sükür flüchtete nach Kalifornien.
04.05.2018, 15:4104.05.2018, 16:00

46 Jahre alt ist Hakan Sükür mittlerweile, seit dem Ende seiner Karriere als Fussballer ist ein Jahrzehnt vergangen. Eines, das äusserst turbulent verlief für den Rekordtorschützen der türkischen Nationalmannschaft. Sükür wurde Politiker, zog ins Parlament ein – und wurde nach seinem Austritt aus der Regierungspartei AKP zur Verhaftung ausgeschrieben.

Sükür setzte sich ab, heute lebt er in Kalifornien. Die «New York Times» stöberte ihn auf, in einem Café in Palo Alto im Silicon Valley. Der Türke ist Mitbesitzer des Geschäfts. Er steht selber hinter der Theke und verkauft den Kunden türkisches Frühstück, Gebäck und Kaffee. Im Gespräch mit der Zeitung vergleicht Sükür seine Situation mit jener nördlich des Polarkreises in Norwegen: «Es wird nicht immer dunkel sein. Ich glaube daran, dass eines Tages das Licht zurückkehrt. Die Dunkelheit wird nicht ewig währen.»

Aus dem Freund wird ein Feind

Dass er sich dazu genötigt sah auszuwandern, liegt an Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Sükür war Mitglied dessen Partei AKP. Doch nach zwei Jahren im türkischen Parlament verliess er die Partei wegen deren seiner Ansicht nach «feindlichen Schritte» gegen die Gülen-Bewegung. Seither wurde aus dem berühmtesten türkischen Sportler überhaupt eine für die Regierung unerwünschte Person. Erdogan liess ihn wegen Präsidentenbeleidigung anklagen und nach dem gescheiterten Putschversuch zur Verhaftung ausschreiben. Aus einem Freund war längst ein Feind geworden.

FILE - In this Friday, May 16, 2008, file photo Britain's Queen Elizabeth II, left, with Turkish Prime Minister Tayyip Erdogan, 2nd right, and his wife Emine Erdogan, second left, and Turkish soc ...
2008 ist die Welt noch in Ordnung: Erdogan beobachtet von Queen Elizabeth II und Sükür (rechts) in Ankara.Bild: AP

Seit dem Herbst 2015 lebt Hakan Sükür nun in Kalifornien. «Gutes Wetter, schönes Leben», fasst er zusammen. Seine Ehefrau Beyda und ihre drei Kinder im Alter von 12 bis 18 Jahren traten die Flucht in ein neues Leben mit ihm an. Seine Eltern in der Türkei hingegen kann er nur noch mittels Facetime sehen. Der Vater, 77 Jahre alt und zwischenzeitlich im Gefängnis, ist an Krebs erkrankt.

Hakan Sükür
Geboren am 1. September 1971. Stürmer. Profi von 1987 bis 2008. Für Galatasaray Istanbul erzielt er in 363 Spielen 228 Tore, er wird mehrfach türkischer Meister und Cupsieger und gewinnt mit dem Klub im Jahr 2000 den UEFA-Cup. Mit der Nationalmannschaft wird er 2002 WM-Dritter, in 112 Länderspielen trifft er 51 Mal.

Zukunft in den USA

Freunde würden ihm dazu raten, erzählt Sükür der «New York Times», sich einfach nicht mehr politisch zu äussern. Dann würde er wohl nach Hause zurückkehren können, ohne dass ihm etwas geschehe. Aber das werde er nicht tun, kündigt der frühere Star von Galatasaray an. «Es gibt abertausende Menschen, die in der gleichen Situation wie ich sind. Es wäre egoistisch, nur für mich selber zu denken. Ich könnte mich selber nicht mehr ernst nehmen.»

Stattdessen plant Hakan Sükür seine Zukunft in den Vereinigten Staaten. Sein jetziges Visum läuft 2020 ab, er hat für ein längeres Bleiberecht eine Green Card beantragt. (ram)

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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Majoras Maske
04.05.2018 16:54registriert Dezember 2016
Traurig ist das Land, in dem das freie Wort verboten wird. Kunst und Wissenschaft sterben, weil sie den freien Gedanken vorraussetzen.
In einer Zeit wo Morgen technologisch schon alles anders sein kann, ist es fatal alle Selberdenkende aus dem Land zu jagen. Was morgen wichtig ist, wird heute ausgedacht. Die Türkei wird im zukünftigen Wettbrwerb keine Chance mehr haben. Dafür aber einen alten, machtgeilen Opa, der einsam durch seine leeren Paläste stolpert und den lieben langen Tag nur nach Dingen sucht, die ihm gefährlich werden könnten um sie zu eliminieren.
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Pfupf2210
05.05.2018 09:36registriert April 2018
Das ist einfach nur traurig, wenn man seine Heimat verlassen muss, nur weil man seine Meinung sagt.
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Ximing
05.05.2018 08:14registriert August 2015
Hakan Sükur lässt sich nicht mundtot machen wie viele andere, sondern kämpft gegen die Ungerechtigkeit und Tyrannie in der Türkei. Nicht einfach, wenn man bedenkt, dass seine Familie noch in der Türkei lebt und er sie nicht mehr sehen kann.
Dieser Mensch hat meinen grössten Respekt verdient.
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