Nachdem Jadon Sancho aus Dortmund, wo er die letzte halbe Saison leihweise unter Vertrag stand, nach Manchester zurückgekehrt war, gingen eigentlich alle von einem kurzen Aufenthalt in der drittgrössten Stadt Englands aus. Das Letzte, was erwartet wurde, war ein Verbleib des 24-jährigen Flügelspielers bei Manchester United.
Doch dazu soll es jetzt kommen. Sancho trainiert gar bereits wieder mit dem Team. Wie Trainer Erik ten Hag, dessen Vertrag Anfang Juli trotz zwischenzeitlich harscher Kritik bis 2026 verlängert wurde, erklärte, habe eine Aussprache zwischen ihm und Sancho stattgefunden. «Wir haben einen Schlussstrich gezogen und werden weitermachen und nach vorne schauen», erklärte der Niederländer. Die Aussage des 54-Jährigen kommt ziemlich überraschend, nachdem die Beziehung zwischen ihm und Sancho eigentlich nicht mehr zu kitten schien.
Im September 2023 flog der englische Nationalspieler aus dem Kader, weil er gemäss ten Hag schwache Trainingsleistungen gezeigt hatte. Nach den öffentlichen Äusserungen des Trainers platzte Sancho der Kragen. «Ich werde es nicht erlauben, dass Menschen Dinge über mich sagen, die komplett unwahr sind. Ich habe mich diese Woche im Training sehr gut verhalten», schrieb er auf X in einem später gelöschten Post. Zudem beschuldigte er ten Hag, ihn zum Sündenbock zu machen.
In der Folge stand Sancho nicht mehr im Kader, musste isoliert von der 1. Mannschaft trainieren und durfte nicht einmal mehr in der Kantine der Profis essen. Auch ein Treffen zwischen Trainer und Spieler konnte die Differenzen damals nicht beseitigen – vor allem, weil sich Sancho weigerte, sich zu entschuldigen. Deshalb musste er den Verein im Winter verlassen.
Dazu, ob Sancho ihn nun um Verzeihung gebeten habe, äusserte sich Trainer ten Hag nicht. Er betonte lediglich erneut, dass die beiden einen Schlussstrich unter diese Sache gezogen hätten. Ausserdem erklärte er: «Manchester United braucht gute Spieler und Jadon ist ein guter Spieler.»
Das konnte Sancho in seinen zweieinhalb Jahren bei den «Red Devils» aber noch zu selten unter Beweis stellen. Zwar liess er sein Potenzial immer wieder aufblitzen, doch zeigte er nicht konstant Leistungen auf Topniveau. Beim BVB, wo er zwischen 2017 und 2021 zum Star gereift war, konnte er sich aber wieder Selbstvertrauen und möglicherweise neuen Schwung holen.
Zwar springen einem die Skorerwerte (je drei Tore und Assists in 21 Spielen) nicht gerade ins Auge, doch zeigte Sancho in Dortmund nach kurzen Anlaufschwierigkeiten wieder das, was ihn so stark macht: Schnelligkeit, Stärke in 1-gegen-1-Situationen sowie Passstärke und Torgefahr. Gerade im Hinspiel des Champions-League-Halbfinals gegen Paris Saint-Germain war Sancho überragend, wirbelte in der Offensive und absolvierte zwölf Dribblings erfolgreich – etwas, was in einem Halbfinal der Königsklasse seit Lionel Messi 2008 keinem gelungen war.
Sancho fand an alter Wirkungsstätte also zurück zu alter Stärke – und wäre dort auch gerne geblieben. Dafür wäre er angeblich bereit gewesen, auf Gehalt zu verzichten. Bei Manchester United verdient er noch bis 2026 über 15 Millionen Euro jährlich. Auch Dortmund hätte Sancho gerne gehalten, doch stellte sich die geforderte Ablöse in Höhe von gerüchteweise knapp 50 Millionen Euro als zu hoch heraus für den Bundesligisten. Deshalb nahm der BVB Abstand von einer Verpflichtung des 24-Jährigen.
Anders sieht dies bei Juventus Turin aus. Noch vor wenigen Tagen hiess es, dass der italienische Rekordmeister Sancho gerne verpflichten würde. Vieles deutete darauf hin, dass der Wechsel bald über die Bühne gehen werde. Nach der Aussprache zwischen ten Hag und Sancho ist ein Weggang des Londoners zwar nicht ausgeschlossen, zumal die Konkurrenz auf den Flügeln mit Spielern wie Marcus Rashford, Alejandro Garnacho oder Antony gross ist. Doch scheinen die beiden Streithähne es nach ihrer Versöhnung noch einmal gemeinsam probieren zu wollen.