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Fussball: Alex Frei verlässt Wil – wechselt er bald in die Super League?

Alex Frei, der neue FC Wil Trainer im Training im Stadion Bergholz in Wil, aufgenommen am Montag, 7. September 2020. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
Nach seiner Kündigung in Wil ist Alex Frei – zumindest für den Moment – ohne Job.Bild: keystone

Luzern? Basel? Genf? Ist Alex Frei auf dem Markt, spielt die Fussball-Schweiz verrückt

Alex Frei hat seinen Job als Trainer beim Challenge-League-Klub FC Wil überraschend gekündigt. Kurz darauf wird der Schweizer Rekordtorschütze mit diversen Klubs in Verbindung gebracht.
10.11.2021, 08:51
François Schmid-Bechtel / ch media
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Alex Frei ist zwar kein hochdekorierter Coach. Dafür ist der 42-Jährige auch noch nicht lange genug im Trainer-Geschäft. Aber er ist Alex Frei. Ein Synonym für den Aufschwung des Schweizer Fussballs. Rekordtorschütze der Nati. Dazu ein kantiger, polarisierender Typ. Und deshalb mehr als nur irgendein Challenge-League-Trainer, der gerade keinen Job hat.

Wenn Alex Frei auf dem Markt ist, wird diskutiert, spekuliert. Es gibt Trainer, die sich trotz Vertrag plötzlich etwas mehr unter Druck fühlen. Es gibt Sportchefs, die sich überlegen, ob der Frei die bessere Wahl wäre als der aktuelle Trainer. Es gibt Präsidenten, die ihrem Sportchef genau diese Frage stellen.

Alex Frei, der neue FC Wil Trainer spricht an einer Medienkonferenz im Stadion Bergholz in Wil, aufgenommen am Montag, 7. September 2020. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
Alex Frei wird auch immer wieder mit Teams in der Super League in Verbindung gebracht.Bild: keystone

Naheliegend wäre der FC Luzern. Allein, weil man dort gerade im Krisenmodus feststeckt. Nur zehn Punkte nach 13 Spielen, schlechtester Saisonstart seit sieben Jahren, zweitletzter Tabellenplatz. Da helfen nicht mal die Erinnerungen an den Cup-Triumph vom Sommer, um die Tristesse zu verdrängen. Auch, weil bislang nicht ersichtlich ist, wie dieser Klub die Wende schaffen will.

Was liegt da näher, als den Trainer zu wechseln? Erst recht, weil Fabio Celestini in der Vergangenheit als Fast-FCB-, Fast-YB und Fast-Nati-Trainer in die Schlagzeilen geraten ist. Immer fast, aber nie ganz und vielleicht deshalb auch nicht mehr ganz bei der Sache in Luzern?

Jedenfalls wirkt Celestini derzeit lost, wie die jungen Menschen es heutzutage ausdrücken. Verloren auf dem Trainermarkt, verloren bei seinem Arbeitgeber, verloren im Dickicht seiner vielen Ideen und Inspirationen.

Luzerns Cheftrainer Fabio Celestini waehrend dem Super League Meisterschaftsspiel zwischen dem FC Luzern und dem FC St. Gallen, am Sonntag, 24. Oktober 2021 in Luzern. (KEYSTONE/Marcel Bieri)
Es läuft nicht: Fabio Celestini und sein FC Luzern kommen nicht vom Fleck. Bild: keystone

Warum zaudern? Erst recht, wenn Alex Frei verfügbar ist. Und es passt auch sonst vieles. Frei ist seit vielen Jahren ein Kumpel von Remo Meyer und Götti eines Sohnes des Luzerner Sportchefs. Frei war mal bei Servette Teamkollege von Präsident Stefan Wolf, wobei Frei in seiner langen Laufbahn mit vielen Menschen mal zusammengespielt hat. Und Frei war ja schon zweimal beim FC Luzern engagiert. Einmal als Spieler, einmal als Sportchef. Wobei sein zweites Engagement kein erfolgreiches war.

Frei gab als Sportchef desillusioniert und ausgelaugt auf. Schwamm drüber. Denn der aktuelle Sportchef und wie auch der Präsident war damals noch nicht im Amt. Also alles völlig unbelastet. Oder doch nicht? Es gibt jedenfalls einflussreiche Menschen beim FC Luzern mit dicker Brieftasche, die schon damals an Bord waren. Garantiert würde ihn die Sportchef-Story einholen. Und garantiert würde ein Beziehungsdelikt aus einer Verpflichtung gestrickt, sollte Frei in Luzern Trainer werden.

Will er sich das antun? Will sich Sportchef Meyer das antun? Und Präsident Wolf? Es sind drei intelligente Menschen, denen die Fallen des Fussball-Business bekannt sind.

Der Sportkoordinator des FC Luzern Remo Meyer anlaesslich der Medienkonferenz des FC Luzern vom Freitag, 22. Juni 2018 in Luzern. (KEYSTONE/Urs Flueeler)
FCL-Sportchef Remo Meyer ist ein guter Freund Freis.Bild: KEYSTONE

Degen und Frei: Könnte das überhaupt funktionieren?

Für Basel-Trainer Patrick Rahmen indes ist Freis Abgang keine gute Nachricht. Rahmen wurde von Marco Streller zum FCB geholt. Aber Streller hat beim FCB sportlich nichts mehr zu sagen. Der Mann, der die Richtung vorgibt, ist David Degen. Er krempelt den Klub nach seinem Gusto um, was nicht für alle Angestellten aus der Ära Burgener ein Vorteil war. Ausserdem hält Degen nicht allzu viel von Rahmen. Daraus macht er keinen Hehl, wenn ihm die Darbietung auf dem Rasen nicht gefällt. Was also liegt näher, als Rahmen durch Frei zu ersetzen?

In Basel würde Frei nicht von seiner Vergangenheit eingeholt, obwohl er eine hat. Und was für eine: Junior, Starspieler, Junioren-Trainer, Fast-Profitrainer. Klar, der Wechsel nach Wil vor knapp eineinhalb Jahren wirkte wie eine Flucht. Aber wer will ihm diese verübeln, wenn man die chaotischen Zustände und die Orientierungslosigkeit, die damals beim FCB unter Präsident Bernhard Burgener geherrscht haben, in Betracht zieht?

ARCHIVBILD ZUR MELDUNG, DASS DAVID DEGENS KAUFANGEBOT FUER DEN FC BASEL --- David Degen, Marco Streller und Alex Frei, von links, vor dem Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC  ...
Der heutige FCB-Mitbesitzer David Degen (links) und die beiden Klub-Ikonen Marco Streller und Alex Frei bei einem Matchbesuch im Mai 2016.Bild: keystone

Ausserdem: Die Leute, wegen denen er damals den FCB verlassen hat, also Burgener und CEO Roland Heri, sind weg. Unproblematisch wäre für Frei ein Comeback bei seinem Herzensverein gleichwohl nicht. Mit Rahmen würde er einen Trainer verdrängen, der bei den Fans äusserst beliebt ist. Ausserdem ist da ja noch der nicht ganz unerhebliche Faktor David Degen.

Man fragt sich: Wie käme Frei damit zu Recht, wenn er einen Vorgesetzten hätte, der früher in der Hierarchie klar unter ihm stand. Die vertauschten Rollen könnte er vielleicht noch akzeptieren. Aber nicht, wenn der Chef alles bestimmt, nach weniger guten Auftritten in der Kabine drauflos poltert und mehr oder weniger offensichtlich Einfluss auf die Aufstellung nehmen will.

Vielleicht geht die nächste Türe in Genf auf. Dort macht Trainer Alain Geiger mit Servette gerade eine schwierige Zeit durch. Was für Genf spricht: Die Mannschaft ist viel besser als ihr Tabellenrang (8). Ausserdem hat Servette das Potential, sich als dritte Kraft im Schweizer Fussball hinter YB und dem FCB zu etablieren.

Alain Geiger, coach of Servette FC, looks the game, during the Super League soccer match of Swiss Championship between Servette FC and FC Zuerich, at the Stade de Geneve stadium, in Geneva, Switzerlan ...
Alain Geiger ist bei Servette auch nicht mehr unumstritten.Bild: keystone

Warum der Abgang beim FC Wil?

Bleibt die Frage: Warum schmeisst Alex Frei während der Saison seinen Job beim FC Wil hin? Und das, obwohl er bis dato kein Angebot vorliegen hat. Stösst er mit seiner ehrgeizigen, fordernden Art in Wil an die Grenzen?

Nun, Frei war sich sehr wohl bewusst, dass er sich in Wil auf bescheidenes wirtschaftliches Terrain begibt. Was für ihn kein Problem ist, weil Prestige und Status für ihn unwichtig sind. Klar, er ist ein Getriebener. Ein Ehrgeizling durch und durch. Sonst hätte er es nie zum Profi geschafft, geschweige denn zum Rekord-Torschützen der Schweiz.

Alex Frei, der neue FC Wil Trainer im Training im Stadion Bergholz in Wil, aufgenommen am Montag, 7. September 2020. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
Auch als Trainer soll Frei als ehrgeizig gelten.Bild: keystone

Den Grund für Freis Abgang finden wir nicht bei der Qualität der Spieler oder den beschränkten finanziellen Mitteln. Wahrscheinlicher ist: Frei vermisste im Klub die Bereitschaft, in seinem Sinn alles für den Erfolg zu unternehmen. Er spricht für ihn als Trainer und als Menschen, wenn er dann die Konsequenzen zieht. (aargauerzeitung.ch)

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So cool sahen Trainer als Spieler aus
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quelle: imago images
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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ELMatador
10.11.2021 09:05registriert Februar 2020
Ich verstehe es nicht, ist ja nicht so, dass Frei mit dem FC Wil die Liga dominierte sie Tümpeln im unteren Mittelfeld.

Warum sollte er für grössere Clubs interessant sein?
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goschi
10.11.2021 09:42registriert Januar 2014
wenn wir schon be Jugendwörtern sind, dieser Artikel liest sich wie von einem Fanboy geschrieben.

Frei ist super, alle warten auf Frei, mit Frei wird alles besser...

Die Realität ist wohl etwas weniger blumig und sein Abgang bei Wil wohl nicht nur selbstbestimmt.
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Konrad Konterbier
10.11.2021 09:00registriert Juli 2019
Keine Ahnung warum der für iregendeinen Verein interessant sein soll. Seine Arbeit in Wil war ja jetzt nicht super erfolgreich. Auch sonst hat er als Trainer noch rein garnichts gezeigt.
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