Kylian Mbappé will weg. Aber erst in einem Jahr. Paris Saint-Germain hingegen will den 24-Jährigen sofort verkaufen, sollte er seinen im nächsten Jahr auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Dies hat der Stürmer aber bereits ausgeschlossen. So stehen Klub und Spieler vor unüberbrückbar scheinenden Differenzen – und so geht das unendliche Transfer-Drama weiter.
Dabei wäre es im Interesse von beiden Parteien, diesem bald ein Ende zu setzen. Denn es ist ein Kampf ohne Gewinner. Vielmehr stehen alle Beteiligten als Verlierer da.
Bereits seit Jahren ist es ein offenes Geheimnis, dass Kylian Mbappé davon träumt, irgendwann bei Real Madrid zu spielen. Im letzten Jahr wäre es dann fast so weit gewesen, ehe sich gar Frankreichs Präsident Emmanuel Macron einschaltete und PSG-Besitzer Nasser Al-Khelaifi den Superstar mit einem Vertrag, der Mbappé schon im ersten Jahr über 140 Millionen Euro eingebracht hat, vom Verbleib überzeugen konnte.
Noch einmal möchte Mbappé seinen Vertrag aber nicht verlängern, wie er dem Klub nach der Saison mitgeteilt hat. Dies ist sein gutes Recht. Doch ebenso verständlich ist, dass PSG ihn nicht ablösefrei verlieren will, zumal er mit einem Marktwert von 180 Millionen Euro gemeinsam mit Erling Haaland der wertvollste Fussballer der Welt ist.
Die Angst, dass ein Mbappé-Abgang keine Transfersumme einbringt, die zumindest in die Nähe der 180 Millionen Euro kommt, welche PSG 2018 an die AS Monaco bezahlt hat, ist so gross, dass die Pariser ihrem Prinzen gar mit der Zuschauerrolle drohen, sollte dieser nicht wechseln oder seinen Vertrag verlängern. Nur: Was hätten sie damit erreicht?
Mbappé ist der beste und zuverlässigste Spieler im Team vom neuen Trainer Luis Enrique, womöglich ist er gar der talentierteste Fussballer der Gegenwart. Ihn auf die Tribüne zu verbannen, während man ihm rund 150 Millionen Euro bezahlt, wäre nicht nur sinnlos, sondern auch kindisch und arrogant. So darf durchaus daran gezweifelt werden, dass PSG die Drohung im Ernstfall tatsächlich umsetzen würde. Doch alleine die Äusserung dieser lässt PSG in einem schlechten Licht dastehen.
Und Mbappé? Für den wäre ein Jahr auf der Tribüne ein verlorenes. Ebenso, sollte er dem Ruf des Geldes, der aus Saudi-Arabien gar noch lauter ertönt als aus Paris, folgen, und zu Al-Hilal in die fussballerische Provinz wechseln. 300 Millionen Euro sollen die Saudis geboten haben, es wäre eine neue Rekordablöse, PSG hat das Angebot selbstverständlich angenommen. Mbappé soll aber selbst bei einem Verdienst von bis zu 700 Millionen Euro für ein Jahr kein Interesse an einem Wechsel auf die arabische Halbinsel haben. Er betonte bereits mehrmals, in Europa bleiben zu wollen.
Auch dort gibt es genügend Interessenten. Manchester United, Barcelona und weitere internationale Grössen sollen bereit sein, ein Angebot für den Weltmeister von 2018 abzugeben. Nur scheint es so, als würde Mbappé ausschliesslich zu Real Madrid wechseln wollen. Sein derzeitiger Arbeitgeber vermutet gar, dass sich der Spieler mit den «Königlichen» bereits über einen Wechsel im nächsten Jahr einig sei.
So scheint Real Madrid möglicherweise der einzige Gewinner in dieser Affäre zu sein. Doch dies ist nur auf den ersten Blick der Fall. Denn sollte es tatsächlich eine Einigung zwischen den «Blancos» und Mbappé geben, wäre dies nicht nur unfair gegenüber den Verantwortlichen in Paris, die dann nur noch machtlos zusehen können, wie ihr Kronjuwel gestohlen wird. Es wäre vor allem auch unzulässig, da es Klubs erst sechs Monate vor Ablauf des Vertrags erlaubt ist, mit Spielern von anderen Vereinen zu verhandeln.
Ausserdem ist das Zögern der Madrilenen, bereits in diesem Sommer ein Angebot für Mbappé zu unterbreiten, unverständlich. Nach dem Abgang von Karim Benzema ist im Sturm vom 14-fachen Champions-League-Sieger eine riesige Lücke entstanden, die der von Espanyol Barcelona kommende Joselu wohl kaum alleine füllen kann. Angeblich spiele dabei auch eine Rolle, dass Mbappé sich sowohl 2017 als auch im letzten Jahr gegen Real Madrid und für PSG entschieden hat. Am Interesse am Torschützenkönig der letzten fünf Ligue-1-Saisons sowie der WM 2022 hat sich dadurch aber nichts geändert.
Will der spanische Rekordmeister unter der Führung von Florentino Perez nun also ernsthaft aus Eitelkeiten darauf verzichten, einen Spieler mit den Qualitäten eines Mbappés bereits ein Jahr früher zu verpflichten? Die finanziellen Möglichkeiten, um einen solchen Transfer zu bewerkstelligen, wären gegeben. Viel dürfte sich am Gesamtgefüge durch eine Ablöse ohnehin nicht ändern, wäre eine ähnliche Summe im nächsten Jahr wohl als Handgeld an den wechselwilligen Spieler geflossen. 130 Millionen Euro hätte dieses gemäss The Athletic bei einer Unterschrift im letzten Jahr betragen.
Dass sich Perez und Co. doch noch einmal mit der PSG-Führung zusammensetzen, um eine Lösung zu finden, wäre daher der einzige Ausweg aus der verfahrenen Situation. PSG würde den Spieler dadurch nicht ablösefrei verlieren, Mbappés Traum ginge in Erfüllung und Real Madrid würde nach Jude Bellingham gleich den nächsten Transfercoup landen.
Und so würden am Ende doch alle Beteiligten als Gewinner dastehen.