Gross war die Spannung am Donnerstagabend, als die brasilianischen Superstars den Rasen in Lusail betraten. Die Aufgabe war alles andere als einfach für die Seleçao, die bei vielen als Topfavoriten gehandelt werden. Mit Serbien wartete ein unbequemer Gegner. Einer, der nicht zu den Favoriten zählt. Und dennoch einer, der aufgrund von mehreren herausragenden Einzelspielern jedes Team vor Probleme stellen kann.
Doch am Ende war das Spiel eine klare Sache. 2:0 setzte sich Brasilien durch, Stürmer Richarlison erzielte beide Tore. Die Südamerikaner holten somit als drittes grosses Team – neben England, Spanien und Frankreich – am ersten Spieltag einen ungefährdeten Sieg. Und meldeten so eindrücklich ihre Ambitionen auf den Titel an.
Ein Selbstläufer war der Erfolg der Brasilianer dennoch nicht. Serbien startete überraschend mutig in die Partie und ging die brasilianischen Edeltechniker ruppig an. Und folgte in der ersten Halbzeit einem klaren Spielplan: keine Risiken eingehen, kompakt verteidigen, vereinzelte Konter fahren. Die Rechnung ging zunächst auf: 45 Minuten lang rannte Brasilien vergeblich an, gute Chancen gab es kaum.
Doch nach der Pause kippte das Spiel immer mehr. Während die Serben ihrem intensiven Spiel langsam Tribut zollten, kamen die Brasilianer immer besser in Fahrt. Nach 53 Minuten rettete Strahinja Pavlovic in letzter Sekunde gegen Raphinha, nur wenige Minuten später scheiterte Neymar aus vielversprechender Position. Und als nach genau einer Stunde Alex Sandro den Ball aus grosser Distanz auf den Pfosten zimmerte, schien die Führung nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Für die Erlösung sorgte aus brasilianischer Sicht schliesslich Richarlison. Der Stürmer von Tottenham, der in der Premier League diese Saison noch kein Tor erzielte, traf innert elf Minuten doppelt. In der 62. Minute versenkte er einen Abpraller bei Goalie Vanja Milinkovic-Savic. Und in der 73. zeigte er, warum Brasiliens Spiel noch immer gerne als «Jogo Bonito» bezeichnet wird
Auf Höhe des Elfmeterpunkts hob er sich den Ball selbst in die Luft und zimmerte diesen mit einem perfekten Seitfallzieher in die Maschen. Spätestens mit dieser Aktion verkam das Spiel zu einem brasilianischen Schaulaufen. Der Sieg hätte durchaus auch höher ausfallen können. Nur die Latte verhinderte ein weiteres Traumtor, als Casemiro den Ball aus fast 30 Meter ins Tor schlenzen wollte.
Der beeindruckende Startsieg Brasiliens ist auch ein Warnruf für die Schweiz, die am Montag nächster Gegner der Seleçao sein wird. Schlechte Erkenntnisse gab es aus Sicht der Südamerikaner im Eröffnungsspiel fast keine. Nur eine Personalie dürfte den brasilianischen Fans etwas Sorge bereiten. Superstar Neymar – der eine gute Partie zeigte – verliess die Partie nach 80 Minuten angeschlagen. Auf Social Media kursieren Bilder seines malträtierten Knöchels, die nichts Gutes erahnen lassen. Neun Mal war der 30-Jährige in seinem ersten Spiel gefoult worden, so oft wie bisher kein anderer Spieler an dieser WM.
Neymar's ankle 😳 pic.twitter.com/3qKHIj34n8
— 𝐓𝐡𝐞 𝐒𝐩𝐨𝐫𝐭𝐢𝐧𝐠 𝐍𝐞𝐰𝐬 (@sportingnews) November 24, 2022
Und die Serben? Die Osteuropäer hinterliessen bei ihrem ersten Auftritt in Katar einige Fragezeichen. Nach gutem Start baute Serbien immer stärker ab, gute Chancen konnte es keine verzeichnen. Zudem kämpfen auch bei ihnen zwei wichtige Spieler mit körperlichen Problemen. Dusan Vlahovic konnte aufgrund von Adduktorenproblemen erst nach einer guten Stunde ins Spiel eingreifen, Filip Kostic musste wegen Oberschenkelproblemen ganz auf einen Einsatz verzichten.