Die Mitteilung, welche die rund 8000 Mitglieder des FC Basel Anfang dieser Woche vom Verein erhalten, hat es in sich. Zum einen steht darin, dass die Profiabteilung FC Basel 1893 AG nicht, wie von Präsident David Degen am 14. Dezember an der Bilanzpressekonferenz verkündet, im Geschäftsjahr 2022 eine Schwarze Null schreiben wird, sondern einen Verlust von 1.2 Millionen Franken erwartet.
Zum anderen lädt der Verein am 7. Februar zu einer ausserordentlichen Mitgliederversammlung. Dann sollen die Mitglieder darüber abstimmen, ob der Verein, der 25 Prozent an der AG hält, auch 25 Prozent des Defizits deckt. Denn genau das fordert der Verwaltungsrat. Eine Mitgliederversammlung ist in solchen Fällen gemäss Paragraf 15f der Vereinsstatuten notwendig, da es sich hier um eine Veränderung des Aktienkapitals handelt.
Mit einem Kapitalschnitt will der FCB das Defizit begleichen. Bei dieser in der Wirtschaft gängigen Sanierungsmethode wird das Aktienkapital (in der FC Basel 1893 AG liegt es aktuell bei zwei Millionen Franken) nominell herabgesetzt und gleichzeitig effektiv erhöht.
Die Holding, in der die Klubbesitzer David Degen, das Ehepaar Rey und Dan Holzmann sitzen, wird aus eigener Tasche 75 Prozent, also 900'000 Franken, einzahlen. Der Verein steht vor der schwierigen Aufgabe, relativ schnell 300'000 Franken aufzutreiben. Tut er das nicht, sinkt sein Aktienanteil in der AG von 25 auf 10 Prozent.
Bemerkenswert ist, dass Degen und Co die ersten FCB-Eigentümer sind, welche aus der AG heraus Defizite ausgleichen. Zuvor war das jeweils auf Holding-Ebene geschehen. Dort hatten sich in den goldenen Jahren Reserven angesammelt und dort hatte sich Bernhard Burgener bedient, um die Defizite aus seiner Amtszeit auszugleichen. Weil Burgener sämtliche Holding-Reserven aufgebraucht hatte, war Degen vor einem Jahr gezwungen, auch noch das Eigenkapital der AG restlos auszuschöpfen, um das 14-Millionen-Loch zu stopfen. Ein Jahr später ist er jetzt gezwungen, anderweitig Geld aufzutreiben.
Den Verein dabei aber in die Pflicht zu nehmen, ist auf den ersten Blick ein überraschender Schritt. Seit 16 Jahren – seit 2006 müssen die Profiteams der Swiss Football League in AGs ausgelagert sein – gibt es in Basel das Konstrukt, dass der Verein 25 Prozent der AG hält. Ehrenpräsident Bernhard Heusler nannte es in der «TagesWoche» im Rahmen einer Mitgliederkampagne 2016 «demokratische Basis» und führte weiter aus: «Wenn 7500 Mitglieder gegen den Vorstand stimmen, dann führt man den Verein nicht.»
Aus dem Tagesgeschäft der Profiabteilung hielt sich der Verein aber grösstenteils raus. Er war lediglich in Form eines Delegierten im Verwaltungsrat der AG präsent. Ein Fakt, der ad absurdum geführt wurde, als Bernhard Burgener in seiner Amtszeit in Personalunion Delegierter und AG-Verwaltungsratspräsident war, weshalb in den neuen Vereinsstatuten festgehalten ist, dass diese Person unabhängig von der AG sein muss.
Degen und Co nehmen dies jetzt zum Anlass, den Verein in die Pflicht zu nehmen. Doch da nicht zu erwarten ist, dass der defizitäre Verein, dessen in der Regel sechsstelliges Minus jedes Jahr von der AG dank einer Defizitgarantie ausgeglichen wird, mal so eben 300'000 Franken auftreibt, ist es gut möglich, dass die FC Basel 1893 AG schon bald neue Besitzverhältnisse hat und der Verein dann massiv an Einfluss verliert.
Für die Muttenzerkurve wäre das vermutlich ein Schuss vor den Bug, stellen sie sich doch seit je her gegen den Kommerz im Fussball. Die Kontrollfunktion, welche der Verein im aktuellen FCB-Konstrukt innehat, wird von ihnen als äussert wertvoll erachtet. «Niemer isch grösser als dr Verein!», hiess es zum Beispiel vor einem Jahr im Heimspiel gegen Lausanne, das Teil eines Klub-Konsortiums ist.
In Basel können die Fans als Vereinsmitglieder ihre Stimme erheben, den Klub mitgestalten und unerwünschte Investoren a la Centricus rechtzeitig verhindern, um nicht plötzlich vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.
Nach der Lektüre der Nachricht herrscht wohl bei vielen Mitgliedern eine gewisse Angst, dass dies in Zukunft nicht mehr so sein könnte.