Der 31. Oktober ist der Geburtstag von Fabio Celestini und was für ein schöneres Geschenk gibt es für einen Fussballtrainer als einen neuen Job. Seit Dienstag ist Celestini neuer Cheftrainer des taumelnden Riesen FC Basel. Der löst den Schleuderstuhl von Heiko Vogel aus und hat den sechsten Trainer in 20 Monaten.
Vogel ist damit in Basel ein zweites Mal Geschichte. Nach nur zehn Monaten in Amt und Würden, nach einem schier irrsinnigen Auf und Ab und Hin und Her. Zwischen den Extremen eines Europacupfinale, zu dem im Mai nicht viel gefehlt hat, und dem Absturz auf den letzten Tabellenplatz in der Super League.
Vogel bekleidete beim FCB so viele Funktionen in dieser kurzen Zeit, für was andere ein ganzes Fussballerleben benötigen. Er war massgeblich involviert an einem masslosen Transfersommer, an dessen Ende ein Spielerkader stand, der immer noch weit davon entfernt ist, eine kompetitive Mannschaft zu sein. Unter dem Strich bleibt ein Scherbenhaufen, den sein Nachfolger übernimmt.
Celestini ist ein Name, der am Standort Basel immer wieder gefallen war, wenn der FCB einen Neuen brauchte. Er soll schon im Gespräch gewesen sein, als 2017 Meistertrainer Urs Fischer nicht mehr gut genug war für den gerade von Bernhard Burgener übernommenen FC Basel.
Dann wurde Celestini als Nachfolger von Marcel Koller gehandelt, und im Frühjahr 2021 berichtete die Luzerner Zeitung erneut davon, dass Celestini – kurz darauf Cupsieger mit dem FC Luzern – zu den «absoluten Wunschkandidaten» in Basel gehöre.
Im November 2021 schliesslich, kurz bevor die Liaison mit Luzern in die Brüche ging, plauderte er mit der Westschweizer Sonntagszeitung «Le Matin Dimanche» unverblümt darüber, den nächsten Karriereschritt wagen zu wollen.
Weil die Young Boys und der FC Basel ihre Trainerstellen anderweitig besetzt hatten, kam Celestini zu dem indigniert wirkenden Urteil: «Ich werde den Posten bei Basel oder YB nie bekommen.» Auf die Nachfrage, warum er das wisse, antwortete er gleich zweimal: «Weil ich es weiss.»
Insofern ist der 48-Jährige zwei Jahre später eines Besseren belehrt. Nur weiss man nicht genau, ob der neue Job in Basel nun tatsächlich ein hübsches Geburtstagsgeschenk ist oder nicht doch eher ein Himmelfahrtskommando.
Der FC Basel hat jetzt einen Cheftrainer, der auf eine schillernde Spielerlaufbahn zurückblicken kann. Der in Frankreich (Marseille) und Spanien (Getafe) auf höchstem Niveau gespielt hat als defensiver Mittelfeldstratege und 35 Länderspiele für die Schweiz absolvierte.
Seinen ersten Gehversuch als Trainer machte er in der Serie D, dann führte er seinen Stammverein Lausanne-Sport zurück in die Super League, spielte mit Lugano Europa League, holte mit Luzern besagten Cup, und in Sion scheiterte er unter vergleichbaren Umständen krachend.
Während er in Lugano (drei Siege aus den ersten vier Spielen) und in Luzern (fünf Siege aus sechs Spielen) auf Anhieb Linderung verschaffte, war Celestinis Intermezzo im Wallis vom 21. November 2022 bis zum 27. Februar ein einziges Fiasko: sechs Spiele, zwei Remis und vier Niederlagen. In den letzten 20 Ligaspielen glückte ihm ein Sieg. Das drückt seinen Schnitt auf 1,11 Punkte pro Spiel, was aktuell Super-League-untauglich wäre.
Überall, wo Celestini arbeitete, verbrauchte er sich mehr oder weniger rasch. Was in der modernen Trainerwelt mit Halbwertszeiten, die nicht mehr in Jahren, sondern in Monaten verrechnet werden, nicht ungewöhnlich ist. Was Celestini begleitet, ist sein Hang, sich zu wenig wertgeschätzt und missverstanden zu fühlen.
Als er nach einer Negativserie in Luzern den Stuhl vor die Tür gestellt bekam, galt er als eingeschnappt bis unbelehrbar. In Sion hat er Mario Balotelli noch zum Captain gemacht, als ihm der Laden bereits um die Ohren flog.
Darüber, dass Celestini nicht wüsste, was ihn in Basel erwartet, muss man sich keine Sorgen machen. Und was er noch nicht weiss, werden ihm seine beiden früheren Nationalmannschaftskollegen David Degen und Marco Streller erörtern können. Celestini nimmt in Kauf, dass er heute, bei seinem ersten Spiel, gleich das vorletzte sportliche Ziel, den Cupsieg, verspielen kann. Dann bliebe noch der Klassenerhalt, was in der Verfassung dieses FCB als Aufgabe erscheint, die gross genug ist.