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Die (etwas traurige) Wahrheit über die Popularität von GC in China

Praesident vom Grasshopper Club Zuerich Sky Sun posiert im Letzigrund, am Freitag, 19. Maerz 2021 in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
Präsident Sky Sun ist das Gesicht der chinesischen GC-Besitzer.Bild: keystone

Die witzige (und etwas traurige) Wahrheit über die Popularität von GC in China

11.05.2022, 10:5812.05.2022, 05:09
Ralf Meile
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Der Grasshopper Club ist immer noch Schweizer Rekordmeister und alleine schon deshalb eine grosse Nummer im hiesigen Fussball. Viele Fans zieht er trotzdem nicht an, nur Absteiger Lausanne-Sport und der FC Lugano spielen vor weniger Zuschauern.

Seit einiger Zeit gehören die Zürcher keinen Einheimischen mehr, sondern Chinesen. Als GC-Präsident amtet Sky Sun und er liess unlängst in einem Interview mit der NZZ mit dieser Aussage aufhorchen:

«Fussball ist auch in China sehr populär, aus der Super League werden in jeder Runde drei Begegnungen live gezeigt. Und wenn ein GC-Spiel übertragen wird, sind die Einschaltquoten deutlich höher.»

GC eine richtig grosse Nummer im Reich der Mitte? So klingt das jedenfalls. Man stellt sich gleich vor, wie sich in Garküchen in Schanghai die Leute vor kleinen Bildschirmen versammeln, um zu sehen, wie Noah Loosli von einem gegnerischen Stürmer überlaufen wird und wie Francis Momoh den Ball über das Tribünendach drischt. Nur drei Punkte beträgt der Vorsprung der Grasshoppers auf den Barrageplatz – das Abstiegsgespenst ist noch nicht vertrieben. Morgen Abend (20.30 Uhr) müssen die Hoppers in Basel ran, in Schanghai ist es dann 02.30 Uhr.

Chinese soccer fans watching the 2014 World Cup final match between Germany and Argentina, being played in Brazil, on a TV screen in Beijing, China Monday, July 14, 2014. (AP Photo/Andy Wong)
Public Viewing in Peking – nicht für ein GC-Spiel, sondern für den WM-Final 2014.Bild: ap photo

Welch grosse Nummern GC und die anderen neun Teams der Schweizer Super League in China wirklich sind, weiss der «Blick». Er hat die Einschaltquoten für die weltweiten Übertragungen aufgetrieben. Und diese Zahlen sind ernüchternd.

Zwischen 100 und 500 Leute schauen in China zu, wenn ein Spiel aus der Super League übertragen wird. Die Zeitung rechnet diese Zahl auf die Gesamtbevölkerung hoch und kommt zum Schluss: 0,000036 Prozent aller Chinesinnen und Chinesen schalten für die Schweizer Fussballspiele ein.

Oder anders gesagt: Jemand sitzt vor dem Fernseher, zappt durch die TV-Sender, ist gerade bei Servette – Luzern und genau in dem Moment geben die Batterien der Fernbedienung den Geist auf. Er wird als Zuschauer registriert, weil er nicht schnell genug umschalten kann. Etwa so populär ist die Super League in China, wobei alles andere auch eine Überraschung gewesen wäre.

In China ist ein Sack Reis umgefallen
Schweizer Fussball ist für Chinesen vermutlich etwa so interessant wie für uns die Meldung, dass in China ein Sack Reis umgefallen ist.Bild: Internet

Was festzuhalten ist: Die Aussagen von Sky Sun sind korrekt. Denn Fussball ist in China durchaus populär und aus der Schweizer Super League werden dort Begegnungen live gezeigt. Es ist auch denkbar, dass die Einschaltquoten bei GC-Spielen deutlich höher sind als bei anderen Partien.

Die Vorstellung, welche die Aussage des Präsidenten auslöst, hat mit der Realität aber nicht viel zu tun. Bis zum Zeitpunkt, an dem die Grasshoppers in China die Massen vor den Bildschirm mobilisieren, dürfte noch sehr viel Wasser den Haslibach neben dem GC-Campus in Niederhasli hinunterfliessen.

Wie die Grasshoppers dem «Blick» ausrichteten, ist das Interesse bei Live-Übertragungen der Super-League-Spiele vor allem dann grösser, wenn ihr Verteidiger Li Lei spielt. Bis auf weiteres dürfte er der einzige Chinese sein, der ein GC-Trikot trägt. Fussballfans in Peking und Schanghai ziehen sich eher Leibchen von Cristiano Ronaldo, Lionel Messi oder Erling Haaland an.

Li Lei GC
Abwehrspieler Li Lei kam in dieser Saison zu bislang fünf Einsätzen.Bild: imago
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Die unendliche GC-Saga
April 2023: Die chinesischen Besitzer mit Statthalter Bill Pan (Bild) prüfen Angebote von potenziellen Käufern, die GC übernehmen wollen.

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quelle: www.imago-images.de / imago images
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Deshalb mögen Chinesen Schweizer Schokolade nicht

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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Filzstift
11.05.2022 11:52registriert August 2016
Ach diese 500 waren doch keine Chinesen, sondern ausgewanderte Zürcher.
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Spama Lotto
11.05.2022 11:54registriert August 2019
«Das isch GC! Rekordmeister! Was meinsch eigentlich, wer du bisch, he? Rekordmeister! Rekordmeister! Dir isch gar nöd bewusst, um was es gaht da! Das isch Super League vom Rekordmeister! Än Institution, hey! Hey, chli Konzentration, he! Mir gähnd alles für dä Klub und du … läck du mir hey! Chli Respekt!»
https://www.watson.ch/sport/unvergessen/990577269-cabanas-verlangt-respekt-das-isch-gc-rekordmeister-aen-institution
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Skunk42
11.05.2022 12:32registriert Februar 2022
Nein! - Doch! Ohh!!

Ich habe mir gerade vorgestellt, wie Winnie the Pooh mit GC Schal und Dosenbier den Fernseher anschreit...
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