Sport
Fussball

So gross ist Granit Xhakas Anteil am Meistertitel von Bayer Leverkusen

Fussball, Herren, Saison 2023/2024, 1. Bundesliga 29. Spieltag, Bayer 04 Leverkusen - SV Werder Bremen, Granit Xhaka Bayer 04 Leverkusen, Jubel nach Tor zum 2:0, 14.04.2024, *** Soccer, Men, Season 20 ...
Granit Xhaka zeigt nach seinem Treffer gegen Bremen auf das Klublogo.Bild: www.imago-images.de

Warum Granit Xhakas Anteil am Meistertitel von Leverkusen kaum in Worte zu fassen ist

Der Schweizer Mittelfeldspieler gewinnt mit Bayer Leverkusen die deutsche Meisterschaft – sein Anteil ist immens, auf dem Platz und daneben.
14.04.2024, 19:5614.04.2024, 21:12
Dominic Wirth / ch media
Mehr «Sport»

Sie lassen nichts anbrennen, auch ganz zum Schluss nicht, und alles andere wäre auch eine Überraschung gewesen in dieser Saison für die Ewigkeit. Bayer Leverkusen gewinnt gegen Werder Bremen mit 5:0.

Anführer Granit Xhaka trifft dabei, auf wunderbare Art. Die deutsche Meisterschaft ist damit beiden sicher. Es ist die erste überhaupt, in der Geschichte des Klubs, in der Geschichte Xhakas.

Meister also, fünf Spiele vor Schluss schon, nach 25 Siegen in 29 Partien und keiner einzigen Niederlage: Das umreisst in aller Kürze, wie aussergewöhnlich die Leverkusener Darbietung in dieser Spielzeit ist. Sie haben die Titelserie des FC Bayern regelrecht zerschmettert. Die Bundesliga geht nach München, so war das jahrelang, einem Naturgesetz gleich holte der Dominator elf Titel in Folge. Damit ist es jetzt vorbei.

Ohne Xhaka wäre das alles nicht passiert

Leverkusen hat die Bundesliga belebt, ihr geschenkt, was sie so dringend braucht: etwas Abwechslung. Und es ist kein bisschen vermessen zu behaupten: Ohne Granit Xhaka, den Schweizer Mittelfeldspieler, wäre das alles nicht passiert.

Natürlich steht der 31-Jährige auch gegen Werder Bremen auf dem Platz. Jedes einzelne Bundesligaspiel hat er diese Saison von Anfang an bestritten, fast jede einzelne Minute gespielt; er ist so unverzichtbar wie kein anderer Fussballer in diesem Team, über das man in der Bundesliga noch lange sprechen wird.

Überall bei den Besten

Im modernen Fussball wird alles gezählt, das sich irgendwie zählen lässt, werden unzählige Ranglisten erstellt. Zum Beispiel: Wer hat die meisten Ballkontakte? Wer läuft am weitesten? Und: Wessen Pässe kommen am zuverlässigsten beim Mitspieler an?

epa11278631 Leverkusen's Granit Xhaka (C) celebrates scoring the 2-0 lead during the German Bundesliga soccer match between Bayer 04 Leverkusen and SV Werder Bremen in Leverkusen, Germany, 14 Apr ...
Feiert sein 2:0 gegen Bremen: Granit Xhaka.Bild: keystone

Granit Xhaka gehört in allen drei Wertungen zu den Besten. Bei den Ballkontakten ist er gar einsame Spitze, bundesligaweit. Immerzu hat der Schweizer seine Füsse im Spiel, wenn die Leverkusener, dieses Orchester, das stets im Gleichklang spielt, ein neues Stück anstimmt. Xhaka ist der Dirigent, er führt den Taktstock, verpasst kaum einen Einsatz - und schaut, dass das auch keinem seiner Mitspieler passiert.

Man darf es so ruhig so deutlich sagen: So gut wie in dieser Saison war Granit Xhaka noch nie. Er befindet sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Schon in jungen Jahren wagte der Basler den Sprung ins Ausland. Einen Meistertitel hat er ausserhalb der Schweiz bisher noch nie gewonnen. Jetzt schon. Und das ausgerechnet in jener grossen europäischen Liga, die zuvor so sehr von einem Klub dominiert worden war wie keine andere.

Das «Vizekusen»-Gespenst ist Vergangenheit

Bayer Leverkusen musste sich in Deutschland viele Jahre mit einem Spitznamen herumschlagen, er klebte ihm an den Fersen wie ein alter Kaugummi. «Vizekusen» lautete dieser Spitzname, weil der Klub schon mehrmals knapp an grossen Titeln vorbeigeschrammt war.

Fans mit Vizekusen Bannern und Transparenten auf den R
Schwarz auf Gelb: Leverkusen ist nicht mehr Vizekusen.Bild: www.imago-images.de

Das brachte den Leverkusenern über die Jahre viel Häme ein, doch mittlerweile lacht niemand mehr. Wenn es so etwas wie ein kollektives Vereinsgedächtnis, eine kollektive Vereinsmentalität überhaupt gibt: «Vizekusen» ist jetzt Geschichte, und auch das hat viel mit Granit Xhaka zu tun. Die Leverkusen-Bosse haben ihn wegen seiner Mentalität geholt, auch wegen seiner Führungsstärke; sie wollten ihn, weil sie wussten, was ihrem Team fehlt. Und weil sie glaubten, dass Xhaka ihnen das geben kann.

Und der Schweizer liefert, weil er immer da ist und immer unterwegs, stets den Ball will, Pass an Pass reiht, und zwar auch dort, wo es schwierig wird, im Angriffsdrittel. Xhaka ist der Leader, er hat Leverkusen verwandelt, nicht alleine, natürlich nicht. Aber er hat geholfen, die Gespenster der Vergangenheit zu vertreiben, zusammen mit Xabi Alonso, dem genialen Trainer der Leverkusener.

Der Baske kam im Herbst 2022 nach Leverkusen; damals lag sein Team auf einem Abstiegsplatz. Ende Saison war es auf den sechsten Platz vorgestossen. Und Alonso wusste genau, wen sein Team brauchte, um noch besser zu werden: Granit Xhaka. Wenn die beiden, Alonso und Xhaka, übereinander sprechen, dann hört man viel Wertschätzung heraus, viel Respekt auch.

epa11278701 Leverkusen's head coach Xabi Alonso celebrates winning the German Bundesliga championship after the German Bundesliga soccer match between Bayer 04 Leverkusen and SV Werder Bremen in  ...
Meistermacher Alonso feiert mit den Fans.Bild: keystone

Ein Glücksgriff für alle Seiten

Als Xhaka im Sommer 2023 von Arsenal nach Leverkusen ging, verursachte das da und dort Stirnrunzeln. In London hatte der Basler zuvor eine exzellente Saison gespielt, und das im Mittelfeld eines Klubs, der lange an der Tabellenspitze der Premier League gestanden hatte. Doch Xhaka ging, weil ihm gefiel, wie sehr sie ihn in Leverkusen wollten – und auch, weil seine künftige Rolle bei Arsenal nicht ganz so klar war. Eine vorzeitige Vertragsverlängerung wollte der Klub ihm nicht anbieten.

Heute steht fest: Der Wechsel war ein Glücksgriff, und zwar für alle Beteiligten. Xhaka ist der nächste Schweizer, der in einer grossen Liga Meister wird. So, wie das Yann Sommer 2023 mit Bayern München schaffte und bald auch mit Inter Mailand schaffen wird. So wie Manuel Akanji im letzten Jahr mit Manchester City. So wie neben anderen auch: Stephan Lichtsteiner. Xherdan Shaqiri. Diego Benaglio. Ciriaco Sforza. Stéphane Chapuisat.

Man muss das alles nicht vergleichen, weil solchen Vergleichen immer der Makel anhaftet, dass man verschiedene Fussball-Epochen nebeneinanderstellt, verschiedene Ligen-Hierarchien, nicht zuletzt auch: Spieler mit verschiedenen Rollen, auf dem Platz und daneben. Eines aber steht fest: Eine Rolle wie Xhaka hat kaum einmal ein Schweizer Legionär eingenommen in seinem Meisterteam.

Den Meistertitel hat Leverkusen sich nun gesichert. Es können zwei weitere Pokale dazukommen, im DFB-Pokal und in der Europa League. Und dann findet im Sommer noch die EM statt. Für Nati-Captain Xhaka ist alles angerichtet, um 2024 zum Jahr seines Lebens zu machen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Bayern und? Diese Klubs wurden schon deutscher Meister
1 / 14
Bayern und? Diese Klubs wurden schon deutscher Meister
Bayern München ist deutscher Rekordmeister: 2023 ging die Meisterschale bereits zum 33. Mal an den Liga-Krösus, zum elften Mal in Serie holten die Bayern den Titel.
quelle: keystone / anna szilagyi
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Dieses deutsche Farb-Geschäft hat aussergewöhnliche Ku(h)ndschaft
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
46 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Helmholtz Watson
14.04.2024 21:09registriert Juni 2016
Auch bemerkenswert ist, dass Xhaka es geschafft hat, in 10 Meisterschaftsspielen nacheinander keine gelbe Karte zu kriegen, nachdem er am 19. Spieltag gegen Gladbach die 4. gelbe gesehen hatte. Dies nur für alle die ihm unterstellen, er wäre undiszipliniert. Und sein Einfluss auf das Spiel hat auch kein bisschen darunter gelitten.
16614
Melden
Zum Kommentar
avatar
2r_music
14.04.2024 20:21registriert April 2020
Alonsos Meistertransfer!
10811
Melden
Zum Kommentar
avatar
GrobianGans
14.04.2024 20:20registriert Februar 2014
Bravo Leverkusen, bravo Granit! Ich mags denen von Herzen Gönnen! Hauptsache nicht Bayern M.
10913
Melden
Zum Kommentar
46
SRF-Moderator Salzgeber nicht mehr länger bei Nati-Spielen – Ersatz ist bereits bekannt

Über zehn Jahre lang begleitete Rainer Maria Salzgeber beim SRF die Spiele der Schweizer Nati als Moderator. Als Experten standen ihm unter anderem Alain Sutter und seit 2018 Benjamin Huggel zur Seite. Nun hat sich der 55-jährige Salzgeber dazu entschieden, die Moderation der Spiele nach diesem Jahr abzugeben, wie SRF mitteilt.

Zur Story