Die Niederlande liegt vor der letzten Runde an der Tabellenspitze – und könnte heute Abend sogar noch die Playoffs im März verpassen. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, würde man im Land der Windmühlen, Holzzoggeli und Tulpen wohl noch lange an den vergangenen Samstag denken. Da führte die «Elftal» auswärts in Montenegro bis zur 82. Minute mit 2:0, kassierte aber noch zwei Tore und verpasste aufgrund des Punktverlusts die direkte WM-Qualifikation. «Saudumm» sei das, ärgerte sich Bondscoach Louis van Gaal. «Ich kann mir das nicht erklären.»
Nun steht heute (20.45 Uhr) in Rotterdam zum Abschluss das Heimspiel gegen Norwegen an. «Holland oder Haaland» lautet das Motto, selbst wenn die Skandinavier auf ihren verletzten Stürmerstar Erling Haaland verzichten müssen. Aber in den Playoffs wäre er wohl wieder dabei und die kann Norwegen noch erreichen – selbst Platz 1 ist noch möglich. Den Norwegern reicht für die Playoffs vielleicht schon ein Unentschieden – nämlich dann, wenn die Türkei im Parallelspiel in Montenegro verliert. In diesem Fall wäre die Niederlande fix in Katar, Norwegen in den Playoffs.
Die Türken ihrerseits wollen natürlich keinen Gedanken an eine Niederlage verschwenden. Mit einem Sieg wären sie ganz sicher zumindest in den Playoffs. Diese Ausgangslage schuf sich die Türkei am Samstag, als sie selber Gibraltar 6:0 abfertigte und Norwegen gegen Lettland bloss ein 0:0 zustande brachte.
So hatte die Türkei plötzlich die bessere Tordifferenz als die punktgleichen Norweger, und die ist bei gleich vielen Punkten das nächste massgebende Kriterium. «Wir sind bereit, wenn sich die Tür öffnet», kündigte der türkische Nationaltrainer Stefan Kuntz vor der alles entscheidenden letzten Partie an.
Trotz der am Samstag verschenkten Qualifikation hat die Niederlande weiterhin die beste Ausgangslage. Den Oranje reicht ein Punkt fürs WM-Ticket.
Das als leidenschaftlich bekannte niederländische Publikum wird kein Faktor sein: Im legendären «De Kuip» von Feyenoord Rotterdam sind wegen der neuerlichen Corona-Welle keine Zuschauer zugelassen. Die Regierung habe «nicht logisch darüber nachgedacht», ärgerte sich Louis van Gaal. «Sie wissen nicht mehr, was sie tun», hiess es in einem Verbands-Statement. Die Norweger können derweil auf einen Promi-Fan zählen: Erling Haaland reist an, um den Kollegen vor Ort die Daumen zu drücken.
Auch Bondscoach van Gaal wird einen Tribünenplatz haben. Der 70-Jährige hatte sich am Sonntagabend bei einem Sturz mit dem Velo an der Hüfte verletzt und ist deshalb auf einen Rollstuhl angewiesen. Er werde das Spiel deshalb in einer VIP-Loge verfolgen und mittels Funk mit seinen Assistenten Danny Blind und Henk Fraser kommunizieren, teilte der Verband der Zeitung «De Telegraaf» mit.
Frankreich, der Weltmeister von 2018, wird 2022 zur Titelverteidigung antreten können. «Les Bleus» haben sich schon vor dem letzten Spiel qualifiziert. Für ihren Gegner heute, Finnland, steht aber noch viel auf dem Spiel. Vielleicht reicht ein Unentschieden für die Playoffs – und mit Schützenhilfe von Bosnien-Herzegowina (gegen die Ukraine) bleiben die Finnen selbst bei einer Niederlage auf Rang 2. Der Ukraine hilft nur ein Sieg, um vielleicht noch die Playoffs zu erreichen.
Belgien hat die dritte WM-Teilnahme in Folge im Sack, zum Abschluss spielt der Gruppensieger in Wales. Der Modus, dass es auch zwei Teams via Nations League in die WM-Playoffs schaffen, hat zur Folge, dass die Resultate heute Abend zweitrangig sind: Wales oder Tschechien (heute zuhause gegen das von Thomas Häberli trainierte Estland) werden es beide in die Playoffs schaffen, entweder als Gruppenzweiter oder via Klassierung in der Nations League.
Neun der 13 europäischen Teilnehmer an der WM in Katar stehen fest. Das zehnte Ticket wird heute Abend vergeben, um die restlichen drei wird in Playoffs im März gespielt.
Österreich schaffte es via Nations League in die Playoffs. Vom Duo Tschechien/Wales wird sich ein Team als Gruppenzweiter und das andere via Nations League qualifizieren.