In St.Gallen läuft erst die fünfte Minute, als sich im Super-League-Spiel zwischen dem FCSG und Lugano (1:4) die entscheidende Szene abspielt. Espen-Captain Lukas Görtler schlägt eine Flanke in den Lugano-Strafraum und trifft in der Schussbewegung auch Gegenspieler Jonathan Sabbatini. Schiedsrichter Lukas Fähndrich lässt die Szene zunächst weiterlaufen, wird aber wenig später vom Videoassistenten an den Bildschirm gebeten.
Nach dem Videostudium zückt der Unparteiische zum Unverständnis aller St.Galler die rote Karte und stellt Görtler vom Platz. Mit Nachspielzeit nun beinahe 90 Minuten in Unterzahl kassiert der FSCG den ersten Punktverlust vor eigenem Anhang in dieser Saison und verpasst es, Leader YB nach dessen Niederlage gegen Basel auf die Pelle zu rücken. Trainer Zeidler, Görtler selbst und auch seine Mitspieler können den Entscheid nicht verstehen.
Fähndrich hat Verständnis für den Frust. Nach dem Spiel erklärt er beim Schweizer Fernsehen: «Ich muss ganz ehrlich sagen, mein Fussballherz hat geweint in diesem Moment.» Er habe genau gewusst, dass er eine rote Karte gebe, die ihm eigentlich widerstrebe. Auf dem Platz habe der Unparteiische die Situation so gesehen, dass Görtler den Ball spiele und danach Sabbatini treffe.
Erst im Videostudium habe er gesehen, dass der Treffer oberhalb des Knöchels und mit den Stollen passierte. Fähndrich erklärt:
Der Schiedsrichter betont auch, dass er Görtler keinen Vorwurf machen könne, irgendetwas gemacht zu haben, das bösartig sei. Es sei einfach so, dass die Unparteiischen in der Super League solche Situationen momentan als Platzverweis auslegen.
Hätte er denn die Regeln nicht anders interpretieren können? «Ich kann nicht Gott spielen und dann entscheiden, dass ich etwas anderes mache, weil mir die Entscheidung widerstrebt.» Es sei sein Job und er habe diesen so gemacht, wie er müsse. Und auch Gelb gegen Görtler sei keine Option gewesen: «Eine gelbe Karte wäre falsch gewesen. Entweder Rot oder gar nichts.»
Gleicher Tag, anderes Stadion. Auch in Luzern kommt es am Sonntag zu einem zumindest diskutablen, frühen Platzverweis. In der siebten Minute steht Nicky Beloko Lausanne-Mittelfeldspieler Antoine Bernede auf den Knöchel. Auch hier fliegt der Luzerner erst nach dem Videostudium vom Platz.
Im Gegensatz zu St.Gallen kommt Luzern am Ende aber trotzdem zu drei Punkten. Die Zentralschweizer schaffen zu zehnt und nach 0:1-Rückstand die Wende und schlagen Lausanne-Sport zu Hause mit 2:1. (abu)
Aber auf die Idee, der grüne Spieler könnte da eine rotwürdige Aktion machen, kommt er nie und nimmer.