Zlatan Ibrahimovic, Federico Chiesa und José Mourinho laufen Gefahr, in der nächsten Saison in der Serie A von der Rückkehr eines anderen Stars überstrahlt zu werden. Dieser wird allerdings weder auf dem Spielfeld noch auf der Bank sitzen, sondern auf der Tribüne.
Ja, der 85-jährige Silvio Berlusconi wird ab Mitte August wieder die Stadien der höchsten italienischen Spielklasse besuchen. Der ehemalige Premierminister und sein Verein Monza feierten den Aufstieg am Sonntag, indem sie Pisa im Rückspiel der Barrage mit 4:3 nach Verlängerung besiegten. Es ist das erste Mal, dass der 1912 gegründete Verein in der Serie A spielen wird.
Das Wiedersehen des «Cavaliere» mit der AC Mailand, die er von 1986 bis 2017 lang besass, lässt einem schon jetzt das Wasser im Mund zusammenlaufen. Seit er die «Rossoneri» vor fünf Jahren an ein chinesisches Konsortium verkauft hat, ist der Geschäftsmann aus Mailand nie wieder ins San Siro zurückgekehrt. Im September 2019, ein Jahr nachdem er Besitzer von Monza geworden war, provozierte er – getreu seinem Ruf – seinen ehemaligen Verein mit der Aussage, dass «wir, wenn es ein Freundschaftsspiel gäbe, mit 3:0 gewinnen würden».
Il Pisa segna il 3-2...e #Berlusconi dorme 😂😂😂#PisaMonza pic.twitter.com/034HLRrZii
— Stefano Del Corona (@StefanoDelCoro2) May 29, 2022
Zu diesem Zeitpunkt spielte Monza in der Serie C, der dritthöchsten italienischen Liga, während Milan zwar weit von den glorreichen Tagen entfernt, aber eben doch weit oben in der ersten Liga zu finden war.
Aber egal, ob im Geschäft, im Fussball oder in der Politik, Berlusconi liebte immer die Herausforderung. Monza in die Serie A zu bringen, war eindeutig eine davon.
Destinazione Paradiso 🤩 Monza in Serie 🅰️ ⚔️⚪️❤️#MonzainSerieA #DestinAzioneParAdiso #MonzA pic.twitter.com/uawHjaqhrc
— AC Monza (@ACMonza) May 29, 2022
Dass der Unternehmer im September 2018 seinen Hubschrauber und seine Koffer voller Geld in dem schicken nördlichen Vorort von Mailand landete, lag vor allem an seinem Freund Adriano Galliani (77), seiner ehemaligen rechten Hand beim AC Mailand, der in Monza die gleiche Funktion ausübt. «Ich hatte gehört, dass der Besitzer Nicola Colombo den Verein zum Verkauf angeboten hatte. Ich habe mit Berlusconi darüber gesprochen, es waren seine Kinder dabei, wir waren uns schnell einig und ich bin zu Colombo geeilt. Innerhalb von zwei Stunden war das Geschäft abgeschlossen», erklärte Galliani 2021 gegenüber L'Equipe.
Berlusconi folgte seinem treuen Begleiter, der bereits von 1975 bis 1985 Mitbesitzer und Vizepräsident von Monza war, aus Freundschaft, aber auch aus Liebe zur Region, so Galliani: «Berlusconi wohnt seit 40 Jahren in der Nachbargemeinde Arcore, das ist eine Art, sich zu revanchieren.»
Der ehemalige Premierminister hat nicht nur Millionen von Euro (25 in den ersten 18 Monaten) in den lombardischen Klub gepumpt, sondern sich auch persönlich engagiert, indem er die Mannschaft sowohl zu Hause als auch auswärts begleitet hat. So auch am Sonntag in Pisa, wo sich der Cavaliere mit Botox-Gesicht und Colgate-Lächeln mit seiner jungen Freundin Marta Fascina zeigte, die 32 Jahre alt und damit 53 Jahre jünger als er ist.
Bei seiner Ankunft in der Stadt, die für ihren Formel-1-Grand-Prix bekannt ist, versprach Berlusconi, eine «junge Mannschaft, die nur aus italienischen Spielern besteht», aufzubauen. Da er von seinem Image besessen war, machte er sich auch ernsthafte Sorgen um das Aussehen seiner Spieler. Er wollte seinen Spielern bestimmte ästhetische Kriterien auferlegen:
Und so viel sei gesagt: Diese frommen Wünsche hielten nicht sehr lange. Um eine konkurrenzfähige Mannschaft für die Serie B zusammenzustellen, verpflichtete Monza im Sommer 2020 Mario Balotelli und Kevin-Prince Boateng, zwei Fussballspieler, die nicht gerade für ihren schlichten Stil bekannt sind. Monza ist diese Saison nun mit acht Ausländern in die Serie A aufgestiegen.
Doch trotz seiner Ungereimtheiten hat der berühmte Politiker seine Wette erfolgreich abgeschlossen. Und er hat nicht die Absicht, es dabei zu belassen:
Berlusconi hat mit der AC Milan bereits fünfmal den Henkelpott gewonnen. Mit seinen 85 Jahren hat er nichts von seinem Ehrgeiz verloren.