Ein besseres Bewerbungsschreiben hätte Ludovic Magnin nicht abgeben können. Im Interview nach dem in extremis verlorenen Cuphalbfinal Ende April in Basel sagte der damalige Trainer von Lausanne-Sport: «Hut ab an Basel, Hut ab an die Fans und an diesen Verein. So schmeckt Fussball.» Auch das FCB-Team bekam vom 46-Jährigen öffentliche Lorbeeren: «Basel hat brutale Spieler auf der Bank. Die Qualität hat sich am Ende durchgesetzt.» Gut anderthalb Monate später und elf Tage nachdem die bz-Basel bereits von der Verpflichtung Magnins berichtete, macht der FCB den Transfer offiziell: Ludovic Magnin hat in Basel einen Zweijahresvertrag unterschrieben.
Der Neue, der am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt wird, lässt sich im Communiqué mit folgenden Worten zitieren: «Ich freue mich enorm, den grössten Klub der Schweiz trainieren zu dürfen. Ich habe schon immer sehr gerne im St. Jakob-Park gespielt. Dass ich nun in diesem grossartigen Stadion mit diesen fantastischen Fans arbeiten darf, erfüllt mich mit Stolz und riesiger Motivation.»
Mit Lausanne hat Magnin gegen den FCB eine bemerkenswerte Bilanz. In den letzten beiden Saisons konnten die Romands vier der neun Spiele (bei drei Unentschieden) gegen den zu favorisierenden FC Basel gewinnen. Und so sagt auch FCB-Sportdirektor Daniel Stucki: «Wir hatten in der Vergangenheit viele Probleme gegen ein immer hervorragend eingestelltes Lausanne. Ludo weiss genau, was es braucht, um mit einem Team Titel zu gewinnen, und er bringt mit seiner unterstützenden, manchmal sehr emotionalen Art und Weise ein Element an die Seitenlinie, welches wir schätzen.»
Magnin hat als Spieler mit Werder Bremen und dem VfB Stuttgart in neun Saisons in Deutschland zwei Meisterschaften und einen DFB-Pokal gewonnen. Er wurde dabei von Grössen wie Thomas Schaaf, Giovanni Trapattoni oder Christian Gross trainiert und wäre auch beinahe in Dortmund gelandet, ehe der Klub in finanzielle Schieflage geriet. Mit seinem Schalk kam Magnin in Deutschland nach einer kurzen Anpassungsphase gut an. «Ich habe zwar nicht jedes Spiel gemacht. Aber neben dem Feld war ich immer Stammspieler», sagt er über seine Zeit in Bremen.
Der vierfache Familienvater ist ein angenehmer Gesprächspartner und erzählt gerne Anekdoten. Zum Beispiel von Ailtons Leopardenunterhose, von Trapattoni, der ihn vor der Antritts-PK in Stuttgart erst nach seinem Namen fragte und ihn dann vor versammelter Presse über den grünen Klee lobte, oder von Gesprächen vor zwei Jahren mit dem VfB Stuttgart, die dann doch nicht ihn, sondern Sebastian Hoeness zum neuen Trainer machten.
Für die Schweizer Nati hat Magnin 62 Länderspiele unter Köbi Kuhn und Ottmar Hitzfeld gemacht. Regelmässig stand er dabei mit David Degen gemeinsam auf dem Feld, manchmal war auch sein Vorgänger und Freund Fabio Celestini dabei. Der heutige FCB-Präsident und sein neuer Trainer schätzen sich. Fünfmal führte Magnin die Nati als Captain aufs Feld, an zwei WM und zwei EM gehörte er zum Kader. Der Erfahrungsrucksack des Linksverteidigers ist zudem durch 38 Champions-League- und Uefa-Cup-Spiele mit Bremen und Stuttgart prall gefüllt.
Neben den neun Saisons in Deutschland spielte Magnin in der Schweiz auf höchstem Level in Yverdon (54 Spiele), Lugano (47) und Zürich (65). Mit den Tessinern wäre er 2001 fast Schweizer Meister geworden. Doch auch wegen eines verschossenen Elfmeters von Kubilay Türkyilmaz in der vorgezogenen Finalissima gegen GC wurde daraus nichts.
Nach seinen Bundesliga-Jahren wechselte Magnin 2010 zum FC Zürich. Dort lancierte er auch nach dem Karriereende 2012 (das letzte Spiel war ausgerechnet ein Cupspiel gegen Jugendklub Echallens) seine Trainerlaufbahn. Magnin begann als Jugendcoach, gewann mit der FCZ U18 auch die Schweizer Meisterschaft und übernahm 2018 die erste Mannschaft. In der Europa League überstand er mit den Zürchern direkt die Gruppenphase.
Beim FC Basel wird Magnin in der kommenden Saison zum zweiten Mal als Trainer die internationale Bühne betreten. Stucki sagt: «Ludos Qualitäten als ehemaliger Spieler und auch als Cheftrainer sind unbestritten. Er kennt den Schweizer Fussball in- und auswendig und bringt gleichzeitig auch schon internationale Erfahrung mit.» Ein Pluspunkt ist sicherlich auch, dass Magnin wie auch sein Vorgänger mehrsprachig ist und daher anders als zum Beispiel Timo Schultz auch die traditionell grosse frankophone Fraktion beim FCB gut abholen kann.
Kritisch gesehen wird von vielen Basler Fans neben dessen zehnjähriger FCZ-Vergangenheit auch Magnins impulsives Verhalten an der Seitenlinie. Schon als Kind war der kleine Ludo nach Niederlagen nur schwer zu ertragen. Heute sagt Magnin zwar, er sei ruhiger geworden. Aber auch: «Ich bin weiter ein Vulkan.» In seiner Zeit in Altach hat sich Magnin allerdings vorgenommen, die Emotionen nicht mehr gegen den Schiedsrichter, sondern auf sein Team zu richten. Ein Vorhaben, das er öfter als auch schon, aber nicht immer umsetzt.
Die Art, wie Magnin Fussball spielen lässt, könnte gut zum FCB passen. Mit Offensivfussball und für Schweizer Verhältnisse extrem hohem Pressing führte Magnin Lausanne zuletzt in die Meisterrunde und in den Europacup. Noch heute wurmt es den Ehrgeizling, dass er nie die Chance bekam, als Spieler für seinen Herzensklub aufzulaufen. Mit Vater Jean-Claude, der wie Ludovic auch das Herz auf der Zunge trägt, fuhr er regelmässig aus der Heimat Echallens an die Heimspiele von Lausanne-Sport. Doch für mehr als ein paar Einsätze in der zweiten Mannschaft reichte es dem jungen Spieler nicht. «Ich bin in diesem Jahr 15 Zentimeter gewachsen und meine Beine konnten koordinativ dem Kopf nicht folgen», erklärt Magnin. Stattdessen gelang ihm im Folgejahr in Yverdon unter Trainer Lucien Favre der Durchbruch und im Anschluss eine beachtliche Spielerkarriere.
Nach der schmerzhaften Entlassung als FCZ-Trainer im Jahr 2020 heuerte Magnin im grenznahen Altach in Österreich an. 2022 nutzte er dann nach geschafftem Klassenerhalt eine Ausstiegsklausel, um zurück in die Schweiz und zu Herzensverein Lausanne zu wechseln. Anderthalb Jahre später sagte er in einem Interview: «Es müsste extrem viel passieren, dass ich mein Glück anderswo finde.» Weitere anderthalb Jahre später haben ihn das Angebot des FC Basel und die angedrohten Sparmassnahmen in Lausanne dazu bewegt, den nächsten Schritt zu wagen.
Es ist ein grosser, denn in Basel wird von Magnin erwartet, dass sein Team von Beginn an auf drei Hochzeiten performt. Der Romand kennt diese Erwartungshaltung aus Deutschland, wo der Fussball gemäss Magnin, «eine andere Sportart ist» als in der Schweiz. Doch mit seiner kommunikativen und offenen Art, seinem ausgeprägten Ehrgeiz und der jahrelangen Erfahrung hat Magnin einige Argumente, dass er den zuletzt äusserst erfolgreichen Weg des FC Basel in eine weiterhin erfolgreiche Zukunft führen kann.