Für Zürich spricht nur der Heimfluch: Basel steht vor dem Klassiker unter Druck
Es war ein Sonntag zum Vergessen für den FC Basel. Gleich mit 1:5 ging der FCB bei Lausanne-Sport unter und blieb absolut chancenlos. Trainer Ludovic Magnin ging nach der Klatsche hart ins Gericht mit seinen Schützlingen: «Wir machen momentan unglaubliche Fehler. Individuelle Fehler, die auf diesem Niveau nicht passieren dürfen.»
Auch vor dem Klassiker scheint der FCB-Trainer immer noch angefressen. «Die Spieler wünschen sich Rotation, aber wenn man dann reinkommt in die Mannschaft, dann muss man performen» stellt der 46-Jährige klar. Diese Spieler müssen nun damit rechnen, weniger Einsatzzeit zu erhalten.
Am Rheinknie werden Punkte benötigt
Durch die Europa League bestreitet der amtierende Meister eigentlich bis zum Jahresende hin fast nur noch englische Wochen. Einzig während der Nationalmannschaftspause in zwei Wochen gibt es Zeit für eine längere Regeneration.
Durch den gestrigen Sieg von Leader Thun gegen Winterthur hat Basel bereits sieben Punkte weniger als der Aufsteiger aus dem Berner Oberland auf dem Konto. Noch hat der FCB aber ein Spiel weniger absolviert. Nach dem Klassiker gegen Zürich stehen für die Basler gleich zwei weitere enorm wichtige Partien auf dem Programm. Zunächst am Sonntag auswärts bei den Berner Young Boys und danach muss in der Europa League gegen FCSB Bukarest gepunktet werden. Ansonsten droht im zweithöchsten europäischen Wettbewerb eine schwierige zweite Hälfte der Ligaphase.
Magnin gegen sein altes Team
Zunächst braucht es am Mittwochabend im heimischen St. Jakob-Park eine starke Reaktion gegen den Rivalen aus der Limmatstadt. Das ist auch für Magnin klar, der seine Trainerlaufbahn beim FCZ startete, «Es ist der Klassiker, in dem wir eine Reaktion zeigen müssen. Es ist von der Rivalität her das Duell schlechthin im Schweizer Fussball», stellt Magnin klar. Das Spiel gegen Zürich sei für den Waadtländer aber weniger speziell als noch die Partie in Lausanne.
Mal wieder eine turbulente Zeit in Zürich
Auch der FCZ ist aktuell alles andere als in Form. Die drei letzten Spiele wurden alle verloren, besonders im Derby gegen GC und auswärts beim FC Lugano zeigten die Zürcher unterdurchschnittliche Leistungen. Am vergangenen Donnerstag folgte dann die Entlassung von Cheftrainer Mitchell van der Gaag, welcher im Sommer noch als absolute Wunschlösung angepriesen wurde.
Der Trainerwechseleffekt blieb am Sonntag gegen YB aber aus und die Zürcher verloren trotz zwischenzeitlicher 2:1-Führung. Auch, weil Juan José Perea in der 94. Minute den Elfmeter zum Ausgleich kläglich über das Tor ballerte. Die Akteure mussten sich danach Pfiffe der Fans anhören, welche sich bereits während der Partie mit einem Spruchband kritisch an den Verein richteten. «Dä Trainer isch weg – D'Problem nöd», stand in der Südkurve.
Brecher nicht unbestritten?
Wie der Blick am Wochenende berichtete, soll es auch im Team nicht nur harmonisch zu und hergehen. Im Auswärtsspiel gegen Lugano soll es in der Pause zwischen Torhüter Yannick Brecher und Flügelspieler Matthias Phaëton zu einer Auseinandersetzung gekommen sein. Es soll im Verlauf dieses Jahres eine Gruppe entstanden sein, welche nicht zufrieden sind mit Brecher als Kapitän. Auch van der Gaag soll über eine Degradierung der FCZ-Identifikationsfigur nachgedacht haben.
Dass es in Lugano während der Halbzeitpause zu einer Auseinandersetzung gekommen ist, verneinte Präsident Ancillo Canepa letzte Woche: «Das ist absurd. Das sind eben diese Fake-Diskussionen, die im Umfeld kreiert werden. Dass die mal laut miteinander sprechen, das gehört dazu – hoffentlich auch.»
Die Trainerfrage ist in Zürich weiterhin ungeklärt. Der Fokus muss aktuell ohnehin auf das sportliche gerichtet werden. Der Vorsprung auf den Barrageplatz beträgt nur noch vier Punkte und ist somit näher als die europäischen Plätze, welche wie üblich in Zürich als grosses Saisonziel ausgerufen wurden.
FCZ-Verteidigung miserabel unterwegs
Das grosse Manko beim FCZ in der laufenden Spielzeit ist die Verteidigung. Einzig der FC Winterthur hat bisher mehr Tore kassiert. Auch offensiv läuft es mit 15 Toren aus zehn Partien bislang nicht optimal.
Da blicken die FCB-Fans schon lieber auf die Statistiken, offensiv und defensiv gehört der Meister zum besseren Drittel der Liga und kein anderes Team schiesst öfter als die Schützlinge von Ludovic Magnin.
Heimfluch als grosse Hoffnung für Zürich
Was am Mittwoch aber für die Zürcher spricht, ist der Heimfluch im Klassiker. In den letzten elf Direktduellen konnte das Heimteam nie gewinnen. Der letzte Heimsieg war am 27. Februar 2022, als sich der FCZ im Letzigrund mit 4:2 durchsetzen konnte. Etwas mehr als zwei Monate später sicherten sich die Zürcher ausgerechnet in Basel sensationell den Meistertitel. Der letzte Sieg vom FCB im Klassiker vor dem eigenen Publikum ist sogar schon über vier Jahre her.
Dafür blickt Basel mit positiven Gefühlen auf das letzte Direktduell zurück. Gleich mit 4:0 setzte sich der FCB im vergangenen April beim FCZ durch. Die Zürcher konnten noch froh sein, dass das Resultat nicht deutlicher ausfiel, drei Tore von Basel wurden aufgrund Abseitspositionen oder Handspiels aberkannt. Philip Otele und Xherdan Shqiri konnten beide über einen Doppelpack jubeln.
Der Klassiker in Basel wird am Mittwoch um 20.30 Uhr angepfiffen und kann bei watson live mitverfolgt werden.
