Diese Strafe droht YB nach dem Fan-Eklat in England
Donyell Malen ist seit vielen Jahren Fussballprofi. Seit knapp einem Jahr spielt der niederländische Nationalspieler für Aston Villa. Er weiss, wo sich in dessen Stadion die Gästefans befinden.
Als Malen am Donnerstag gegen YB das 1:0 schiesst, rennt er auf den Sektor zu, in dem die Berner Fans sind. Einige fühlen sich provoziert und werfen sofort Gegenstände aufs Spielfeld. Ein voller Bierbecher trifft Malen am Kopf.
Im Gegensatz zu manch einem Berufskollegen verzichtet der 26-Jährige auf eine Schauspieleinlage. Dabei ist deutlich zu erkennen, dass er eine Wunde davonträgt.
YB spricht von einem «relativ provokanten Torjubel»
Als Malen kurz vor der Pause erneut trifft, zum 2:0, kann er der Versuchung nicht widerstehen: Wieder feiert er seinen Treffer vor den Berner Anhängern. Für einige Fans ist das zu viel, die Situation eskaliert. Polizisten marschieren auf und der Schiedsrichter droht, das Spiel abzubrechen. Als YB-Captain Loris Benito versucht, mit den Anführern der Fankurve zu sprechen, eskaliert die Situation – laut Benito, weil die Polizisten die Lage falsch einschätzten.
Nachdem die Polizei zwei Personen abgeführt hatte, beruhigte sich die Situation. YB verlor das Spiel mit 1:2.
Am Freitag veröffentlichten die Young Boys eine Mitteilung, in der sie die Vorfälle aufs Schärfste verurteilten. Die Rede ist von einer «bereits früh überhitzten Atmosphäre» und einem «relativ provokanten Torjubel». Dennoch: «Dass Bierbecher, Geldmünzen und sogar ein Sitz Richtung Spieler geworfen wurden, ist nicht zu entschuldigen.»
YB befindet sich auf Bewährung
Klar ist: Beendet wurde das Auswärtsspiel bei Aston Villa mit dem Schlusspfiff noch nicht. Nun wird sich die UEFA-Disziplinarkommission dem Fall annehmen – und sie wird die Young Boys womöglich empfindlich für das Fehlverhalten ihrer Anhänger bestrafen.
Vor rund 13 Monaten war YB von der Kommission wegen des Abbrennens von Feuerwerks im Champions-League-Spiel gegen Inter Mailand zu einer Busse von 25'000 Euro verurteilt worden – und zur Schliessung des Sektors D, der Fankurve, für ein Europacup-Heimspiel.
Für dieses «Teil-Geisterspiel» galt eine Bewährungsfrist von zwei Jahren, die im November 2026 enden wird. YB appellierte damals «mit Nachdruck an die Vernunft und Fairness aller Fans», die Regeln seien unbedingt einzuhalten.
Unter Umständen wird diese Sektoren-Schliessung nun nach dem Vorfall in Birmingham angeordnet werden. Die beiden letzten Heimspiele in der Gruppenphase der Europa League trägt YB gegen Lille (11. Dezember 2025) und Lyon (22. Januar 2026) aus.
Jeder Wurf kostet
Dass mit Donyell Malen ein Spieler durch ein Wurfgeschoss verletzt wurde, wird ebenfalls bestraft werden. Schon das Werfen von Gegenständen an sich hat eine Busse zur Folge, deren Höhe als Richtwerte in einem Katalog geregelt ist. Fliegt das erste Feuerzeug auf den Rasen, werden 3000 Euro fällig, der erste Plastikbecher kostet den Klub 1000 Euro.
Fälle, bei denen ein geworfener Gegenstand «den ordnungsgemässen Ablauf des Spiels beeinträchtigen», werden von der Disziplinarkommission beurteilt. Tatsächliche Treffer gelten als besonders schwerwiegend und werden als ernsthafte Gefährdung der körperlichen Integrität eingeordnet.
Kein Auswärtstrip nach Kopftreffer
Einen ähnlichen Fall wie nun bei Aston Villa – YB gab es vor zwei Jahren im Final der Conference League. Damals trafen Becher aus dem Sektor von West Ham den Fiorentina-Captain Cristiano Biraghi, er erlitt eine blutende Kopfwunde.
Die UEFA verhängte gegen West Ham United eine Busse von 50'000 Euro und sperrte den Gästesektor der Londoner für die nächsten beiden Europacup-Spiele, wovon die zweite Sperre auf Bewährung ausgesetzt wurde.
Wird YB ähnlich sanktioniert, verpassen die Fans der Berner ein Auswärtsspiel, das bestimmt bei vielen hoch im Kurs steht. Am 29. Januar 2026 treten die Young Boys bei ihrem nächsten und letzten Auswärtsspiel in der Gruppenphase der Europa League beim VfB Stuttgart an. Mit einem Urteil ist in einigen Wochen zu rechnen.
