Polizisten prügeln auf Stuttgart-Fans ein – auf dem Platz wird es «hochgradig asozial»
Der VfB Stuttgart setzte sich in der Europa League auswärts 4:0 gegen die Go Ahead Eagles durch. Dabei war der ohnehin nur 500 Leuten Platz bietende Gästesektor nicht einmal ganz gefüllt.
Noch vor dem Anpfiff der Partie war es im niederländischen Deventer am Donnerstag zu unschönen Szenen gekommen. Ein Teil der Stuttgarter Fans musste unfreiwillig die Rückreise antreten. Laut einer Mitteilung des VfB Stuttgart hatten die Behörden ein Betretungsverbot für die Stadt gegen die Insassen von drei Fanbussen verhängt, weil die Fans sich am Treffpunkt angeblich aggressiv verhalten hätten. VfB-Verantwortliche vor Ort hätten aber kein entsprechendes Verhalten der Fans wahrgenommen.
Weitere Stuttgart-Fans, die bereits in der Stadt angekommen waren, erklärten sich mit den Insassen der betroffenen Busse solidarisch und traten ebenfalls die Rückreise nach Stuttgart an. Der Gästeblock war entsprechend nicht komplett gefüllt. Organisierte Unterstützung der VfB-Fans im Stadion De Adelaarshorst gab es nicht.
«Nicht nachvollziehbare Gründe»
«Ich war die ganze Zeit vor Ort am Treffpunkt der Fans und konnte mir ein Bild von den Gegebenheiten machen. Die örtlichen Behörden haben aus für uns überhaupt nicht nachvollziehbaren Gründen ein Betretungsverbot für Teile unserer Fans ausgesprochen», sagte Stuttgarts Vorstandsvorsitzender Alexander Wehrle. «Wir sind mit den Behörden und der UEFA im engen Austausch und drängen auf eine lückenlose Aufarbeitung der Vorkommnisse. Dieses unverhältnismässige Vorgehen gefährdet unsere Fussballkultur.» Bei RTL legte Wehrle noch nach: Er sei «schockiert» vom «völlig unverhältnismässigen» Vorgehen der Polizei. Und weiter: «So etwas habe ich noch nie erlebt.»
Videobilder niederländischer Medien zeigten, wie die Polizei angereiste Fans zwang, wieder in ihre Busse zu steigen und die Rückfahrt anzutreten. Zuvor war es am Treffpunkt der Fans bereits beim Eintreffen der Busse zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen. Videobilder zeigten Bereitschaftspolizisten, die mit Schlagstöcken auf die Fans an den Bussen einschlugen.
«Was mich wirklich schockiert, ist, wenn du heute in Europa aus einem Bus aussteigst und zur Begrüssung erst mal einen Knüppel ins Genick bekommst», schimpfte VfB-Boss Wehrle zur Pause der Partie bei RTL. «Wo sind wir denn?»
Dann haben Sie sich ja gleich ein Bild vom unsäglichen Umgang mit den Gästefans gemacht… #VfB @VfB @VfBSTR https://t.co/ZWXAFDdmvt pic.twitter.com/S9Jssdkxrd
— Fussballmafia.de (@fussballmafiade) November 27, 2025
Nach niederländischen Medienberichten wollten die Beamten die Fans in Richtung der Fanzone bewegen. Dort wurden, wie auf weiteren Bildern zu sehen war, von den Fans Absperrgitter umgerissen und es kam zu einer Konfrontation mit den Beamten.
«Regeln sind Regeln»
Der Direktor der Go Ahead Eagles, Jan Willem van Dop, sagte, dass es zu dem Polizeieinsatz kam, weil in den Bussen Fans ohne Tickets gesessen hätten, berichtete die Zeitung «De Stentor». Menschen ohne Tickets sollten aber nicht zum Stadion kommen. «Regeln sind Regeln und das wird hier gut gelöst», sagte er.
Aus Sorge vor Ausschreitungen hatte der Bürgermeister von Deventer, Ron König, am Nachmittag bereits für die Stuttgarter Fans ein Betretungsverbot für die Innenstadt erlassen. Der Grund war, dass nach Informationen der Polizei eine ernsthafte Störung der öffentlichen Sicherheit drohte.
«Unser Ausgangspunkt ist, dass wir die Europa-League-Spiele in Deventer auf gastfreundliche, gemütliche und sichere Weise organisieren wollen», erklärte der Bürgermeister. «Nun zeigt sich jedoch, dass einige Leute ganz andere Vorstellungen davon haben. Wir lassen uns dadurch ein schönes Fussballfest nicht verderben. Im Interesse der Sicherheit echter Fussballfans, Einwohner und Unternehmer habe ich daher diese Massnahme ergriffen.»
Böse Provokation auf dem Platz
Doch nicht nur zwischen der Polizei und einigen Fans des VfB Stuttgart ist es zu wüsten Szenen gekommen. Auch zwischen den Spielern gab es kleine Scharmützel. Eine besonders unschöne Aktion leistete sich Victor Edvardsen von den Go Ahead Eagles. Nach einem Foulspiel gegen Stuttgarts Atakan Karazor packte sich der Schwede in Richtung Angelo Stiller an die Nase. Der Provokation folgten Tumulte – Stiller-Kollege Deniz Undav ging den Schweden sofort an –, an deren Ende sowohl Edvardsen als auch Stiller die Gelbe Karte sehen. Hintergrund ist, dass der deutsche Nationalspieler eine auffällige Nase hat. Über die Ursache dafür gibt es Gerüchte, der 24-Jährige selbst äusserte sich dazu aber noch nie.
RTL-Kommentator Cornelius Küpper zeigte sich unmittelbar nach Edvardsens Geste entsetzt. Als die Szene im TV noch einmal eingeblendet wird, sagte der 34-Jährige: «Das ist hochgradig asozial.» Und weiter: «Dass Stiller da an die Decke geht, das ist aber mal sowas von vollkommen zurecht.»
Kurz darauf wiederholte Edvardsen seine Provokation. Küpper konnte es kaum fassen. «Da macht er es nochmal, was ist das für ein Typ?», fragte der Kommentator entrüstet. Kurz darauf legte er nach: «Was ist das für ein Sportsmann? Ekelhaft. Ekelhaft.» (nih/t-online)
