Vor 13 Jahren hatte die UEFA das Financial Fairplay eingeführt. Ab 2009 durfte kein Klub mehr Geld ausgeben als einnehmen – das war die Grundregel. In einem Zeitraum von drei Jahren waren maximal fünf Millionen Euro Minus erlaubt und durfte ein externer Investor lediglich eine Lücke von 30 Millionen Euro ausgleichen. Diese wirtschaftliche Regulierung sollte die steigende Verschuldung der Klubs verhindern und die Kluft zwischen Arm und Reich verringern.
Vor allem beim zweiten Punkt ist das FFP aber krachend gescheitert. Das nicht eindeutig formulierte Regelwerk liess Schlupflöcher offen. Die gigantischen Ablösen etwa liessen sich über die Vertragslaufzeit des Neuzugangs strecken. Als beispielsweise Paris Saint-Germain im Jahr 2017 Neymar für die bisherige Rekord-Ablösesumme von 222 Millionen Euro verpflichtete und mit einem Vertrag bis 2022 ausstattete, standen in der Ausgabenstatistik für diesen Transfer «nur» 44,4 Millionen Euro pro Jahr.
Die Verkaufssumme eines Spielers hingegen liess sich komplett in ein Jahr buchen. Dadurch entstanden teils skurril anmutende Transfers, beispielsweise ein Spielertausch zwischen zwei Klubs mit zwei verblüffend hohen Ablösesummen. Zudem konnten Klubs mit reichen Investoren auch auf der Einnahmenseite tricksen, indem Firmen aus dem Umfeld des Investors als Sponsoren einspringen und die stattlichen Summen zahlen, die der Investor gemäss den Regeln nicht mehr zahlen dürfte.
Darum arbeitet die UEFA seit längerer Zeit an einer neuen Version des Financial Fairplays. Laut der «New York Times» ist nun ein erster Entwurf fertiggestellt worden, der am 7. April vom Exekutivkomitee der UEFA verabschiedet werden soll.
UEFA’s new financial regulations will tie spending to club revenues, entrenching the advantages wealthy soccer clubs already enjoy in the market for talent. https://t.co/wH2ZGnGYyS by @tariqpanja
— NYT Sports (@NYTSports) March 22, 2022
Auf einen revolutionären Ansatz wie einen Salary Cap wird dabei allerdings verzichtet. Die von UEFA-Präsident Aleksander Ceferin angestrebte Gehaltsobergrenze liess sich wegen des heftigen Widerstands einiger Klubs und der Komplexität des europäischen Arbeitsrechts offenbar nicht realisieren.
Stattdessen sieht die neue Reglementierung einen ähnlichen Ansatz wie das alte Financial Fairplay vor. Dem «Times»-Bericht zufolge dürfen die Gehaltsausgaben künftig maximal noch 70 Prozent der gesamten Einnahmen ausmachen. Die Neuerung soll innerhalb von drei Jahren eingeführt werden. Im ersten Jahr sind noch 90 Prozent, im zweiten 80 möglich.
Gemäss der «Times» würden diese Auflagen derzeit 40 Klubs aus Europa nicht erfüllen. Eine sehr ähnliche Regel kommt bereits in Spanien zur Anwendung. Das war im vergangenen Herbst auch der Grund, warum der hoch verschuldete FC Barcelona sich Lionel Messi nicht mehr leisten konnte.
Aber zurück zur neuen Regelung der UEFA: Dort soll auch der Strafenkatalog massiv verschärft werden. Während Geldstrafen oder Ausschlüsse von Europacup-Wettbewerben weiterhin möglich sind, soll bei weniger schweren Verstössen über einen «Zwangsabstieg» – zum Beispiel von der Champions League in die Europa League – oder ein Punktabzug in der Gruppenphase in Erwägung gezogen werden. Ausserdem werden auch Sponsorenverträge genauer geprüft, damit hier nicht mehr gemauschelt werden kann.
Auch der Name des Regelwerks soll angepasst werden. Das einstige Financial Fairplay soll künftig «Reglement zur finanziellen Nachhaltigkeit» heissen. Das neue Modell wird gemäss der «Times» aber nicht gerade mit Begeisterung aufgenommen. Offenbar haben sich die grossen europäischen Klubs für eine Einnahmen-Lohn-Grenze von 85 Prozent ausgesprochen. (pre)