Erst seit der Winterpause ist Heiko Vogel beim FC Basel tätig. Wieder tätig, denn er war schon einmal da. Vor rund einem Jahrzehnt war er erst Assistenz- und dann Cheftrainer. In jener Zeit lernte der Deutsche seinen damaligen Stürmer Alex Frei kennen und schätzen. «Ich schätze ihn als Mensch unglaublich», sagte Vogel am Freitag. «Aber schlussendlich geht es nicht um einzelne Personen, sondern um den Klub FC Basel.»
Dass er seinen Freund entlassen musste, sei ihm deshalb sehr schwer gefallen. «Ich bin jetzt rund 25 Jahre im Business», sagte Vogel vor den Medien. «Das war das schlimmste Wochenende und der Montag war der schlimmste Tag in diesem Business für mich.» Dass die Freundschaft zu Frei unter dieser Trennung leide, denke er nicht.
Dass sich der FC Basel von seinem Trainer getrennt hat, sei «eine mega schwierige Entscheidung» gewesen, führte der 47-Jährige aus, während er um Worte rang. Der FCB hatte bei GC 0:1 verloren, durch ein Gegentor in der 94. Minute. Es war die berühmte eine Niederlage zu viel für die Rot-Blauen, die in der Tabelle bloss Rang 7 belegen. «Wir hatten ein unglaubliches Chancenplus», erinnerte sich Vogel. Es sei eines jener Spiele gewesen, dass man neun Mal gewinnen würde, würde man es zehn Mal spielen, meinte er. «Unabhängig vom Trainer.»
Die Trennung begründete Vogel mit einer «Ergebniskrise», in der Basel stecke. «Wir glauben an einen neuen Impuls.» Im Training unter der Woche habe er als Interimstrainer festgestellt, dass sehr intensiv gearbeitet worden sei. «Wir sind für morgen gewappnet», blickte er aufs Sion-Spiel voraus. «Die Jungs haben es mir schwer gemacht, die Startelf zu wählen. Sie waren richtig engagiert bei der Sache.»
Er glaube allerdings nicht, dass dies an der Person Alex Frei liege. «Fussball funktioniert so. Für die Spieler wurde ein Reset-Knopf gedrückt. Nach einem Trainerwechsel legt man vielleicht nochmals eine Schippe drauf.»
Die FCB-Führung um Präsident David Degen und Sportchef Vogel tat sich auch schwer damit, den Entscheid zum Trainerwechsel zu fällen, weil die Mannschaft ein gedrängtes Programm hat dieser Tage. «Wir haben viele Spiele vor uns, wenig Luft zum Durchatmen. Da fragt man sich, ob dies ein guter Zeitpunkt ist, einen Impuls zu setzen. Wir haben diese Frage mit ‹Ja› beantwortet.» Dass Degen nicht auch gegenüber Reportern Red' und Antwort stand, begründete Vogel damit, dass es sich grundsätzlich um die übliche Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Sion handle.
Vogel betonte, er wolle eine Interimslösung bleiben und das nicht lange. «Schnellstmöglich» wolle man den neuen Cheftrainer vorstellen können. Weit über 50 Bewerbungen habe man in den letzten Tagen erhalten. «Das zeigt, dass der Job als Basel-Trainer immer noch attraktiv ist.» Der Klub habe eine klare Vorstellung, was dieser mitbringen soll, er will diese aber nicht mit der Öffentlichkeit teilen.
Bereits einen Schritt weiter scheint der FC Basel bei anderen offenen Personalien zu sein. Nach der Entlassung von Frei trennte man sich auch von Chefscout Max Legath und Kaderplaner Philipp Kaufmann. «Diese Stelle wird in unserem Organigramm nicht gebraucht», sagte Vogel über Kaufmann. Das Scouting wolle er neu aufstellen, deshalb gäbe es einen Wechsel. «Wir sind sehr weit in den Verhandlungen mit einem neuen Chefscout.»
Heiko Vogel ist derzeit ein an allen Fronten gefragter Mann. «Meine Tage sind länger als sonst. Aber ich will nicht klagen, es ist, wie es ist.» Am Samstagabend wird er nicht in seinem Bürojob gefragt sein, sondern an der Seitenlinie gegen den FC Sion.
Man wisse um die Fähigkeiten der Walliser bei Umschaltmomenten und kenne deren individuellen Qualitäten. «Aber wir fokussieren uns auf uns. Wir müssen von der ersten bis zur letzten Sekunde klar machen, dass das unser Stadion ist und wir wollen in allen Phasen des Spiels sehr dominant auftreten», fordert der Interimstrainer.