Meisterfavorit taumelt in die Krise – das sind die Probleme bei den Young Boys
Keine Konstanz
1:4 in Basel, 0:1 im Cup gegen Challenge-League-Leader Aarau, 1:4 zum Europa-League-Auftakt gegen Panathinaikos Athen und nun das 0:5 bei Lausanne-Sports. Wenn YB in dieser Saison verliert, dann aber so richtig. Teils scheinen die Young Boys schon beinahe zu verfallen.
Dass es die Berner auch besser können, zeigten sie zwischen den beiden Klatschen gegen Panathinaikos und Lausanne. Im Derby gegen Thun und in der Europa League beim FCSB Bukarest wurden zwei wichtige Siege gefeiert. Der Trend zeigte endlich wieder nach oben, doch nach der krachenden Niederlage in der Westschweiz wissen auch die Spieler nicht mehr weiter.
«Wir haben vor dem Match von Enthusiasmus und Energie gesprochen. Dass die Chance, Leader zu werden, nicht Motivation genug ist, nervt mich. Das verstehe ich nicht, dass wir das in diesen Momenten einfach nicht hinbringen», sagte beispielsweise Kapitän Loris Benito. Trotz der krachenden Niederlage sind die Young Boys nur zwei Punkte von Leader Thun entfernt. Doch um weiter im Meisterrennen zu bleiben, braucht es dringend Konstanz.
Contini-Effekt ist verblasst
Momentan hat das Team von Trainer Giorgio Contini nur zwei Punkte mehr auf dem Konto als im vorherigen Jahr nach ebenfalls acht Spieltagen. Patrick Rahmen wurde ziemlich genau vor einem Jahr und einem Spiel mehr entlassen.
Nach dem Amtsantritt von Contini zu Beginn des Jahres steigerten sich die Young Boys enorm und konnten für kurze Zeit sogar wieder vom Meistertitel träumen. Doch nach einer desaströsen Negativphase im Frühling wurde nicht nur der Anschluss an Basel verpasst, sondern man erlebte im Cup-Halbfinal gegen Biel eine herbe Schlappe.
Seither fand Contini nie mehr nachhaltig in die Erfolgsspur. Für den 51-Jährigen war es am Sonntag bereits die zweite 0:5-Pleite in seiner Zeit bei den Bernern. Dementsprechend frustriert war der Winterthurer nach der Partie: «Es ist inakzeptabel, da muss man gar nicht um den heissen Brei reden. Man kann verlieren, aber so ein Auftritt, mit der breiten Brust aus den letzten Spielen, ärgert extrem.»
Trotz nur mässigen Ergebnissen stellt YB-Sportchef Christoph Spycher gegenüber dem «Blick» klar: «Wir wollen mit Giorgio da herauskommen.» Nun hat Contini aufgrund der Natipause zwei Wochen Zeit, seine Mannschaft wieder aufzubauen.
Top-Transfers verletzt oder mit mässigem Start
Auf die neue Saison hin verstärkte sich YB mit Schlüsselspielern wie Sergio Cordova, Edimilson Fernandes oder Gregory Wüthrich. Letzterer fällt nach einem persönlich ordentlichen Saisonstart seit Mitte August verletzt aus. Cordova konnte einzig beim Kantonsderby gegen Thun überzeugen. Abgesehen von seinem Aussetzer gegen Basel (flog nach einer Tätlichkeit vom Platz) zeigt wenigstens der 34-fache Nationalspieler Edimilson Fernandes konstant starke Leistungen.
Mit der Verpflichtung von Zukunftshoffnung Alvyn Sanches gelang den Bernern ein regelrechter Transfercoup. Da sich der 22-Jährige im März aber das Kreuzband gerissen hat, befindet er sich aktuell im Wiederaufbau.
Gegner wissen, dass YB zu schlagen ist
Die letzte Saison ist auch bei der Konkurrenz noch im Kopf und die Young Boys wirken bei weitem nicht mehr so dominant wie in den Jahren zuvor. War YB über Jahre hinweg besonders in den Heimspielen eine Macht, rechnet sich mittlerweile jedes Team eine Chance aus, gegen und beim Serienmeister zu punkten.
So konnte auch Schlusslicht Winterthur einen von den zwei bisher gesammelten Zählern in dieser Spielzeit gegen YB einfahren. Die Berner hätten sich nicht beklagen dürfen, wenn sie am zweiten Spieltag auf der Schützenwiese nicht ohne Punkte nach Hause gefahren werden.
Oft den Ball, aber zu wenig Abschlüsse
Ein Blick auf die Statistiken zeigt, dass im Schnitt nur Lugano öfters im Ballbesitz ist als die Berner, aber YB macht zu wenig draus. Mit 2,75 Grosschancen pro Spiel befinden sie sich mit diesem Wert in der unteren Tabellenhälfte.
Bemerkenswert ist auch, dass YB in der Meisterschaft noch kein einziges Tor ausserhalb des Sechzehners erzielt hat. Und auch ist die Verteidigung ungenügend. Einzig Winterthur hat bisher mehr Tore kassiert.
Mammutprogramm steht bevor
Ausser dem Cup ist für YB in dieser Saison noch nichts verloren. Doch die Aufgaben nach der Natipause sind anspruchsvoll: zunächst die Heimspiele gegen St.Gallen und Ludogorez Rasgrad, bevor innerhalb von vier Tagen gegen Zürich und GC zwei Auswärtsspiele im Letzigrund anstehen. Danach ist der Schweizer Meister aus Basel im Wankdorf zu Gast.
Abgesehen von den Natipausen gibt es aufgrund der Europa League fast nur noch englische Wochen für die Berner. Einzig Anfang Dezember, wenn unter der Woche die Achtelfinals des Schweizer Cups ausgetragen werden, kommt es für YB zu einer einwöchigen Pause. Zwischen dem 19. Oktober und 21. Dezember bestreitet der Meisterkandidat 15 Spiele.