Die Handball-EM in Deutschland startet am Mittwoch gleich mit einem Weltrekord. Wenn die Schweiz und Deutschland in Düsseldorf aufeinandertreffen, werden über 53'000 Fans vor Ort sein. So etwas gab es im Handball noch nie. Doch dazu weiter unten mehr.
Enden wird die EM mit dem Final am 28. Januar in Köln. Was muss man zum Turnier sonst noch wissen? Wir beantworten vor dem Start die 16 wichtigsten Fragen rund um die Europameisterschaft.
Das Spiel zwischen Deutschland und der Schweiz findet im Düsseldorfer Fussballstadion statt. Das Dach der Arena kann geschlossen werden, sodass auch bei tiefen Temperaturen gespielt werden kann. Über 53'000 Fans werden zugegen sein, so viele wie noch nie bei einem Handballspiel. Die Arena wird restlos ausverkauft sein. Der Schweizerische Handball-Verband (SHV) rechnet mit über 3000 Handballfans aus der Schweiz. In Düsseldorf ist am Mittwochnachmittag sogar ein Fanmarsch mit den Schweizer Anhängern geplant.
Die Schweiz spielt in der Gruppe A und hat die Ehre, in Düsseldorf das offizielle Eröffnungsspiel zu bestreiten. Danach folgen die Partien gegen Frankreich (Sonntag) und Nordmazedonien (Dienstag) in Berlin.
Für das Eröffnungsspiel ist das Fussballstadion in Düsseldorf Schauplatz des Geschehens. Die restlichen Gruppenspiele finden in Berlin (Mercedes-Benz-Arena/14'800 Zuschauer), Mannheim (SAP-Arena/13'200) und München (Olympiahalle/12'000) statt. Die Hauptrunde wird in zwei Gruppen à 6 Teams ausgetragen, diese Spiele finden in Hamburg (Barclays Arena/13'300 Zuschauer) und Köln (Lanxess Arena/19'750) statt. Die Finalspiele werden ebenfalls in Köln über die Bühne gehen.
Alle Teams tragen drei Gruppenspiele aus. Die besten beiden Teams der Gruppe kommen in die Hauptrunde, die anderen beiden scheiden aus. Die Hauptrunde wird in 2 Gruppen à 6 Teams gespielt. Von diesen beiden Gruppen qualifizieren sich wiederum die ersten zwei Teams für die Halbfinals.
Dänemark hat zuletzt dreimal hintereinander die WM gewonnen und gilt deshalb als heissester Titelanwärter. Ebenfalls stark einzustufen sind die Franzosen. Medaillenkandidaten sind aber auch der aktuelle Titelhalter Schweden sowie Spanien, das davor zweimal den EM-Titel einheimste. Zum erweiterten Favoritenkreis gehören Norwegen, Island und Gastgeber Deutschland. Die Erwartungshaltung beim Gastgeber ist dabei riesig. Eine offizielle Zielsetzung des Verbands gibt es zwar nicht, gemeinhin wird vom DHB-Team aber der Halbfinaleinzug erwartet. Auf dem Papier sind aber zumindest Dänemark, Frankreich, Spanien und Schweden stärker einzustufen als die Deutschen. Ein dritter EM-Titel (nach 2004 und 2016) wäre demnach eine mittlere Sensation.
Um ehrlich zu sein: sehr schlecht. Einerseits gehört die Schweiz auf dem Papier nicht zu den besten zehn Nationen auf dem Kontinent, andererseits hat sie mit Frankreich und Deutschland bereits zwei harte Brocken als Gruppengegner. Weil nur die beiden Besten pro Gruppe weiterkommen, wäre nur schon der Einzug in die Hauptrunde eine Überraschung. Gegen Nordmazedonien hat die Schweiz aber Chancen auf den Sieg. Es ist auch das erklärte Ziel des Verbandes, diese Partie zu gewinnen. Mit den Südosteuropäern haben die Schweizer ohnehin noch eine Rechnung offen, haben sie doch in der Quali zur EM 2022 beide Vergleiche knapp verloren und dadurch die letzten europäischen Titelkämpfe verpasst.
Seit 1994 finden im Handball die Europameisterschaften statt, alle zwei Jahre gibt es das Turnier. Die Schweiz ist heuer das fünfte Mal dabei. 2002 erreichte das Team den 13. Platz (von 16 Mannschaften), 2004 den 12. Platz (16 Teams), bei der Heim-EM 2006 gab es den 14. Platz (16 Teams) und 2020 bei der letzten Teilnahme den 16. Platz (24 Teams).
Der Schweizer Andy Schmid gehört sicherlich dazu. Ebenso werden die Augen auf den aktuell besten Torhüter, Niklas Landin (Dänemark), gerichtet sein. Zu den Stars gehören auch Landins Landsmann Mathias Gidsel, Altmeister Nikola Karabatic oder Dika Mem (Frankreich), Jim Gottfridsson (Schweden), Juri Knorr (Deutschland), Gisli Kristjansson (Island), Sander Sagosen (Norwegen), Domagoj Duvnjak (Kroatien) und Alex Dujshebaev (Spanien).
Andy Schmid, der unbestrittene Star der Schweizer Mannschaft, spielt seine letzte Saison als aktiver Handballer. Der Ausnahmekönner ist fünfmal zum besten Spieler in der Bundesliga, der stärksten Liga der Welt, gewählt worden. Er hat zwölf Jahre lang das Trikot der Rhein-Neckar Löwen getragen. Dazu kommt, dass Schmid nach der Saison Michael Suter, den aktuellen Nationaltrainer, beerben wird.
SRF zeigt die drei Gruppenspiele der Schweiz im Free-TV. Die Spiele der Deutschen werden von den Stationen ARD und ZDF übertragen.
Seit dieser Saison überträgt «Dyn» alle Spiele der Handball-Bundesliga. Der neue Player hat sich zudem die Rechte für alle Spiele der EM gesichert. Allerdings muss man dafür ein Abonnement lösen. Das Monats-Abo kostet knapp 15 Franken. Bei der Buchung eines Jahresabos kostet der Monat noch rund 12 Franken.
Abwehrchef Samuel Röthlisberger fällt mit einer Handverletzung aus, auch Rückraumspieler Dimitrij Küttel fehlt. Er hat sich am Innenband verletzt und verpasst die EM. Am Sonntag ist zudem bekannt geworden, dass Jonas Schelker sich im letzten Testspiel einen Kreuzbandriss zugezogen hat.
Andy Schmid wird das Schweizer Spiel in der Offensive gestalten. Von Lenny Rubin werden Würfe und Tore aus der zweiten Reihe erwartet. Nikola Portner ist im Tor so etwas wie die Lebensversicherung der Mannschaft. Wer in der Abwehr nach dem Ausfall von Samuel Röthlisberger das Zepter schwingt, ist noch ungewiss, die Last wird wohl auf mehrere Schultern, namentlich auf jene von Lucas Meister und Lukas Laube, verteilt. (aargauerzeitung.ch)