Bisher war das saudische Treiben aus Sicht des europäischen Fussballs verkraftbar. Klar, die immensen Gehälter sorgten für Kopfschütteln, aber Angst vor einem grossen Qualitätsverlust in den Topligen musste man nicht haben.
Die Transferoffensive auf der Arabischen Halbinsel begann mit den Verpflichtungen alternder Superstars wie Cristiano Ronaldo und Karim Benzema. Bei beiden machte ein Abschied von der ganz grossen Fussballbühne Sinn. Die Diskussionen vor seinem Weggang bei Manchester United waren der grossen Karriere des Portugiesen unwürdig. Und der Franzose feierte mit dem Gewinn der Champions League und des Ballon d'Or 2022 einen perfekten Abschluss für seine Karriere bei Real Madrid.
Dann entschieden sich selbst Profis im besten Fussballeralter für einen Wechsel in die Saudi Pro League. Ruben Neves, Sergej Milinkovic-Savic und Fabinho beispielsweise. Doch mit Ausnahme von Letzterem spielten auch diese keine grosse Rolle bei einem Topklub und sind nicht unersetzlich. Zwar sind sie alle wie auch Allan Saint-Maximin oder Seko Fofana begnadete Fussballer, doch schaltet ihretwegen kaum jemand den Fernseher ein, wenn kein Bezug zu ihren Klubs besteht.
Bei den neuesten Coups der Klubs aus Saudi-Arabien ist jedoch das Gegenteil der Fall. Sadio Mané war in der Saison 2021/22 noch einer der besten Spieler beim Champions-League-Finalisten Liverpool. Zwar erlebte er in München eine schwierige letzte Saison, doch hätte er in der richtigen Situation wieder an alte Leistungen anknüpfen können und so die Fussballwelt begeistern. Jetzt steht er aber wie Ronaldo bei Al-Nassr unter Vertrag.
Der Weggang Neymars geht dem europäischen Fussball noch stärker an die Substanz. Obwohl der 31-jährige Brasilianer wegen seiner Theatralik bei gegnerischen Fouls in Verruf geraten ist, kann ihm seine fussballerischen Qualitäten niemand absprechen. Spieler wie den trickreichen Freigeist wollen Fussballfans sehen. Bis zu seiner Verletzung im Februar der letzten Saison erzielte er für PSG in 29 Spielen 18 Tore und bereitete 17 weitere vor. In Zukunft wird er seine Skorerpunkte für Al-Hilal sammeln und dafür bis zu 200 Millionen Euro jährlich verdienen.
Spätestens jetzt muss den europäischen Klubs und auch der UEFA klar sein, dass sie etwas unternehmen müssen, um den Aderlass zu stoppen. Denn die Geister, die sie riefen, haben sich jetzt gegen sie gewendet. Jetzt sind sie nicht mehr die Reichsten, nicht einmal Manchester City, Newcastle oder PSG können mit den Summen aus dem Nahen Osten mithalten. Nun mit der moralischen Keule zu schwingen oder den Spielern Gier vorzuwerfen, bringt nichts, bei diesen Summen wird fast jeder früher oder später weich.
Zumal es nicht allen nur um sich selbst geht. So sagte Kalidou Koulibaly nach seinem Wechsel von Chelsea zu Al-Hilal: «Ich kann meiner Familie helfen, gut zu leben, und die sozialen Aktivitäten meiner Stiftung in Senegal aufrechterhalten. Wir haben gerade begonnen, eine Kinderklinik zu bauen.»
Vielmehr müssen die Klubs und der europäische Fussballverband verhindern, dass überhaupt solche Summen angeboten werden können. Es braucht nun ein echtes «Financial Fair Play», an das sich alle Klubs halten und bei dem Verstösse ernsthaft sanktioniert werden. Gleichzeitig müssen die anderen Verbände sowie die FIFA ins Boot geholt werden, um die Vorgaben weltweit durchzusetzen. Die UEFA ist noch immer der mächtigste Kontinentalverband und sollte diese Position jetzt nutzen.
Wie stark der Wille vor allem der Topklubs ist, gemeinsam für eine solche Regelung zu kämpfen und diese durchzusetzen, mag bezweifelt werden. Aber wenn es einen Moment gibt, in dem dies passieren könnte, dann ist er jetzt gekommen.
Denn wird nichts unternommen und verfolgt die Saudi Pro League den von Ronaldo angekündigten Plan, bald eine der besten fünf Ligen der Welt zu werden, drohen weitere Spieler wie Neymar dem europäischen Fussball den Rücken zu kehren. Das hätte einen negativen Einfluss auf die Qualität der Spiele sowie die Attraktivität des Produkts. Und damit auch auf die Anzahl Zuschauerinnen und Zuschauer, die Champions League und Co. vor die Bildschirme ziehen.
Diese Spieler sind doch meistens eh komplett überbewertet, teils egozentrische Divas und schwer zu handhaben und läuft es mal nicht wie diese Herren es wollen sabotieren sie Trainings etc.
Es kann den europäischen Klubs nur gut tun wieder einmal ein wenig Bodenhaftung zu bekommen, weniger auf das grösste Geld zu schauen und mehr Fussball. Also ich sehe hier keine Probleme. Es ist viel mehr eine Chance muss man sagen.
Fragwürdig wäre wenn Bellingham, Haaland, Gavi, Musiala und co gehen würden. Also Top-Spieler Mitte 20 mit Ambitionen.