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Andres Ambühl, das Schweizer Team genoss am Donnerstag einen freien Tag ohne Eis. Wie gut hat dieser getan?
Andres Ambühl: Wir bestritten vier Spiele in fünf Tagen, das kostete Substanz. Da war jeder froh, eine kleine Pause machen zu können. Jeder entschied für sich selber, was für ihn das Beste ist. Es tat gut, mal aus dem Hotel zu kommen und etwas anderes zu sehen.
Ihr habt bislang an dieser WM für Spektakel gesorgt. Wie aufreibend waren die Partien für Sie als Spieler?
Als Spieler hast du zu wenig Zeit, um darüber nachzudenken. Von aussen braucht man wahrscheinlich mehr Nerven als wir auf dem Eis.
Wie schwierig ist es, immer wieder auf Rückschläge zu reagieren?
Es ist sicher nicht einfach. Ich habe das Gefühl, dass wir das gut gemeistert haben in den letzten paar Spielen. Auf dem lässt sich aufbauen. Wir gaben nie auf und fanden jedes Mal einen Weg zurückzukommen. Der späte Siegtreffer gegen die Letten ist sicher eine Belohnung für unsere vorherigen Anstrengungen.
Haben Euch die schwierigeren Phasen noch mehr zusammengeschweisst?
Ja. Wir brechen nicht auseinander, machen uns gegenseitig keine Vorwürfe.
Fielen nach den Niederlagen in den ersten beiden Spielen auch klare Worte?
In der ersten Partie (gegen Kasachstan) spielten wir nicht so schlecht. Es konnte uns einzig vorgeworfen werden, dass wir die drei Punkte nicht holten. Gegen Norwegen begannen wir ebenfalls gut, sind dann allerdings nach der Führung während anderthalb Drittel eingebrochen. Das sprachen wir sicher an. Im Grossen und Ganzen konnten wir uns aber nicht viel vorwerfen. Wichtig war dranzubleiben.
Mit den sieben Punkten aus den ersten vier Spielen seid Ihr aber kaum zufrieden, oder?
Das ist keine Frage. Wir hatten uns eine bessere Ausbeute erhofft. Auf der anderen Seite hätten wir auch weniger Punkte holen können, obwohl wir nicht schlechter spielten wie in anderen Jahren, in denen wir mehr Punkte gewannen.
Wie sehen Sie die Ausgangslage im Hinblick auf die Viertelfinals?
Ich glaube, wir sind in einer guten Ausgangslage. Wir haben es in den nächsten drei Spielen selber in der Hand. Wir wissen aber, dass wir Punkte benötigen. Wir müssen weiter krampfen.
Es wird immer wieder betont, dass es keine «kleinen» Teams mehr gibt. Dennoch waren beispielsweise die Dänen gegen die Russen (1:10) komplett überfordert. Da war offensichtlich, dass noch eine gewisse Differenz besteht. Wie sehen Sie das?
Der grosse Unterschied ist, dass die ersten sechs Teams in der Weltrangliste konstant sind. Das fehlt den hinteren Mannschaften. Aber grundsätzlich kann jede Mannschaft jede bezwingen. Es ist nicht mehr so wie vor ein paar Jahren, als man sagen konnte: «Die musst du schlagen». Es können alle Eishockey spielen.
Eure Spielweise ist sehr offensiv, von jenen Teams mit vier Partien verzeichnet keines mehr Torschüsse. Einmal mehr mangelt es jedoch an der Effizienz. Warum?
Das ist schwierig zu sagen. Das hat vielleicht damit zu tun, dass es jedes Jahr angesprochen wird und wir es um jeden Preis besser machen wollen anstatt locker zu spielen. In Stockholm (beim Gewinn der Silbermedaille) hatten wir diese Lockerheit. Wir müssen nun einen kühlen Kopf bewahren.
Die Schussqualität bei den Topnationen ist jedoch schon besser, wieso?
Sie sind vielleicht entschlossener. Aber wird sind dran, diesen Mangel zu beheben. Michel Riesen hat angefangen, ein Schusstraining anzubieten. Wenn du das von klein an machst, profitierst du sicher.
Sie bestreiten Ihre 13. WM in Serie und sind erstmals der Captain des Teams. Inwiefern hat sich für Sie etwas verändert?
Ich mache eigentlich alles gleich wie vorher. Ich darf diese Rolle ausüben, weil ich so bin, wie ich bin. Ich versuche, ich selber zu bleiben. Ich bin von Natur aus der ruhigere Typ und versuche vor allem, mit gutem Beispiel auf dem Eis voranzugehen. Wir haben viele andere erfahrene Spieler, die auch etwas sagen.
Weht mit Fischer und Co. ein frischer Wind?
Ich finde es cool, mal mit Schweizern zu arbeiten. Es gibt viele gute Schweizer Trainer. Es ist sicher etwas anders als in den letzten paar Jahren, aber schlussendlich bleibt Eishockey Eishockey. Auch sie können nicht alles verändern.
Heute Samstag spielt Ihr gegen Russland. Die Gastgeber präsentierten sich zuletzt in Spiellaune. Wie könnt Ihr die russische Lawine stoppen?
Gegen Dänemark hat man gesehen, dass die Russen wirklich sehr gut sind, wenn man sie spielen lässt. Wir müssen sie frustrieren, in dem wir ihnen die Zeit und den Raum wegnehmen. Dann kann man etwas erreichen, das bewiesen die Tschechen (3:0) in der ersten Partie. Wir müssen einfach sehr sehr diszipliniert spielen während 60 Minuten.
Ist Eure offensive Spielweise gegen Russland bezüglich Kontern nicht gefährlich?
Ich habe nicht das Gefühl, dass wir in den letzten vier Spielen hinten sehr anfällig waren. Bei fünf gegen fünf stand die Defensive gut. Wenn du offensiv spielen kannst, hast du hinten weniger zu tun. Wir müssen versuchen, vorne ein gutes Forechecking zu betreiben und solid defensiv zu arbeiten, dann ist einiges möglich. (sda/twu)