Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Im Februar fand im Iran ein Schach-Grand-Prix der Frauen statt. Die Teilnehmerinnen mussten dabei ihr Haupt mit einem Hidschab bedecken. Vielen passte dies nicht in den Kram, sie reisten nach dem Turnier verärgert ab.
Vor einigen Tagen vergab der weltweite Schachverband FIDE jetzt die Frauen-WM im Februar 2017 nach Teheran. Neben der iranischen Bewerbung ging von allen 150 Nationalverbänden keine andere ein. Niemand legte sein Veto ein. Bis den Teilnehmerinnen scheinbar erst jetzt klar wurde: Ohne Kopftuch (Hidschab), keine WM.
So zumindest schildert es die amerikanische Meisterin Nazi Paikidze gegenüber «CNN»: «Es ist absolut inakzeptabel, dass eines der wichtigsten Turniere in einem Land stattfinden soll, in welchem Frauen sich den Kopf bedecken müssen. Das ist religiöse und sexistische Diskriminierung.» Tatsächlich gilt im persischen Land seit der Revolution 1979 eine Hidschab-Pflicht für Frauen in der Öffentlichkeit.
Dass davon auch die Schach-Cracks nicht ausgenommen sind, erfuhren die Damen wie erwähnt spätestens im Februar. Paikidze sagt: «Die WM wird sich nicht vom anderen Turnier unterscheiden. Schliesslich ist dies dort Gesetz.» Die 22-Jährige gehört nicht zu den Topshots in ihrem Sport, weist aber einige Juniorentitel aus, gewann bereits 2010 den «Woman Grand Master» Titel (vierthöchste Auszeichnung im Schach-Sport) und gehört zu den Top 100 bei den Frauen. Trotzdem bleibt der Beigeschmack: Will sie mit ihrer Boykott-Drohung einfach nur in die Öffentlichkeit?
Während Paikidze von verschiedenen Seiten Unterstützung erhält, gibt es auch Stimmen, die gegen einen Boykott sind. Mitra Hejazipour, Iranerin und Asienmeisterin 2015, erklärt dem Guardian: «Ich verstehe, dass die Kopftuchpflicht für einige Frauen ungewöhnlich erscheinen mag. Aber ich kann ihnen sagen, wenn sie Verständnis dafür aufbringen und in den Iran kommen, werden sie auch die positiven Seiten sehen.»
Die WM sei eine grosse Chance für den Frauensport im Land. Nie zuvor wurde ein Turnier in ähnlichem Ausmass im Iran ausgetragen. Ein Boost für den Frauensport und damit der Rechte sei sicher.
Unterstützung erhält Hejazipour erstaunlicherweise von der britisch-iranischen Aktivistin Ghoncheh Ghavami. Diese sitzt seit fünf Monaten im Gefängnis, weil sie Frauen ermutigte, Männer-Volleyball im Stadion zu schauen. «Isolation ist keine Lösung», so Ghavami.
Beim Schachverband beobachtet man die Entwicklungen noch gelassen. Susan Polger entgegnet den Boykott-Drohungen trocken: «Ich war in fast 60 Ländern. Wenn ich verschiedene Kulturen besuche, möchte ich dieser meinen Respekt erweisen und halte mich an die lokalen Regeln und Gesetze.» Ausserdem habe der Verband bisher noch keine Offizielle Beschwerde einer Teilnehmerin erhalten. «Sobald dies soweit ist, schauen wir den Fall gerne an.» (fox)