Die WM in Katar ist gerade mal zwei Tage alt – und bereits gibt es zahlreiche Kontroversen. Hohe Wellen hat etwa das Verbot der «One-Love»-Binde geschlagen. Die FIFA untersagte den Captains die Binde zu tragen, welche ein Zeichen gegen Ausgrenzung setzen soll. Derweil wurde den Belgiern verboten, ein Trikot mit dem Schriftzug «Love» zu tragen.
Für Aufsehen sorgte auch ein Vorfall, der sich am Montag vor dem Spiel Wales gegen USA ereignet hat. Der bekannte US-Journalist Grant Wahl wollte das Spiel mit einem regenbogenfarbigen Shirt betreten. Ihm wurde jedoch der Zutritt zum Stadion verweigert, wie er auf Twitter schrieb. «Du musst dein Shirt wechseln, das ist nicht erlaubt», soll der Sicherheitsbeamte beim Einlass gesagt haben.
Just now: Security guard refusing to let me into the stadium for USA-Wales. “You have to change your shirt. It’s not allowed.” pic.twitter.com/TvSGThMYq8
— Subscribe to GrantWahl.com (@GrantWahl) November 21, 2022
Die FIFA und der US-Verband hätten ihm im Vorfeld gesagt, es sei kein Problem, mit Regenbogenkleidern ins Stadion zu gehen, schrieb Grant auf Twitter. «Das Problem ist, dass sie nicht die Kontrolle über diese Weltmeisterschaft haben. Das katarische Regime hat sie, und es verschiebt ständig die Torpfosten.»
In seinem Blog schilderte Grant, was genau passiert ist. 25 Minuten sei er von Sicherheitskräften angehalten worden. Einer habe ihm gesagt, dass das Shirt politisch sei und es deswegen nicht erlaubt sei. Mehrfach hätten sie ihn dazu aufgefordert, das Shirt abzuziehen. Er habe sich dem widersetzt.
Letzten Endes hätten ihn die Sicherheitskräfte mit dem Regenbogenshirt hereingelassen. Einer habe gesagt, dass man ihn nur vor den Fans habe beschützen wollen, die ihn im Stadion wegen des Shirts hätten verletzen können.
Nach dem Vorfall fragt sich Grant: «Wie ist es für normale Katarer, die vielleicht ein Regenbogenshirt tragen, wenn die Welt nicht zuschaut? Wie ist das?»
Grants Schilderungen sorgten für viele Reaktionen. Einige bemängelten, dass er es überhaupt versucht hat, obwohl er um die Kontroverse wusste. Andere applaudierten ihm, weil er standhaft blieb.
Auch die Katarer gingen auf Grants Erlebnis ein. Unter den Kommentierenden befand sich auch ein gewisser Dr. Nayef Nahar Al-Shammari. Der Katarer ist Direktor für Geisteswissenschaften und Sozialwissenschaften an der «Qatar University».
«Als Katarer bin ich stolz, auf was passiert ist», schrieb Al-Shammari auf Twitter. «Ich weiss nicht, wann die Menschen im Westen begreifen werden, dass ihre Werte nicht universell sind. Es gibt andere Kulturen mit anderen Werten, die ebenso respektiert werden sollten.» Weiter schrieb er: «Wir sollten nicht vergessen, dass der Westen nicht der Sprecher der Menschheit ist.»
Damit schlug er in eine ähnliche Kerbe wie Gianni Infantino. Am Samstag sagte der FIFA-Präsident, die Europäer sollten sich für ihre Vergangenheit entschuldigen und keine Moralpredigten halten.
As a Qatari I’m proud of what happened.
— د. نايف بن نهار (@binnahar85) November 21, 2022
I don’t know when will the westerners realize that their values aren’t universal. There are other cultures with different values that should be equally respected.
Let’s not forget that the West is not the spokesperson for humanity. https://t.co/Oa8zvmk6P7
Al-Shammari traf mit seiner Aussage einen Nerv. Der Tweet hat innert weniger Stunden fast eine halbe Million Likes und über 100'000 Retweets gesammelt. «Ich stimme mit Ihnen überein. Besucher aus dem Ausland sollten anderen Nationen nicht ihren Glauben und ihre Normen aufzwingen», schrieb ein Twitter-User. Andere waren hingegen gar nicht einverstanden mit der Aussage des Katarers. So entgegnete ein User: «Menschenrechte sind nicht nur eine Meinungsverschiedenheit.» (cma)
Nein das sollten wir nicht vergessen. Aber wir sollten vielleicht dann doch lieber an Orten Fussballspielen an welchen der Fussball auch willkommen ist.