Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Es war ein hartes Stück Arbeit, dieses 0:0 gegen Gastgeber Frankreich. Die Erleichterung und der Stolz war den Schweizern nach dem Schlusspfiff anzusehen: «Geschafft», war in ihren Gesichtern zu lesen. Ungeschlagen und aus eigener Kraft hat die Nati ihr Minimalziel und als Gruppenzweiter die Achtelfinals erreicht. Verdientermassen liessen sich Spieler und Staff danach von den Fans feiern.
🇨🇭🇨🇭🇨🇭🇨🇭 pic.twitter.com/FTKChk68BD
— Yann Sommer (@YannSommer1) 19. Juni 2016
Denn der Schweiz wurde dieser Erfolg nicht geschenkt. Im Gegenteil: Sie hat ihn sich hart erarbeiten müssen. Gegen Albanien stimmte spielerisch vieles noch nicht, gegen Rumänien spielte man mutig nach vorne und gegen Frankreich hat man einem Grossen die Stirn geboten.
In diesen drei Spielen innert acht Tagen hat sich das Team von Vladimir Petkovic kontinuierlich gesteigert und angedeutet, zu was es fähig sein könnte. Und – nicht zu unterschätzen – es hat in der Heimat wieder Begeisterung entfacht. Die Nati spielt nach zwei schwierigen Jahren an dieser EM einen Fussball, mit dem sich die Fans endlich wieder identifizieren können.
Das Prunkstück im Schweizer Spiel ist neben dem bärenstarken Torhüter Yann Sommer das defensive Mittelfeld. Der unermüdliche Kämpfer Valon Behrami und der geniale Stratege Granit Xhaka halten die Mannschaft zusammen, geben den Takt vor und sorgen für die taktische Organisation.
In ihrem Sog haben sich auch die Teamkollegen von Spiel zu Spiel stabilisiert, etwa die vor allem bei schnellen Gegenstössen anfällige Innenverteidigung oder die etwas ungestümen Aussenverteidiger. Selbst der launische Xherdan Shaqiri wirbelte gegen Frankreich schon fast so, wie man sich das von ihm gewöhnt ist.
Dank Xhaka und Behrami gehört die Schweiz defensiv definitiv zu den besten Mannschaften an dieser EM. In drei Spielen hat man nur gerade ein Tor zugelassen, gegen Rumänien den Penaltytreffer von Bogdan Stancu. Doch es gibt auch ein paar Mängel bei den Schweizern. Und zwar nicht nur bei den Trikots, die gegen Frankreich so leicht rissen wie einlagiges WC-Papier.
Das grosse Sorgenkind ist und bleibt die Offensive. Erst zwei Tore sind der Schweiz gelungen – sowohl das 1:0 gegen Albanien durch Fabian Schär als auch Admir Mehmedis 1:1-Ausgleich gegen Rumänien fiel nicht aus dem Spiel heraus, sondern nach einer Standard-Situation. Klar zu wenig, da muss mehr kommen.
Zwar hat die Schweiz alle drei Partien kontrolliert, hatte sogar gegen Frankreich mehr Ballbesitz, doch schoss Rotweiss gegen «Les Bleus» in 90 Minuten kein einziges Mal aufs Tor. Gegen Albanien und Rumänien kamen die Schweizer zwar zu Chancen, liessen ihre Möglichkeiten aber teils fahrlässig liegen.
Der Schweiz fehlt ein Strafraumstürmer, ein geborener Skorer. Haris Seferovic und Breel Embolo sind zwar ständig in Bewegung, immer anspielbar und arbeiten auch gegen hinten gut mit, doch nach vorne sind sie nicht mehr als ein laues Lüftchen. Es ist augenscheinlich: Bei der Effizienz im Abschluss liegt der grösste Steigerungsbedarf. Hier zeigt sich der Unterschied zu den Topnationen.
Dennoch darf die Schweiz guten Mutes auf den Achtelfinal vom kommenden Samstag (15 Uhr) in Saint-Étienne schauen. Vieles stimmt und die Mannschaft wirkt nach dem Erreichen der K.o.-Phase keineswegs selbstzufrieden oder selbstgefällig, sondern immer noch konzentriert und hungrig. Die «Weiter, immer weiter»-Mentalität von Oliver Kahn scheint in der Nati angekommen zu sein und hat Selbstzufriedenheit verdrängt.
Das muss auch so sein. Gegen Deutschland, Polen oder Nordirland bietet sich dieser goldenen Schweizer Generation nun zum zweiten Mal die Chance, nicht nur vom grossen Coup zu reden, sondern ihn auch zu schaffen. Dazu braucht es allerdings eine weitere Leistungssteigerung.
Der lange Schatten von Ottmar Hitzfeld ist immer noch da, nun kann Petkovic mit seinem Team ihn endlich abschütteln. An der WM 2014 ist die Nati im Achtelfinal denkbar knapp (0:1 n.V.) an Argentinien gescheitert. Eine Begegnung, die nicht so schnell aus den Köpfen der Spieler verschwunden ist. Nun können sie zeigen, dass sie einen weiteren Schritt nach vorne gemacht haben und zum sehnlich erwarteten Exploit fähig sind.