Wer Lamine Yamal am Dienstagabend beobachtet hat, blieb mit offenem Mund zurück. Es blieb nichts anderes übrig, als zu staunen. Erst recht, wenn einem dann bewusst wird, dass der Flügelspieler des FC Barcelona gerade einmal 17 Jahre alt ist.
Es ist kaum zu glauben, wenn man den Spanier beim 3:1-Sieg gegen Benfica Lissabon, mit dem der Einzug in den Champions-League-Viertelfinal klargemacht wurde, gesehen hat. Jemand, der auf diesem Niveau erst ein Tor so traumhaft vorbereitet wie das 1:0 von Raphinha und dann mit einem herrlichen Schlenzer ins lange Eck zum 2:1 für einen weiteren Höhepunkt sorgt, kann doch nicht ernsthaft noch minderjährig sein.
Aber doch, der Junge mit einem Marktwert von 180 Millionen Euro erblickte das Licht der Welt tatsächlich erst am 13. Juli 2007.
Wenn man Yamal zuschaut, fühlt man sich unweigerlich an Lionel Messi erinnert. Nicht nur, weil beide durch die Barça-Schmiede La Masia gingen und auf dem rechten Flügel zu Hause sind. Sondern auch wegen der Art, wie Yamal das Spiel beeinflusst und den Ball kontrolliert. Wie er Gegner mühelos und ohne überflüssige Tricksereien ausspielt. Wie er seine Mitspieler in Szene setzt. Alles an seinem Spiel ist eine Augenweide – wie bei «La Pulga».
Natürlich hat er noch nicht die Qualität des Messis zu seinen besten Zeiten. Den 18-jährigen Messi, der sich so langsam an den Profifussball herantastete, übertrifft er aber schon. Yamal steht in seiner zweiten kompletten Profisaison bereits bei 12 Toren und 17 Assists – das sind hervorragende Zahlen für einen Fussballer jeden Alters. In der nächsten Saison soll er dann Messis Rückennummer 10 erben.
Man sollte junge Spieler nicht zu früh mit zu hohen Erwartungen überhäufen. Und einen Jugendlichen mit dem besten Fussballer der Geschichte zu vergleichen, gehört daher mit Sicherheit zu den Dingen, mit denen man vorsichtig sein sollte. Viele sind an den Vergleichen zu Messi oder anderen früheren Grössen gescheitert.
Aber bei Yamal muss man keine Bedenken haben, dass ihn die Last auf den Schultern erdrücken könnte. So cool, wie er mit dem Hype umgeht, der spätestens bei der Europameisterschaft um den damals noch 16-Jährigen entstanden ist. Schon an der EM, als er einer der besten Spieler auf dem Weg zum Titel war, liess er sich davon nicht ablenken.
Danach blieb sein Fokus ebenfalls immer die Leistung auf dem Platz. Auf seinen Profilen in den sozialen Medien gibt es weit und breit nur Fussball. Auch sonst hält sich Yamal eher zurück, lässt die Füsse für sich sprechen. Und das zahlt sich bisher aus. Stillstand oder gar Rückschritt? Fehlanzeige.
Bei anderen 17-jährigen Supertalenten heisst es meist: «Der kann mal ein ganz Grosser werden.» Yamal ist das hingegen bereits. Die Buchmacher sehen ihn gar als einen der grössten fünf Anwärter auf den Ballon d'Or. Der jüngste Gewinner dieser Auszeichnung ist bisher der brasilianische Ronaldo im Jahr 1997 mit 21 Jahren. Selbst wenn sich Yamal nicht mehr weiterentwickelt, wird er in den nächsten zehn Jahren zu den besten Fussballern der Welt gehören. So gut ist er schon jetzt.
Das weiss auch Lionel Messi selbst. Der langjährige Barça-Star, der Yamal als Baby für ein Fotoshooting badete, lobte diesen bereits im Dezember mit den Worten: «Er ist die Gegenwart des Fussballs und hat auch eine riesige Zukunft vor sich.» Im selben Zug erklärte der 37-jährige Argentinier, dass Yamal ihn an eine jüngere Version seiner selbst erinnere.
Und wenn der Weltmeister von 2022 und achtfache Weltfussballer das sagt, kann man es wohl kaum noch verneinen: Lamine Yamal ist jetzt wirklich der nächste Lionel Messi.
Wenn er von schweren Verletzungen verschont bleibt, können wir uns noch viele Jahre auf solche Aktionen von ihm freuen.