Die Heim-EM und die Hoffnung, im Leiterlispiel auf dem richtigen Feld zu landen
Norwegen, Island, Finnland. Drei Partien in neun Tagen, die über weit mehr entscheiden als nur den Ausgang der EM. Auf dem Spiel steht zwar nicht der Fussball der Frauen in der Schweiz, aber ein erfolgreicher Auftritt kann dessen Entwicklung beschleunigen.
Manchen Protagonistinnen kann es nicht schnell genug gehen. Sie fordern ein besseres Trainingsumfeld, mehr mediale Beachtung, eine höhere Bezahlung. Doch um im Sport eine zarte Pflanze zum Wachsen zu bringen, braucht es Geduld und Ausdauer – und Erfolge. Sie sorgen für positive Aufmerksamkeit und helfen massgeblich dabei, dass der Fussball der Frauen Schritt für Schritt wachsen kann.
Die Heim-EM bietet eine unbezahlbare Chance. Der Fokus der Schweizer Öffentlichkeit ist dieser Tage auf die Fussballerinnen gerichtet. Wie beim Leiterlispiel könnte es am Turnier nicht bloss Feld um Feld vorangehen, sondern mit einem mutigen, erfrischenden und möglichst von Siegen begleiteten Auftritt gleich mehrere Stockwerke nach oben.
Dafür müssen die Würfel richtig fallen – nicht dass sie auf einem Schlangen-Feld landen, wo es hinunter statt hinauf geht. Wie beim Leiterlispiel gilt auch im Sport: Das Glück ist ein Faktor.
Die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Abschneiden sind, trotz mässiger Vorstellungen in den vergangenen Monaten, gegeben. Torhüterin Livia Peng wurde vom «Kicker» zur Bundesliga-Torhüterin der Saison gewählt. Sie wechselt nach der EM zum englischen Serienmeister Chelsea.
Hoffnungsvolle Talente wie Sydney Schertenleib, Iman Beney oder Noemi Ivelj bringen jugendliche Frische in die Equipe. Captain Lia Wälti, Rekord-Nationalspielerin Ana-Maria Crnogorcevic oder Noelle Maritz steuern ihre grosse Erfahrung bei. Und besonders bei der Gen Z, der TikTok-Tänze so wichtig sind wie Traumtore, ist Instagram-Königin Alisha Lehmann das bekannteste Gesicht des Frauenfussballs – nicht nur in der Heimat.
Trainiert wird die Nati von Pia Sundhage. Die Schwedin bringt bald fünf Jahrzehnte Erfahrung im Fussballgeschäft mit. Die USA coachte sie zu zwei Olympiasiegen.
Auf dem Papier sind das Zutaten, die passen. Es liegt an Sundhage, das richtige Rezept zu finden. Und es liegt an den Spielerinnen, dass das Gericht gelingt. Sie haben es in ihren Füssen, gegen Norwegen, Island und Finnland die einmalige Chance zu packen, die sich ihnen bietet. Denn anders als im Leiterlispiel ist Glück im Fussball nicht alles.
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