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Was für die Schweiz an der Fussball-WM der Frauen auf dem Spiel steht

Switzerland, Winterthur, July 5th 2023: Seraina Piubel Switzerland the International Friendly, Länderspiel, Nationalmannschaft football match between Switzerland and Morocco at Stadion Schützenwiese i ...
Seraina Piubel posiert mit Fans.Bild: www.imago-images.de
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Was für die Schweiz an der Fussball-WM der Frauen auf dem Spiel steht

Am anderen Ende der Welt beginnt am Donnerstag die Fussball-WM der Frauen. Ein erfolgreiches Abschneiden des Schweizer Nationalteams ist auch für die Zukunft von elementarer Bedeutung.
17.07.2023, 11:1517.07.2023, 14:17
Ralf Meile
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Wenn am Freitag im neuseeländischen Dunedin um 17 Uhr Ortszeit (7 Uhr Schweizer Zeit) in eine Schiedsrichterpfeife geblasen wird, beginnt für den Frauenfussball in der Schweiz ein wichtiges Kapitel. Im Auftaktspiel gegen den Aussenseiter Philippinen soll ein Sieg her und damit der Grundstein gelegt werden für ein erfolgreiches WM-Turnier.

Norwegen und der WM-Co-Gastgeber Neuseeland sind die weiteren Gegner in der Vorrunde, die zwei von vier Teams überstehen. Die Schweiz will zu diesen gehören und es liegt bestimmt im Bereich des Möglichen, dass sie dieses Ziel erreichen kann. Auch wenn die Vorbereitungsspiele wenig Gründe für eine überbordende Euphorie lieferten.

Klar ist, dass die Aushängeschilder des Teams liefern müssen: etwa Ramona Bachmann, Ana Maria Crnogorcevic oder Lia Wälti. Alle drei sind sehr routiniert, alle drei spielen bei internationalen Topteams: Bachmann bei Paris Saint-Germain, Crnogorcevic beim FC Barcelona, Nati-Kapitänin Wälti bei Arsenal. Das Trio mit der Erfahrung von gemeinsam 388 Länderspielen steht besonders dafür in der Verantwortung, dass der Motor im Schweizer Spiel brummt.

Switzerland's Ramona Bachmann reacts during a women's international friendly soccer match between Switzerland and Morocco at the Schuetzenwiese stadium in Winterthur on July 5, 2023. (KEYSTO ...
Unumstrittene Führungsspielerin: Ramona Bachmann trug zuletzt für die angeschlagene Lia Wälti die Binde der Kapitänin. Bild: keystone

Heim-EM vor der Tür

Dass die Schweiz ein überzeugendes WM-Turnier spielt, ist in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung. Denn schon in zwei Jahren, im Sommer 2025, wird die Europameisterschaft in der Schweiz ausgetragen. Vor dieser Heim-EM ist es wichtig, für eine positive Grundstimmung gegenüber dem Frauenfussball zu sorgen. Nichts ist dafür so entscheidend wie Siege, oder zumindest rauschende Spiele voller Leidenschaft, sollten sie denn verloren gehen.

Diese Grundstimmung ist derzeit höchstens in den Werbekampagnen der Sponsoren positiv. Nach wie vor wird das Fussballspiel der Frauen von weiten Teilen der sportbegeisterten Bevölkerung belächelt oder schlicht ignoriert. Selbst in der höchsten Schweizer Liga werden Partien oft auf Trainingsplätzen ausgetragen und nur im Ausnahmefall vor einer vierstelligen Kulisse.

Switzerland, Winterthur, July 5th 2023: More than 5000 fans during the International Friendly, Länderspiel, Nationalmannschaft football match between Switzerland and Morocco at Stadion Schützenwiese i ...
Frauenfussball hat durchaus Potenzial: Gegen Marokko kamen in Winterthur 5000 Fans.Bild: www.imago-images.de

Dabei tut sich durchaus einiges. Im Schweizer Fernsehen sind regelmässig Berichte und manchmal Livespiele zu sehen. Spielerinnen erhalten auch in anderen Medien nicht nur dann eine Plattform, wenn sie mit einem Promi anbandeln oder sich in aufreizender Pose auf Social Media zeigen.

Der schwierige Weg aus der Nische

Bisweilen erhält man den Eindruck, dass einigen (lauteren) Protagonistinnen alles viel zu langsam geht. Sie hätten gerne schon heute die gleichen Löhne und das gleiche Arbeitsumfeld wie die Männer. Die leiseren Stimmen wissen, dass Rom nicht an einem Tag erbaut wurde. Es braucht Zeit, es braucht Geduld, es braucht Ausdauer, wenn der Frauenfussball seinen Weg aus der Nische der Randsportarten finden will.

Und es braucht Erfolge. Sie kurbeln das Interesse an und können im besten Fall einen positiven Kreislauf in Schwung setzen. Mehr Interesse = mehr Fans = grössere Stadien = höhere Einnahmen = höhere Löhne = mehr Professionalität = höheres Niveau = neue Erfolge. Wenn die Welt nur so einfach wäre, wie sie mit schwarzen Buchstaben auf weissem Hintergrund skizziert werden kann …

In Neuseeland spielen Bachmann, Crnogorcevic, Wälti und ihre Kolleginnen deshalb nicht nur für sich und ein gutes Abschneiden an der WM. Sondern auch für die Zukunft ihrer Nachfolgerinnen und für die Zukunft ihres Sports in der Schweiz.

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43 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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sweeneytodd
17.07.2023 12:01registriert September 2018
Nach wie vor wird das Fussballspiel der Frauen von weiten Teilen der sportbegeisterten Bevölkerung [...] ignoriert.

Ich stehe dazu, ich schaue kein Frauenfussball. Genauso schaue ich kein Frauen Eishockey. Der Grund ist simpel, das Niveau ist noch ziemlich weit entfernt von den Herren, das macht es für mich nicht attraktiv dafür Geld/Zeit aufzuewenden. Anders im Tennis/Volleyball/Skifahren, da ist das Niveau gleichwertig oder sogar besser[?], somit ist es für mich interessanter diese Sportarten auch bei den Frauen zu verfolgen. Der FF braucht noch Zeit für Qualität, dann kommt das schon noch.
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Amarillo
17.07.2023 16:38registriert Mai 2020
Der Fussball-Konsument von heute wird bereits bis zum Abwinken mit seinem Sport gefüttert. Dass der sich nun auch noch Frauenfussball reinziehen wird, ist nicht zu erwarten. Wenn nicht „neue“ Fans gefunden werden, nützt auch der auf allen Kanälen laufende künstliche Hype nichts. Denn ohne Zuschauer in den Stadien jenseits von internationalen Grossanlässen interessiert‘s Sponsoren kaum, und es fehlt somit das Geld, welches da gefordert wird, als würde es in irgend einem Verbandsbüro aus dem Boden wachsen.
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SpitaloFatalo
17.07.2023 13:52registriert März 2020
Geht jede 5. Frau einmal pro Saison ein SL-Spiel der Frauen schauen, geht die Rechnung auf.
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