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EM 2025: Diese Nati lässt Herzen höher schlagen

From left to right; Switzerland's Riola Xhemaili, Switzerland's Lia Waelti, Switzerland's Viola Calligaris, Switzerland's Smilla Vallotto, Switzerland's Ana-Maria Crnogorcevic ...
Erleichterung und Freude beim Schlusspfiff nach dem 1:1 gegen Finnland.Bild: keystone
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Plötzlich Gänsehaut: Die Nati trotzt allen Zweifeln

Die Schweiz schafft es an der Fussball-EM der Frauen im eigenen Land in die Viertelfinals. Auch wenn der Erfolg am seidenen Faden hing, ist er die Belohnung für ein Team, das seine Kritiker Lügen strafte.
11.07.2025, 07:1611.07.2025, 13:28
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Um 22.55 Uhr war es geschafft. Wurde das Stade de Genève zum Tollhaus und atmeten Hunderttausende vor dem Fernseher tief durch. Nach einem erkämpften 1:1 gegen Finnland zieht die Schweiz in die K.o.-Phase ein.

Ihr Spiel war weiss Gott nicht fehlerfrei. Tiefpunkt war das rustikale Foul von Viola Calligaris, das zum finnischen Penaltytreffer führte und für das ihr der Holzfällerverband vermutlich den Antrag auf eine Mitgliedschaft zusenden wird.

Der Glaube an den Gipfel

Aber das Schweizer Spiel war abermals eines mit viel Leidenschaft. Eines mit dem Glauben daran, den Gipfel erreichen zu können. Und natürlich hatte die Nati das nötige Wettkampfglück. Ein Tor in der 92. Minute des letzten Gruppenspiels entschied über das Weiterkommen.

Riola Xhemaili stand goldrichtig. Géraldine Reuteler war auch gegen Finnland omnipräsent und bereitete den Ausgleich vor – mit einem Pass, der als Schuss gedacht war. Bei Nadine Riesen war der Name Programm. Lia Wälti dirigierte und biss, handicapiert von einem lädierten Knie, auf die Zähne. Noelle Maritz brillierte mit ihrer Kampfkraft. Und Alisha Lehmann zeigte bei ihrem Kurzeinsatz, dass sie mehr als ein «Maskottchen» dieses Teams ist.

Die Noten der Nati beim 1:1-Unentschieden gegen Finnland

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Die Noten der Nati beim 1:1-Unentschieden gegen Finnland

Dank einem 1:1 gegen Finnland steht die Schweiz im EM-Viertelfinal. Die Noten der Natispielerinnen von Sebastian Wendel (CH Media).

quelle: keystone / alessandra tarantino
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Sundhage zeigt es den Kritikern

Eine grosse Gewinnerin ist vor allem auch Pia Sundhage. Die Trainerin bewies schon wieder, wie beim Sieg gegen Island, ihr glückliches Händchen bei Einwechslungen. Unbeirrbar ging die Schwedin ihren Weg. Wie sich zeigen sollte, war es der richtige.

Fussball ist ein Sport der tausend Emotionen und lebt nicht nur von der spielerischen Klasse. Fast noch mehr lebt er von der Spannung – und die liefert diese Schweizer Auswahl. Sie schreibt gerade ein kleines Sommermärchen, das ein Filmregisseur nicht packender schildern könnte.

Die grosse Chance wurde gepackt

Nach einer miesen Vorbereitung mit dem Abstieg in der Nations League hatte die Nati beim EM-Start kaum Kredit. Aber gerade rechtzeitig, mit dem Anpfiff des Startspiels gegen Norwegen, konnte sie den Hebel umlegen, so wie nach dem verschifften Frühling plötzlich die Sonne dominierte.

Das EM-Fieber hat das Fussball-Land erfasst, nur schon die TV-Einschaltquoten belegen dies. Wenn Spannung drin und ein Nationalteam am Ball ist, spielt die Frage Männlein oder Weiblein keine Rolle.

So bunt, laut und riesig waren die Fanmärsche an der EM

Video: watson/lucas zollinger

Schon jetzt lässt sich festhalten: Die Chance, die sich dem Frauenfussball bot, dem Sport mit einem Heimturnier zu Aufmerksamkeit zu verhelfen, wurde gepackt. Wie sich diese verwerten lässt, wenn die EM Geschichte sein wird, ist eine Frage für einen anderen Tag, nicht für diesen Moment des grossen Jubels.

Nichts mehr zu verlieren

Nun wartet aller Voraussicht nach Weltmeister Spanien. Auf dem Weg zum WM-Titel liessen die Spanierinnen vor zwei Jahren im Achtelfinal der Schweiz beim 5:1-Sieg nicht den Hauch einer Chance. Gegen dieses Über-Team ist ein Sieg für die Schweiz im Normalfall ein Ding der Unmöglichkeit. Doch selbst wenn es schon vor dem Anpfiff nach einer Durchhalteparole klingt: Jedes Spiel muss zuerst gespielt werden.

Hollywood-Filme über Underdogs, die wider Erwarten erfolgreich sind, enden selten schon im Viertelfinal.

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Die besten Bilder der Fussball-EM 2025 in der Schweiz
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Die besten Bilder der Fussball-EM 2025 in der Schweiz

Das Märchen bleibt aus: Die Nati verliert im Viertelfinal trotz hartem Kampf gegen Spanien. Lia Wälti tröstet nach dem Schlusspfiff Iman Beney.

quelle: keystone / michael buholzer
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Noch nicht verwenden! Frauen-Nati: Noelle Maritz und Sereina Piubel testen ihr Wissen über die Schweiz
Video: watson
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62 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Beyeler
11.07.2025 07:39registriert Oktober 2016
Es ist schön zu sehen, dass diese EM bis jetzt als Erfolg bezeichnet werden kann. Die Fans von den Niederlanden, über die Deutschen bis hin zu den Schweizern machen mächtig Stimmung und zeigen wie viel Begeisterung in diesem Turnier steckt. Unser Nati lässt sich davon anstecken und hat uns geniale Emotionen geschenkt und dieses (belanglose, da Testspiel) 7:1 vergessen gemacht!

Freut mich, dass die Schweiz bis jetzt ein so toller Gastgeber ist! :)
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Tsherish De Love aka Flachzange
11.07.2025 08:07registriert September 2020
Nachdem Blerim vor 11 Jahren gegen Argentinien nicht traf, schiesst uns seine fast Namensvetterin in die kollektive Ekstase! Jetzt noch ein Gelson Moment gegen Spanien!

Bringend en hei! Ihr seid ein so geiles Team! 🇨🇭🇨🇭🇨🇭🇨🇭🇨🇭🇨🇭🇨🇭
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Linus Luchs
11.07.2025 07:32registriert Juli 2014
Grosser Applaus für Pia Sundhage und das Team! 😀🇨🇭

Es ist ein paar Stunden zu früh, sich auf Spanien einzustellen. Natürlich sind die Weltmeisterinnen gegen Italien favorisiert. Aber auch dieses Spiel muss zuerst gespielt werden. Italien hat nicht die schlechteren Chancen, gegen Spanien eine Überraschung zu schaffen, als die Schweiz.
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