Aus seiner Zeit beim FC Basel hat sich Murat Yakin den spöttischen Ruf des «Meisters der Unentschieden» erarbeitet. Nach dem gestrigen enttäuschenden 1:1 gegen Israel lautet die Bilanz des Schweizer Nationaltrainers aus den letzten fünf Spielen: ein Sieg gegen Andorra und vier Unentschieden (gegen Rumänien, Kosovo, Belarus und nun auch Israel). Die Qualifikation müsste in dieser, der schwächsten aller Quali-Gruppen, längst im Sack sein.
Die Tatsache, dass die Nati immer noch um die Teilnahme an der EM in Deutschland zittern muss, hat Yakin längst sämtlichen Kredit bei den Schweizer Fans gekostet. Und auch in der Mannschaft scheint der 49-Jährige schon länger nicht mehr unantastbar zu sein. Granit Xhaka kritisierte seinen Trainer vor kurzem öffentlich. Manuel Akanji stärkte ihm ebenfalls nicht den Rücken. Auch wenn Yann Sommer betont, dass die Stimmung in der Mannschaft gut sei, besteht die realistische Gefahr, dass Yakin die Kabine verloren hat.
Der Nati-Trainer hat sich angreifbar gemacht. Durch seine kuriosen Nominationen (mit Edimilson Fernandes fehlt gegen Kosovo der einzige Rechtsverteidiger des Kaders gesperrt). Durch seine schrägen Aussagen («gegen solche Teams müssen wir uns defensiv nicht vorbereiten»). Und seine teils unverständlichen Auswechslungen (gegen Israel den starken Noah Okafor vorzeitig rausgenommen und durch den blassen Andi Zeqiri ersetzt).
Mit diesen Fehlern, gepaart mit den schlechten Resultaten, ist Murat Yakin als Schweizer Nati-Trainer eigentlich längst untragbar geworden. Doch der Verband steckt in einer Zwickmühle: Am Samstag steht gegen den Kosovo bereits die nächste Finalissima an, am Dienstag dann das letzte Spiel der Quali gegen Rumänien. Vor derart wichtigen Spielen wird der SFV kaum eine Trainerentlassung riskieren.
Und sollte Yakin am Ende die EM-Qualifikation doch meistern – die Ausgangslage ist dafür ja immer noch ordentlich – wird ihm Nationalmannschaftsdirektor Pierluigi Tami wieder Aufschub gewähren. Das wäre ein Fehler.
Man kann die letzten beiden Spiele noch mit Yakin gehen. Wenn er die Qualifikation dann noch verspielt, ist eine Trennung sowieso unabdingbar. Aber auch wenn sich die Schweiz für die EM in Deutschland qualifiziert, müsste sich der Verband von Trainer Yakin (und Direktor Tami, der Yakin installiert hat) trennen.
Ein neuer Coach – ob das nun Urs Fischer ist, oder nicht – hätte dann ein halbes Jahr Zeit, die Nati auf die Europameisterschaft vorzubereiten. Murat Yakin hat zur Genüge bewiesen, dass er nicht der richtige Mann für den Job ist.